Hier nun also die DVD "Man in Black: Johnny Cash - Live in Denmark 1971". Das Cover zeigt, dem Titel gemäß, Johnny Cashs Profil vor schwarzem Hintergrund - Johnny Cash pur also. Fast eine Mogelpackung, denn die DVD bietet weit mehr, als das Cover verspricht. Vor der Kulisse eines auf Kuhstall getrimmten dänischen Fernsehstudios sehen wir nicht nur einen aufgeräumten und wohl gelaunten Johnny Cash, sondern eine ganze Latte an prominenten Gästen: Neben Johnnys Gattin June und ihrer Carter-Family treten Rock 'n' Roll-Urgestein Carl Perkins und die Vokal-Akrobaten Statler Brothers auf. Das alles in einem Fernsehstudio vor Publikum, gut ausgeleuchtet und für damalige Verhältnisse ansprechend in Szene gesetzt.
Den Anfang macht natürlich der Meister selbst, begleitet von den hervorragend eingespielten Tennesee Three - Marshall Grant am Bass, W. S. Holland am Schlagzeug und Bob Wooton an der Gitarre. Cash beginnt das Konzert mit "A Boy Named Sue". Und hier kommt auch schon die große Überraschung: Johnny Cash lacht. Allerdings hatte Cash im Jahre 1971 allen Grund zum Fröhlich sein. Er befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, war unbestrittener Herrscher der C&W-Charts und wurde kurz zuvor für "If I Were A Carpenter" mit dem Grammy ausgezeichnet. Eben diesen Song sehen wir auf dieser DVD - als Duett mit June Carter Cash, ebenso wie zwei Songs dargeboten von Carl Perkins, Cashs Gefährten aus alten Sun-Studio-Tagen. Perkins singt seine Klassiker "Blue Suede Shoes" und "Matchbox" und stellt dabei einrucksvoll seinen großen Einfluss auf die Entwicklung des Rock 'n' Roll unter Beweis.
Nach zwei weiteren Cash-Songs, unter anderem eine schöne Version des Kris-Kristofferson-Klassikers "Me And Bobbie McGee" (Cash hatte Kristofferson kürzlich für sich als Songwriter entdeckt und spielt bei diesem Konzert noch zwei weitere Songs des zukünftigen "Highwayman"), kommen die Statler Brothers zum Zuge: Ihre dargebotenen Evergreens "Flowers On The Wall" und "Bed of Roses" zeigen ein seltene Kompetenz in Sachen Satz- und Harmoniegesang - einfach schön. Nachdem Cash das Publikum mit seinen "Folsom Prison Blues" wieder für sich begeistert, folgen drei Duette mit seiner Gattin June. Die sprichwörtliche Bühnenharmonie der beiden ist immer wieder packend und man ist sich schnell sicher: Ein Show-Biz-Paar wie Johnny und June wird es so schnell nicht wieder geben.
Dann wieder Cash pur: "Man In Black", sein damals aktueller Hit, eindrucksvoll dargeboten, als Hymne an den kleinen Mann und intime Selbstbeschreibung in Einem. Jetzt ist alles bereit zum Finale: Nach einer Vorstellung der Country-Institution Carter Family singt diese angeführt von Genre-Urmutter Maybelle an der Harfe den "Song to Mama" - ein echter Tearjearker.
Im Anschluss finden sich alle Beteiligten auf der Bühne ein: Cash als Zeremonienmeister, die Carters und die Statlers als Engelschöre, Carl Perkins als Gitarrist von Gottes Gnaden. Gemeinsam zelebrieren sie eine Country-Messe, die sich gewaschen hat. Das Ganze kommt von tiefstem Herzen und ist so echt, dass sich das albern ausgestatte dänische Fernsehstudio für kurze Zeit in eine Dorfkirche irgendwo zwischen Texas und Tennesee verwandelt. Halleluja!
Fazit: Eine lohnende Anschaffung,trotz dass derSoundim Stereo-PCM-Format beibehalten blieb,nicht nur für Fans des "Man in Black", die einen ausgewogenen Querschnitt von Johnny Cashs Schaffen bis Anfang der Siebziger repräsentiert - mit tollen Gästen und grandiosem Finale.
Label: Columbia (Sony) | VÖ: 4. August 2006 |
01 | Ride Me Down Easy |
02 | I Been to Georgia On A Fast Train |
03 | Willy The Wandering Gypsy And Me |
04 | Black Rose |
05 | Woman Is The Wonder Of The World |
06 | Live You Till The Cows Come Home |
07 | Sweet Mama |
08 | Street Walkin' Woman |
09 | Fit To Kill And Going Out In Style |
10 | One Moving Part |
11 | Bottom Dollar |
12 | I'm Just An Old Chunk of Coal |
13 | Oklahoma Wind |
14 | You Can't Beat Jesus Christ |
15 | Old Five And Dimers Like Me |