Irgendwie ist da ein seltsamer Trend in Nashville entstanden. Zuerst hatte Jo Dee Messina die Idee, gleich vier Mini-Alben auf den Markt zu bringen, die das erste musikalische Lebenszeichen aus dem Studio seit fünf Jahren setzen sollten. Mit dem "Erfolg", dass Teil zwei und drei jetzt nicht einmal mehr auf CD gepresst werden, sondern nur online zu erwerben sind. Es folgte Blake Shelton, dessen letzte Veröffentlichungen "Hillbilly Bone" und "All About Tonight" jeweils nur sechs Songs enthielten.
Doch hier geht es um Keith Urban. Im Falle des dreifachen Grammy Award Gewinners ist nicht überliefert, dass es in Bälde schon einen Nachfolger von "Get Closer" geben soll. So fungiert die überschaubare Song-Auswahl also ganz offiziell als Nachfolger des Billboard Top 200-Chartstürmers "Defying Gravity".
Auf get Closer gibt es die typische Keith Urban Up-Tempo-Nummer
Opener und erste Single aus Studio-Album Nummer sieben ist "Put You In A Song" - eine für Keith Urban ganz typische Up-Tempo-Nummer. Natürlich geht es bei dem von Urban, Sarah Buxton und Jedd Hughes verfassten Stück um die Liebe - wenn diesmal auch um eine Unerfüllte. Denn das Mädel, um das es in dem eingängigen Song geht, behält der Erzähler nur bei sich, indem er es - wie der Titel sagt - in einem Lied unterbringt und sie somit zu seiner Begleitung wird ("If I could press play, repeat how happy I'd be. Wherever I'd go I'd have you there with me"). Ein Hit, wenn auch nicht sonderlich originell.
Gut gelaunt geht es auf "Get Closer" mit "You Gonna Fly" weiter. Hier lässt der schöne Australier bei einem netten Solo erstmals aufblitzen, dass er seine Gitarre nicht nur sehenswert in der Hand halten kann, sondern auch weiß, wie er diese bedienen muss. Trotzdem klingt das Gehörte irgendwie bekannt. Und das trifft ebenfalls auf "Long Hot Summer" zu. Das Stück erinnert ein bisschen an "Days Gone By" oder doch eher an "Better Life"? Nicht zufälligerweise verlieh einmal mehr Dann Huff zusammen mit Keith Urban der Platte den letzten (kommerziellen) Schliff. Zur Folge hat das die gewohnte Qualität - ohne Risikos einzugehen.
Mit "Right On Back to You", "All For You" und "Without You" sind natürlich wieder einige Vertreter aus dem Balladen-Bereich mit dabei. Hier ist alles wie gehabt. Das primär mit Banjo und Fiddle schön sparsam inszenierte "Without You" hängt dabei im direkten Vergleich die anderen ruhigen Stücke locker ab.
"Georgia Woods", der mit über fünf Minuten längste Song der Platte, ist zunächst mit einem arg elektronischen Soundteppich unterlegt. Dank längerer Ausflüge in die Welt der Gitarrenklänge retten Keith Urbans flinke Finger letztlich die Nummer vor dem Durchschnitt. Mehr noch, letztlich avanciert das Stück durch die ausgiebigen, bluesigen Gitarrensounds in den letzten zwei Minuten sogar zur "gewagtesten" Nummer der CD. Das Stück wird zwar nie als Single erscheinen, aber beschert dem sonst etwas zu vorhersehbaren Werk etwas Spannung.
Covertechnisch dürfte sich der in Neuseeland geborene Gatte von Schauspielerin Nicole Kidman übrigens gern etwas neues einfallen lassen. So erinnert seine sitzende Pose von "Get Closer" sehr stark an das Titelfoto zum hierzulande erschienenen Compilation-Album "Days Go By". Der Unterschied ist nur, dass jetzt der Bildausschnitt etwas größer ist und man so im Hintergrund eine Dame erkennen kann, die (sicherlich total glücklich nach einer Nacht mit Keith) in den Schlaf versunken ist.
Fazit: Weniger ist nicht immer mehr. Bei den nur acht Songs auf "Get Closer" kommen besonders Fans des klassischen Keith Urban-Sounds auf ihre Kosten. Wer große Innovationen erwartet, liegt hier falsch.
Label: Capitol Nashville (in Deutschland nicht erschienen) | VÖ: 16. November 2010 |
01 | Put You In A Song |
02 | You Gonna Fly |
03 | All For You |
04 | Long Hot Summer |
05 | Without You |
06 | Georgia Woods |
07 | Right On Back To You |
08 | Shut Out The Lights |