Elf Titel haben Dann Huff und Keith Urban, die beiden Produzenten der CD "Defying Gravity", für das Werk ausgesucht. Bis auf drei Songs, tragen alle Tracks Urbans eigene Handschrift – ob als Autor oder Co-Autor. Trotz der ausgeprägten persönlichen Note ist die CD natürlich von Dann Huff voll auf Hitkurs getrimmt: Keine Experimente, angesagte Sounds, das meiste absolut radiotauglich. Insofern bietet Keith Urban mit seiner zehnten CD seinen Fans genau den Stoff, den sie von ihm auch erwarten. Das ist gut so – aber auch etwas schade. Ein bißchen mehr Mut zum Risiko und ein paar echte Überraschungsmomente wären wünschenswert gewesen. Und hätte er sich durchaus auch leisten können.
"Defying Gravity" ist Country-Rock-Pop der Marke "Nummer Sicher"
So aber serviert er größtenteils Country-Rock-Pop der Marke "Nummer Sicher". Bestes Beispiel dafür ist gleich mal der Opener "Kiss a Girl" (erinnert auch harmonisch an "This Kiss" von Faith Hill, ein potentieller Hit. Oder "Standing Right In Front of You" oder "I'm In". Prima Songs mit eingängigen Meloldien und typisch Keith Urban, aber auch um einen Tick zu glatt und vorhersehbar. Weniger abgekartet wirken seine ruhigen Momente: Balladen wie "'Til Summer Comes Around", "Only You Can Love Me This Way" (von Steve McEwan und John Reid) und das zu Herzen gehende Klavier-Rührstück "Thank You"; aber auch das folkige, sympathisch altmodische und entfernt an die Rolling Stones erinnernde "Why It Feel So Long" sorgt für dezente Aha-Erlebnisse: Ein leiser – aber auch starker Song.
Für die größte Überraschung der CD sorgen weder Songs, noch die Art der Interpretation. Es ist: Keith Urbans Gitarrenspiel. Obwohl er sich das Studio mit Gitarren-Heroes wie Dann Huff (sein Solo von Wynonnas' "Free Bird" ist legendär), Tom Bukovac und Adam Shoenfeld teilte, übernahm Keith Urban sämtliche Soli. Und die haben es wirklich in sich. So möbelt er beispielsweise "If Ever I Could Love" und "My Heart is Open" – nette Midtempo-Country-Popper – fingerflink und virtuos auf und hebt damit das Niveau der Titel deutlich an. Das gilt vor allem auch für den rockigsten, von Jerry Flowers, Tony Martin und Mark Nesler geschriebenen Track "Hit The Ground Runnin'". Sein ausgiebiges Solo gegen Ende des Songs setzt ein Highlight der gesamten CD. Technisch brillant, geschmackvoll, rasant – einfach Weltklasse. In diesen völlig los gelösten Takten gelingt es ihm dann doch fast, so manches Naturgesetz auszutricksen.
Fazit: "Defying Gravity" ist ein ausgewogenes, positives Album, das keinen Keith Urban-Fan enttäuschen wird. Aber auch: eine ganz auf das Bewährte setzende CD. Etwas mehr Risikobereitschaft wäre schön gewesen.
Label: Capitol Nashville (EMI) | VÖ: 9. April 2010 |
01 | Kiss a Girl |
02 | If I Could Ever Love |
03 | Sweet Thing |
04 | 'Til Summer Comes Around |
05 | My Heart is Open |
06 | Hit The Ground Runnin' |
07 | Only You Can Love Me This Way |
08 | Standing Right in Front of You |
09 | Why's It Feel So Long |
10 | I'm In |
11 | Thank You |
12 | Call My Name (Bonustrack) |
13 | Going Crazy World (Bonustrack) |
14 | I'm In (Remix) (Bonustrack) |