Gut möglich, dass Jaren Johnston (Gitarre, Gesang) als kleines Kind gleich mehrfach hintereinander die einzige Platte des Zakk Wylde-Projekts "Pride & Glory" konsumiert hat. Dazu gab es dann möglicherweise mal Alben von Lynyrd Skynyrd, ZZ Top, The Black Crowes oder Molly Hatchet?! Was soll denn aus einem Jungen werden, der so aufwächst? Vielleicht jemand, der zusammen mit seinen beiden Freunden Kelby Ray (Bass, Steel-Gitarre, Dobro, Gesang) und Neil Mason (Drums, Percussion, Gesang) dem traditionellen Genre eine Frischzellenkur verleiht und dazu noch einen gewaltigen Tritt in den Allerwertesten mitgibt?!
Darauf deutet zumindest in der Heimat des Trios einiges hin. Dabei hat die erste Erfolggeschichte mit einem viel zahmeren Genre zu tun. 2010 nämlich landete Johnston als Songschreiber seinen Durchbruch in Nashville, indem er für Keith Urban die Hitsingle "You Gonna Fly" verfasste. Doch statt sich persönlich ebenso in Richtung Country-Pop zu orientieren, bevorzugten Johnston und seine beiden Mitstreiter weiterhin ihre zahllosen Live-Auftritte in kleinen Clubs, bei denen sie ihren eigenen Sound kreierten.
Nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem selbstproduzierten Album geht das Trio mit viel Energie zur Sache. Schon der Opener "I'm Southern" ist ein krachend-knarziges Liebesbekenntnis an die Heimat der Musiker. Schmutzig, laut und trotzdem irgendwie packend - kein Wunder, dass Eric Church diese Band(e) als Support für seine Europa-Tour im März angeheuert hatte.
Die drei langhaarigen Jungs haben weitere prominente Fans. So wirken im Dixie-Chor zur Single "The South" Dierks Bentley, Mike Eli von der Eli Young Band und Florida Georgia Line mit. Im dazugehörigen Video mit halbnackt tanzenden Frauen und jeder Menge Rednecks erfüllt das Trio quasi alle Klischees über das Leben im Süden, die man sich vorstellen kann. Ein wahres Fest an Stereotypen beinhaltet leider auch der Inhalt der groovenden Rocknummer, die recht unoriginell und natürlich Pro-South ausfällt.
Überhaupt blitzt die Kreativität des Trios vor allem im musikalischen Teil auf. Beim Titeltrack beispielsweise bringt das stampfende Schlagzeug den Sound wie bei einer alten Dampflock in Bewegung. Dazu trägt die kraftvoll gespielte Lap-Steel zu einem gewitterähnlichen und druckvollen Sound bei, während der verzerrte Gesang das ganze Spektakel in eine heruntergekommene Kneipe führt. Dort passt dieser Sound definitiv auch am besten hin. Was wiederum zur Spielfreude der Band passt - man höre nur mal das vorwärtstreibende "I'm Rockin'" an, das einem den Eindruck vermittelt, als wäre es komplett live eingespielt worden. Das fröhlich daherrockende "Get Your Buzz On" braucht sich ebenfalls nicht verstecken, verfügt der Song über einen Refrain, der an die besten Songs der Black Crowes erinnert.
Doch es gibt sie auch bei The Cadillac Tree - diese etwas andere Seite. So klingt "Whiskey Soaked Redemption" nach ehrlicher Verzweiflung. Dabei leben die Jungspunde auch ihre Liebe zum Blues aus. Ähnlich viel Herzblut dürfte in die Akustik-Version von "White Lightning" geflossen sein. Ein Song, der sich hervorragend als Zugabe bei einem Konzert eignet und zudem zeigt, was für eine Stimme im Frontmann der Cadillac Three steckt.
Fazit: Ein Album als Liebeserklärung für die Südsaaten und die dort beheimatete Musik - rau, laut, herzlich und kreativ. So wird dieses Trio auch in Europa seine Anhänger finden.
Label: Nobody Buys Records / Big Machine (Universal) | VÖ: 11. April 2014 |
Titelliste
01 | I'm Southern | 08 | I'm Rockin' |
02 | Tennessee Mojo | 09 | Life |
03 | Get Your Buzz On | 10 | The Sticks |
04 | Back It Up | 11 | Whiskey Soaked Redemption |
05 | Down to The River | 12 | White Lightning |
06 | Days of Gold | 13 | The South |
07 | Turn It On | 14 | I'm Southern (Hot Sauce Mix) |