Jon Pardi setzt mit "Mr. Saturday Night" ein weiteres Karriere-Highlight
Und: Ein Album ohne Schwächen. Keine so-so-Songs, Lückenfüller finden sich schon gar nicht. Okay, nicht jeder Titel nimmt gleich die hohe Qualitätsmesslatte, die der Titeltrack als Opener gleich mal vorlegt. Benjy Davis, Reid Isbell und Joe Ragosta erzählen in dem Titel die traurige Geschichte eines Typen, der seine Liebe verloren hat - und den Schmerz in der Ablenkung sucht: jeden Samstagabend Party bis zum Abwinken. Eine Story aus dem Leben gegriffen. Millionenfach erlebt und erleidet. Die drei Songwriter und Jon Pardi als exzellenter Interpret versehen diese Herz-Schmerz-Party-Geschichte aber mit so vielen Unter- und Zwischentönen, dass man den Song immer wieder hören und immer wieder neue Facetten entdecken kann.
Ähnlich geht es mit "Fill 'Er Up", geschrieben von Pardi, Ross Copperman und Brice Long, weiter. Zumindest inhaltlich. Musikalisch ist der Track aber noch um eine Spur leichter und beschwingter gehalten. Viel Fiddle, strammer Groove, rockende Gitarre. So stellt man sich Country-Rock vor. Ein Prädikat, das sich ausnahmslos alle 14 Titel verdienen. Das muntere "Last Night Lonely", der klingende Roadtrip von "Santa Cruz" oder "Your Heart or Mine", bei dem Pop-typische Harmonieverbindungen auf ein Country-Arrangement treffen.
Obwohl Jon Pardi auf dem Cover ausnahmsweise ohne Stetson posiert, bleibt er fest in den Traditionen verhaftet. Darüber lässt der 37-Jährige aus dem kalifornischen Dixon keine Zweifel. So hält "Mr. Saturday Night" gleich mehrere ganz auf Roots oder zumindest auf 90er-Country-Sound gepolte Songs bereit. Beispielsweise das sehr gefühlvolle, subtil arrangierte "Neon Light Speed" oder "New Place to Drink", geschrieben von Pardi gemeinsam mit Jessie Jo Dillon und Luke Laird. In diesem Song lässt sich der Sänger über das sich verändernde Nashville aus und dass die guten, alten Bars mit ihren Jukeboxen von der Bildfläche verschwinden. Ein nostalgischer Track.
Country ohne Schnickschnack: "Mr. Saturday Night"
Das gilt auch für "Longneck Way to Go". Vor allem für diesen! Kein Wunder, denn dieser Roots-Feger stammt aus der Feder von den drei Midland-Knaben (plus Rhett Akins) - und sie unterstützen Pardi auch stimmlich. Ein köstliches Aufeinandertreffen der derzeit besten Neo-Traditionals im Country und absolutes CD-Highlight dazu. Ein weiteres folgt schon im nächsten Song: die wunderschöne Country-Ballade "Raincheck". Willy Bundy, John Edwards und Michael Tyler haben diese herrliche Melodie ersonnen und Jon Pardi hat genau die richtige Stimme für diesen emotionalen Rain-Song. Erfreulicherweise haben die Produzenten den Titel so nostalgisch arrangiert, dass man ihn glatt in den frühen 90ern verorten könnte. Letztendlich aber ist der Track zeitlos. Er beinhaltet alles, was gute Country Music ausmacht.
Gegen Ende der CD zieht Pardi nochmal alle Register: mit einem zünftigen Drinkin'-Song ("Workin' on a New One"), mit sehnsuchtsvollen Balladen ("Hung the Moon", "The Day I Stop Dancin'") und einem frechen Kiffer-Song, der auch Willie Nelson gut zu Gesicht stehen würde ("Smokin' a Doobie"). Mit dem wunderschönen, sehr leiste gehaltenen Roots-Song "Reverse Cowgirl" lässt Pardi "Mr. Saturday Night" stilvoll ausklingen.
Fazit: Jon Pardi hat für das Coverfoto von "Mr. Saturday Night" den Hut abgenommen - musikalisch aber bleibt er sich treu. Das Album liefert exzellenten Country und Country-Rock, ohne Schnickschnack und ganz auf den Traditionen basierend. Eine Top-Leistung!
Label: Capitol Nashville (Universal) | VÖ: 2. September 2022 |
01 | Mr. Saturday Night |
02 | Fill 'Er Up |
03 | Last Night Lonely |
04 | Neon Light Speed |
05 | New Place to Drink |
06 | Your Heart or Mine |
07 | Santa Cruz |
08 | Longneck Way to Go (mit Midland) |
09 | Raincheck |
10 | Workin' on a New One |
11 | Hung the Moon |
12 | The Day I Stop Dancin' |
13 | Smokin' a Doobie |
14 | Reverse Cowgirl |