Es war 1993, als Martina McBride mit dem Song "My Baby Loves Me” ihren ersten richtigen Hit landete. Seitdem hat sich die Sängerin als solide Hit-Lieferantin bewiesen. Selbst wenn es mit den Jahren etwas ruhiger um die aus Sharon im Bundessaat Kansas stammende Künstlerin geworden ist, weil mit Sängerinnen wie Taylor Swift, Miranda Lambert und Carrie Underwood eine neue Generation ihren Platz auf der Country-Bühne gefunden hat, mischt die mittlerweile 48-Jährige Sängerin noch immer gut im Geschäft mit.
"Reckless" bietet zehn neue Songs
Nach ihrem erfolgreichen Genre-Ausflug mit "Everlasting" ist Martina McBride mit "Reckless" wie sie selbst sagt, "nach Hause" zurückgekehrt. So überrascht es nicht, dass die zehn Titel, die von Nathan Chapman und Dann Huff produziert worden sind, ganz wunderbar in die Country-Schublade passen. Zum "old school"-Entstehungsprozess von "Reckless" gehört auch die Tatsache, dass sich die Sängerin nicht am Songwriting beteiligt hat - lieber wählte sie aus Unmengen an ihr vorliegenden Songs die Stücke aus, die ihr am besten gefallen haben.
Das dürfte auch auf die Inhalte zutreffen. Selbst wenn traditionell das Thema Liebe dominant ist, gibt es mit dem vom Quartett Ivy Walker, Sophie Walker, Hailey Whitters und Adam Wright geschriebenen "The Real Thing" Kritik am einem Leben, in dem der Bereich von Social Media mit virtuellen Freunden immer wichtiger wird. Neben einer treffenden Zustandsbeschreibung positioniert sich die Sängerin im Song klar zu Thema: "We've got Cyber Clouds and Digital Streams, sometimes I gotta shut it down" (Wir haben Cyber-Wolken und digitale Streams, manchmal muss ich einfach den Stecker ziehen). So modern das Thema ist, der Song bietet einen bodenständigen Country-Sound. Songwriter-Veteran Buddy Miller passt daher als Gast hier gut ins Bild, allerdings geht sein gesanglicher Beitrag ein wenig unter.
Selbiges Schicksal ereilt Keith Urban, der bei "Diamond" als Sänger mitwirkt. Aber da muss man schon richtig gut hinhören, kommt der gute Keith doch lediglich beim Refrain zum Einsatz. Trotzdem eine gute Midtempo-Nummer. Mehr Hit-Potenial bringt aber zweifelsfrei "That's The Thing About Love" mit. Ein vergnügter Titel, der problemlos mit früheren Hits wie "Happy Girl” und "Wild Angels” mithalten kann und direkt Lust verbreitet, laut mitzusingen.
Ein Titel, den man nach dem ersten Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf bekommt, ist zudem mit "Just Around The Corner" geglückt. Der Song ist eine hymnische Ballade, deren kraftvoller Refrain regelrechte Sog-Wirkung verursacht. Ganz nebenbei bringt das Lied die Message rüber, dass selbst in verzweifelten Situationen das Leben alles andere als ausweglos sein muss.
Fans, die "Over the Rainbow" in der Version von Martina McBride zu ihren Lieblingstiteln zählen, dürfen sich auf das Finale der leider nur 35 Minuten langen CD freuen. Bei "You And You Alone" lässt sich die Sängerin nur von Jim Medlin am Piano begleiten und kann so alle Stärken ihrer ganz besonderen Sopran-Stimme zum Vorschein bringen.
Fazit: Martina McBride weiß noch immer, was gute Country Music ausmacht. Mit dem neuen Album "Reckless" liefert die Sängerin zehn Songs auf durchweg gutem bis sehr gutem Niveau ab.
Label: Nash Icon (Universal) | VÖ: 13. Mai 2016 |
01 | Reckless |
02 | I Ain't Pretty |
03 | Just Around The Corner |
04 | Everybody Wants to be Loved |
05 | The Real Thing (mit Buddy Miller) |
06 | That's The Thing About Love |
07 | Low All Afternoon |
08 | Diamond (mit Keith Urban) |
09 | We'll Pick Up Where We Left Off |
10 | You And You Alone |