Fast vier Jahre hat Keith Urban uns mit seinem neuen Album "High" warten lassen und meldet sich nun in gewohnter Form zurück
Für ihn seien es seine Familie, seine Freunde und die Achterbahn seiner musikalischen Reise, die ihn "high" machen würden. Gitarre zu spielen, Songs zu schreiben und die Orte, an denen er live auftrete, all dies lasse ihn jede Nacht die Energie spüren und an die Menschen weitergeben, so Keith Urban.
Vier Titel aus "High" hatte der Country-Künstler bereits vorab veröffentlicht, die im Grunde einen Vorgeschmack und Überblick über das gesamte Album gaben, welches er eigentlich bereits 2022 fertig haben wollte. Doch die Zeit habe nicht gepasst, so Keith Urban. Er sei auf Tournee gewesen, habe nebenbei im Studio gearbeitet und es habe keine Kontinuität in der Arbeit gegeben. So habe er sich bewusst Zeit gelassen, um den Charakter von "High" zu formen. Eine gute Entscheidung.
Keith Urban im Duett mit Lainey Wilson
Als erste Single des Albums brachte Keith Urban "Wildside" heraus, einen Party-Song, den man ihm auch im gesetzteren Alter noch abnimmt und der einfach typisch klingt. So wie eigentlich "High" insgesamt. Nicht wirklich neu und außergewöhnlich, doch sind wir ehrlich - hat Keith Urban überhaupt irgendwas an seinem Image oder dem Look je verändert? So wie er offenbar ewig jung bleiben möchte, gestaltet er seine Musik. Das ist OK. Wer sie so mag, wird von Keith Urban nicht enttäuscht.
Wer die derzeit überall präsente Lainey Wilson mag, dem wird das Duett der beiden "Go Home W U" gefallen. Allenfalls ein netter Pop Song. Gleichfalls "Messed Up As Me". Tiefgründige Texte fehlen. Wirkliche Fortschrittlichkeit im Hinblick auf Veränderung war eher nicht die Absicht des Künstlers. Wohl aber disziplinierte Beständigkeit und den Stil zu verfolgen, mit dem er sich in Nashville etabliert hat. Wobei "Messed Up As Me" zumindest tatsächlich ins Ohr geht, wenn man ihn mehrmals gehört hat.
"High": Erinnerung an alte Zeiten
Gleich beim ersten Song "Straight Line", der ganz witzig mit dem Geräusch eines Weckers eingeleitet wird, kommt einen doch unweigerlich "Days Go By" aus dem Jahr 2004 in den Sinn. Auch bei "Laughin' All The Way to the Drank" setzt Keith Urban auf ein ungewöhnliches Intro durch ein anfahrendes Auto. Das Lied selbst ist dann eher unruhig und hört sich an, als hätte jemand etwas wirr am Mischpult gedreht. Etwas sanfter lässt Keith Urban das Album dann mit "Dodge in a Silverado" und "Break the Chain" ausklingen.
Doch sind wir ehrlich, so wirklich hängen bleibt am Ende keins der Lieder. Hört man "High" durch, ist es ein typisches Keith Urban-Album, das seinen echten Fans gefallen wird, ansonsten eher nicht. Doch auch diese findet keinen so echten "Knaller", wie ein "Blue Ain't Your Color" oder "But For The Grace of God" oder "Somebody Like You" aus seiner ganz frühen Zeit, die man heute noch mitsingt.
Vielleicht war ja auch der Wunsch Vater des Gedankens, dass wir von Keith Urban etwas Reife bekommen. Doch übers Älterwerden wird er kaum schreiben, das ist nun mal nicht sein Thema. Das Leben an sich kann er als Material für seine Kunst nehmen. Wie wird es weiter gehen, diese Frage kann man sich stellen. Eigentlich egal, denn solange er der bleibt, der er ist, muss er keine Rekorde brechen. "High" ist so völlig in Ordnung und je öfter man das Album hört, desto mehr wächst tatsächlich dann doch die Freude daran.
Fazit: "High" ist ein solides Produkt ganz im bewährten Stil von Keith Urban. Er hat sich somit sein eigenes Revival geschaffen.