Brad Paisley - Moonshine in the Trunk

Kaum hat man "Moonshine in the Trunk" eingelegt, macht sich die feucht-fröhliche Atmosphäre auch schon bemerkbar, in der das Album entstanden ist. Der Opener "Crushin' It" ist eine dieser unbeschwerten gute-Laune-Nummern, die Brad Paisley rüberbringt wie kaum ein Anderer. Wie immer ist ihm die Gitarre ein höriges Instrument, und so mancher Wannabe-Gitarrenheld würde sich wahrscheinlich bereits beim lockeren Intro Knoten in die Finger spielen - vom später folgenden Solo ganz zu schweigen. "Jede Woche hat auch ein Wochenende", singt Paisley im gewohnt Ohrwurm-verdächtigen Refrain, "und am Freitag um diese Zeit werde ich mit meiner dritten Dose kaltem Bud Lights fertig sein". Da möchte man doch glatt ein kühles Blondes mit ihm köpfen. Es folgt mit "River Bank" die erste Single des Albums, die in die nahezu identische Sparte stößt. Braucht man wirklich Geld, um glücklich zu sein? Nicht wenn man genug Geld für ein paar Bier hat und Wasser in der Nähe ist. Ein typischer Sommerhit, wie Brad Paisley ihn bereits das eine andere Mal zuvor zum Besten gegeben hat (man denke da nur an "Water"). Da macht ihm so schnell keiner etwas vor.

Wo bleibt das erste Liebeslied, mag sich der eine oder die andere Fragen, denn auch auf dem Gebiet ist Paisley ja bekanntlich ein Garant für gute Hits. "Perfect Storm" liefert die prompte Antwort. Ein gemächlich donnernder Bass, satt durchgestrichene Akkorde und ein mitreißender Refrain - da bleiben keine Wünsche offen. Doch lieber wieder zurück zur Feel-Good-Music? Kein Problem! Das unfassbar groovige "High Life", mit Carrie Underwood, und das rockige "Moonshine in the Trunk" treiben die Stimmung ganz schnell wieder nach oben. Besonders der Titeltrack mit seinem dynamischen Gitarrenriff und einer gnadenlos schnell schrammelnden Fiddle dürfte jede lahme Party zum Kochen bringen - auch, wenn sich im Koferraum vielleicht nichts Selbstgebranntes finden lässt. Wer bis jetzt noch eine waschechte Ballade vermisst hat, wird mit "Shattered Glass" sein Glück finden. Das pompös inszenierte Stück (inklusive Piano versteht sich) zeigt einmal mehr, wie sehr Paisley sein Handwerk beherrscht.

Nach gerade einmal sechs Songs hat man eigentlich schon alles gehört, was man sich vom Album erhofft und erwartet hat. Was soll da noch kommen? Na klar, ein bisschen mehr von allem. Ein bisschen mehr Party und ausgelassene Stimmung ("Limes", "4WP") und einige klassische Midtempo-Nummer ("Cover Girl", "Gone Green", letztes zusammen mit Emmylou Harris) ergänzen das Gesamtbild, ohne aber neue Impulse zu setzen. Auf der Zielgeraden widmet sich Paisley dann aber einer anderen Thematik, die ebenfalls in der Country Music fest verankert sind: Patriotismus. Nach einem kurzen Zitat von Präsident John F. Kennedy folgt mit "American Flag on the Moon" ein Appell an den amerikanischen Geist. "Ich fordere euch heraus, zu träumen und an unmögliche Dinge zu glauben. Wann immer uns jemand sagt, es gibt etwas, das wir nicht können: Immerhin steht eine amerikanische Fahne auf dem Mond". Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass Paisley mit diesem Song einen Hit landen wird. Und wenn man schonmal dabei ist, kann man ja noch eine Liebeserklärung an das Heimatland hinterschieben. "Country Nation" bedient alle Klischees und feiert den hart arbeitenden Amerikaner, der sein Land, seinen Truck, seine Sportmannschaften und seine Country Music liebt. Unglaubwürdig oder zu gewollt wirkt das aber keineswegs, und auch musikalisch gehört das unverschämt eingängige Lied zu den Highlights des Albums.

Fazit: Wo Brad Paisley draufsteht, ist auch Brad Paisley drin: Mit all seiner Routine liefert er mit "Moonshine in the Trunk" ein grundsolides Album ab, das seine Fans begeistern dürfte und mit einer Vielzahl toller Hits gespickt ist.