Seine launigen Linernotes zu seinem neuen Album "Long Ride Home" beginnt der 1959 in Kentucky geborene Multiinstrumentalist und Sänger mit: "I grew up in, on & with real country music - my parents were more than fans...if you were in the house, car or truck with my mom or dad you were hearing country music..." ("Ich wuchs auf in, auf und mit Country Music - meine Eltern waren mehr als Fans...egal ob Du mit meiner Mutter oder meinem Vater im Haus, Auto oder Truck warst, hast du Country Music gehört.") Klarer Fall von Musikerfamilie. Klarer Fall von vorbestimmter Karriere.
Nach verschiedenen Stationen in ganz Amerika und Kanada verschlug es Darrell Scott Mitte der 90er Jahre nach Nashville. Er schrieb etliche Top-Hits für Top-Leute und etablierte sich schon bald in der Major-League der Session-Musiker. Obwohl er sich regelmäßig Studio und Bühne mit Größen wie Steve Earle, Sam Bush, Emmylou Harris, Guy Clark oder Jimmie Dale Gilmore teilte, veröffentlichte er - so nebenbei - seit 1997 acht Solo-Alben. Ohne großen Radau, dafür mit umso größerer Musikalität. Ein stiller Star.
Das gilt auch für sein neues Werk. Gemeinsam mit einer handverlesenen Riege von befreundeten Meistermusikern - darunter Pianist Hargus "Pig" Robbins, Drummer Kenny Malone und Gitarrist Guy Clark - präsentiert Scott 16 erstklassige Songs im Grenzfeld von Country, Americana und Folk. Angefangen von der Gospel-getränkten, herrlich entspannten Innenschau von "It Must Be Sunday" bis zum Honky-Tonk-Finale "Still Got A Ways to Go" besteht das Album ausschließlich aus kleine Meisterwerke: Ruhige, beruhigende Titel ("Someday"), Love-Songs mit perlenden Klavierläufen und überbordendem Gefühl ("You're Everything I Wanted Love to Be"), wundervolle Balladen mit weinenden Pedal-Steel-Gitarren ("Out In The Parking Lot") aber auch mal rockig und beherzt. Wie: "Hopkinsville“" ein nostalgischer Rock 'n' Roll oder "Dance In The Darkness", ein Track der sich nach ruhigem Beginn zu einem regelrecht monumentalen Düster-Rock-Werk auswächst, Chor und Power-Drums inklusive. Eine Art "Gimme Shelter" auf Country.
Apropos Country. Natürlich hält der Sideman von Band Of Joy (Robert Plant, Alison Krauss) auch lupenreinen, reinrassigen Country bereit. Vor allem, wenn er sich Mikro und Songwriting mit seinem Daddy Wayne teilt. Der Senior murmelt so guttural und lässig seine biografischen Zeilen, dass man sofort an Johnny Cash denkt. Wer es nicht glauben will, muss hören.
Fazit: Eine völlig unterschätzte Country- und Americana-Größe auf dem Zenith seiner Kreativität. 16 ehrliche, vielfältige Songs, die Wirkung zeigen. Ein Volltreffer.
Label: Full Light (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 31. Januar 2012 |
Titelliste
01 | It Must Be Sunday | 09 | The Country Boy |
02 | Hopkinsville | 10 | Trying Not to Love You |
03 | Out In The Parking Lot | 11 | Pay Lake |
04 | Someday | 12 | Candle For A Cowboy |
05 | No Use Living For Today | 13 | Every Road Leads Back To You |
06 | You're Everything I Wanted Love to Be | 14 | Too Close To Comfort |
07 | Dance In The Darkness | 15 | You'll Be With Me All The Way |
08 | No Love In Arkansas (The Ring) | 16 | Still Got A Ways to Go |