Nein, nein, natürlich nicht. Bringt ja nichts. Und, wie man hört, hat auch ein Smart-Ass wie Blake Shelton gelegentlich mal Ärger. Mit seiner Kritik an Country-Veteranen (alte Säcke) hat sich der 36-Jährige böse in die Nesseln gesetzt und sich von einigen renommierten Acts (wie z.B. Dale Watson) richtig Ärger eingefangen. Blake Shelton wird es mit Fassung tragen.
Vielleicht werden sich die Gemüter ja auch beruhigen, nachdem Shelton jetzt mit "Based On A True Story" daherkommt. Denn für einen jungen Country-Act kommt der Sound dieser CD recht traditionell und - gelegentlich und dann im besten Sinne - old-fashioned daher. So mancher seiner Kollegen und Kolleginnen orientieren sich da schon weit mehr an Pop und Rock, als es Blake Shelton auf "Based On A True Story" macht.
Was nicht heißt, dass der baumlange Kerl zum totalen Puristen mutiert wäre. Weit gefehlt. Schon der Opener Boys "'Round Here" rührt einen massentauglichen Country-Rock-Mix an. Die Zutaten: trockener Midtempo-Groove, erdige Slide-Gitarre, bluesige Harmonien, die Pistol Annies (bei denen ja seine Holde singt) als erlauchter Damen-Chor im Background und: die üblichen textlichen Klischees um Pick-Ups, Trucks, Girls, Tabak-Kauen und das Trinken von ice cold beer.
Dem letztlich gelungenen Auftakt folgt ein noch stärker Track: "Sure Be Cool If You Did", eine schöne, gefühlvolle Ballade. Der mit "Do You Remember" eine weitere, aber zu wuchtige Ballade folgt. Gerade wenn es in Richtung Herz-und-Schmerz geht, ist die richtige Dosierung entscheidend. Wie die meisten Country-Acts greift auch Blake Shelton hier (zusammen mit Produzent Scott Hendricks) zu tief in die Gefühlsdusel-Kiste.
Und auch mit "Small Town Big Time" ist ihm nicht gerade ein Kunstgriff gelungen. Okay, der Titel hat eine gute, sofort ins Ohr gehende Hookline und das bluesige Gitarrenriff macht durchaus Laune. Trotzdem bleibt wenig hängen. Es ist musikalisches Fastfood, durchaus schmackhaft, aber wenig nahrhaft. Die Country-Radiostationen werden die Songs trotzdem - oder eben gerade deshalb - rauf und runter spielen. Das gilt auch für "Country On The Radio", seine persönliche, von u.a. Craig Wiseman geschriebene Verbeugung vor dem Formatradio. Nett - aber auch nicht sehr viel mehr.
Bei dem relaxten "My Eyes" präsentiert er Gwen Sebastian. Aus gutem Grund: die blonde Sängerin nahm an der TV-Casting-Show The Voice teil, Blake Shelton war ihr Mentor und Coach. Eine nette Geste, die gute PR bringt, ihre Backing-Vocals fallen aber nur auf, wenn man genau hinhört.
Je länger sich die CD dreht, desto stärker werden die Titel. "Doin' What She Likes" ist eine schöne, gefühlvolle Ballade mit witzigen Arrangement-Einfällen, "I Still Got A Finger" bietet kernigen, bluesigen Country-Rock mit schönen Melodie-Einfällen (und Texten über, ach was, über ice cold beer), "Mine Would Be You" überzeugt erneut im gefühlvollen Balladen-Fach - auch wenn im Refrain wieder einmal zu dick aufgetragen wird.
Das Highlight der CD liefert indes "Lay Low" - ein herrlich entspannter Country-Song, wie man ihn eigentlich nur von George Strait kennt. Klarer Fall von old-fashioned. Für den textlichen Tiefpunkt sorgt nicht "Ten Times Crazier" (in dem Party-Track geht es, ach ja?, um cold beer), sondern - der Titel sagt ja schon alles - Granddaddy’s Gun. Ein Liebeslied an eine Knarre. Gelegentlich haben die Typen schon einen an der Waffel...
Fazit: Grundsolider, nicht zu modern arrangierter Country-Rock, mit ein paar Highlights und ein paar Ausrutschern.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 14. Juni 2013 |
01 | Boys 'Round Here |
02 | Sure Be Cool If You Did |
03 | Do You Remember |
04 | Small Town Big Time |
05 | Country On the Radio |
06 | My Eyes |
07 | Doing What She Likes |
08 | Still Got A Finger |
09 | Mine Would Be You |
10 | Lay Low |
11 | Ten Times Crazier |
12 | Granddaddy's Gun |