Bei dem ersten Longplayer handelt es sich Harris' 18. Studioalbum mit ein Dutzend remasterten Songs. Also hinlängliche bekannte Songs wie Steve Earles "Goodbye" und Neil Youngs Titeltrack "Wrecking Ball" sowie Song-Interpretationen von Jimi Hendrix ("May This Be Love") und Bob Dylan ("Every Grain of Sand"). Titel der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch relativ unbekannten Lucinda Williams ("Sweet Old World") und Gillian Welch ("Orphan Girl") verwebte Produzent Daniel Lanois (U2, Bob Dylan, Peter Gabriel) mit Eigenkompositionen von Emmylou Harris. Aus ihrer Feder stammten "Deeper Well" und "Waltz Across Texas Tonight" - das sie gemeinsam mit ihrem langjährigem Wegbegleiter Rodney Crowell schrieb. Lanois gelang dabei ein ebenso eingängiges wie individuelles Album der aus Birmingham, Alabama stammenden Sängerin - und war bei dem Album zeitgleich auch als Songwriter und Musiker zur Stelle.
Ein viel interessanteres, weil unbekannteres Bild liefert die zweite CD der Deluxe Edition. "Deeper Well: The Wrecking Ball Outtakes" präsentiert 13 bisher unveröffentliche Demos und Outtakes. Rund, wenngleich weniger geschliffen, liefern die Tracks ein spannendes Bild aus der Entstehungsgeschichte des Werks. Zum Einen beinhaltet die 47-minütige CD alternative Interpretationen von "Where Will I Be", "All My Tears", "Sweet Old World" und "May This Be Love". Aber auch Songs, die es nicht auf die Originalversion des Longplayers geschafft hatten, erhalten hier ihren Platz. "How Will I Ever Be Simple Again" aus der Feder von Richard Thompson gibt Harris ebenso bittersüß, herzzerreißend zum Besten wie Leonard Cohens "The Stranger Song" und ihre Eigenkomposition "Gold". Gleich zweifach präsentiert Harris zudem das namensgebende "Deeper Well" – einmal als temporeiche, einmal als Mid-Tempo-Version.
Als besonderen Leckerbissen hält die Deluxe Edition zudem eine 50-minütige DVD bereit. In eindrucksvollen, intimen Bildern zeigt die Dokumentation "Building The Wrecking Ball" die Entstehung des (fast) gleichnamigen Albums. Original-Aufnahmen unter anderem aus dem Woodland Studio in Nashville und dem Kingsway Studio in New Orleans geben einen Blick hinter die Kulissen; Konzertmitschnitte zeigen die damals knapp 50-jährige Sängerin auf der Bühne. Neben Studioaufnahmen und Interviews mit Harris und Produzent Lanois kommen auch Gastsänger Steve Earle sowie Kate und Anna McGarrigle zu Wort. Auch Neil Young, der den Titeltrack "Wrecking Ball" beisteuerte, erzählt von der Entstehung des Werks.
Fazit: Ein Klassiker neu aufgelegt - die Deluxe Edition von Emmylou Harris "Wrecking Ball” zeigt mit CD, Outtakes und Dokumentation ein rundes Bild der Entstehung ihres wegweisenden Werks.