Beide Alben wurden von der Kritik positiv aufgenommen. Das allemal. Kommerziell, und das ist für jeden Künstler leider Währung und Maßstab einer Karriere, konnte Joe Nichols nicht so ganz zufrieden mit den Alben sein. Vor allem in den Billboard 200, also den genreübergreifenden Charts, schnitten sie enttäuschend ab. "Never Gets Old" schaffte es nur zu einem mickrigen 120 Rang, wo doch noch sein drittes Album "III" in dieser Kategorie einen imponierenden dritten Rang einfuhr.
Solider Country: "Good Day for Living"
In den Country-Charts aber ist Joe Nichols unverändert gut unterwegs. Doch auch hier war bei den letzten Alben noch Luft nach oben. Er weiß das natürlich. Dennoch sagte er in einem Interview vor der Veröffentlichung von "Good Day For Living": "Zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich keinen Druck. Ich bin mit großartigen Menschen zusammen. Ich bin ein Mensch, der immer nach mehr strebt, aber ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich für alles dankbar bin, was ich bisher erreicht habe. Ich fühle Frieden in mir und das hat mir die Freiheit gegeben, neue Musik zu machen, die ehrlich ist."
Das hört sich gut an. Mehr noch: das freut einen für den rechtschaffenen Sänger, der seit frühester Jugend nie etwas anderes werden wollte - und mittlerweile schon zwei Karriere-Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Das beste aber ist, dass die neuen Songs tatsächlich jene unverkrampfte Lässigkeit und dankbare Souveränität ausstrahlen. Sie klingen nach Optimismus, nach Aufbruch und positiver Lebenseinstellung. Man nehme nur die Single "Home Run". Geschrieben von Ashley Gorley, Dallas Davidson und Ross Copperman liefert der Song genau jenen romantischen, gleichermaßen roots-orientierten und zeigemäßen Country-Mix, der Nichols schon 2002 mit "Brokenheartsville" die Country-Single-Charts erobern ließ.
Joe Nichols ist mit sich im Reinen - und das hört man
Aber der Multi-Platin-Künstler kann auch anders. Er kann rocken. Das zeigt er beispielsweise in dem von Neil Thrasher und Anthony Jerome Martin geschriebenen "Screened In". Für gewünschte PR und damit für reichlich Schlagzeilen dürfte aber vor allem der Titel "I Got Friends That Do" sorgen. Der von den angesagten Hit-Schmieden Danick Dupelle, Tebey Ottoh und Jimmy Thow geschriebene Track hält neben herzerfrischender Leichtigkeit und einer guten Prise Humor einen Duett-Partner der Extraklasse auf: Blake Shelton. Keine Frage, die zwei smarten Country-Künstler geben ein gewinnendes Duo ab. Eine Paarung, von der man gerne mehr hören würde.
So oder so ähnlich geht es auch in den restlichen Songs von "Good Day For Living" ab: "I Wanna Be Your Tonight" und "Brokenhearted" sind herrliche Country-Schnulzen, "Hawaii On Me" knüpft an die sonnendurchfluteten Müßiggänger-Songs von Kenny Chesney oder Jimmy Buffet an und der Titelsong kann mit seinem fröhlichen, durch und durch lebensbejahenden Refrain noch dem größten Miesepeter ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Weitere Glanzlichter setzen das zupackende "Reckon" (geschrieben unter anderem von Randy Montana), das romantische "Why Can´t She" und das tatsächlich tanztaugliche "Dance With The Girl".
Fazit: Neues Label, vertrauter Sound: Joe Nichols legt nach längerer CD-Pause mit "Good Day For Living" ein starkes Comeback vor. Musik, die Laune macht!
Label: Quartz Hill (Membran) | VÖ: 11. Februar 2022 |
01 | Brokenhearted |
02 | I Got Friends That Do (mit Blake Shelton) |
03 | Home Run |
04 | Dance With the Girl |
05 | I Wanna Be Your Tonight |
06 | Good Day for Living |
07 | Screened In |
08 | That's How I Grew Up |
09 | Reckon |
10 | Why Can't She |
11 | One Two Step Closer |
12 | Hawaii on Me |
13 | She Was |