Zu 58,3 Prozent ist "Fully Loaded: God's Country" ein Best-Of
Es ist ... ja, was ist es denn eigentlich? Ein Best-Of? Ein neues Studio-Album? Beides gleichzeitig? Wer es mathematisch will: „Fully Loaded: God’s Country“ ist zu 58,3 Prozent ein Best-Of-Album, denn von den insgesamt zwölf neuen Tracks sind sieben davon bereits bekannte Tracks. Der Rest ist frisch und neu - und ziemlich genau so gut, wie man das von einem Country-Superstar seines Kalibers erwarten darf.
Einer der neuen Tracks heißt "Nobody But You", stammt aus den kreativen Federn der Autoren Ross Copperman, Shane McAnally, Josh Osborne und Tommy Lee James und huldigt die neue Liebesbeziehung des Country-Womanizers - ein Duett mit seiner Liebsten, No Doubt-Sängerin Gwen Stefani. In einem Interview gab Blake Shelton kürzlich zu Protokoll, dass er den Song mit jedem Hördurchgang mehr liebte. "Ich habe realisiert, wie wichtig dieser Song für mich in meinem Lebensstadium gerade ist. Shane McAnally hat ihn mir wohl deshalb ans Herz gelegt. Und tatsächlich: Er beschreibt meine Geschichte." Als es dann ans Aufnehmen ging, erkannte Blake, dass er Gwen mit dabeihaben wollte. "Es ist unser Song. Es ist pure Magie."
Nun ja, frisch verliebt spielen einem die Hormone schon mal einen Streich. Denn: Ganz soooo toll ist der Track für alle, die nicht gerade von Schmetterlings-Invasionen im Bauch heimgesucht werden, nicht. "Nobody But You" ist kein übler Song. Aber er bietet jetzt auch nicht gerade ein musikalisches Erweckungserlebnis. Dafür ist der harmonisch freilich hübsch gestrickte Track einfach dann doch zu gediegen, zu vorhersehbar, zu: normal.
Blake Shelton ist längst sein eigener Maßstab
"Normal" heißt im Falle des kräftigen Dreitagebart-Trägers freilich immer noch "stark", immer noch "weit über dem Durchschnitt". Nach zahllosen Gold- und Platin-dekorierten Singles und Alben, ist Blake Shelton längst sein eigener, hoher Maßstab. Auch, weil ihm nahezu seit Beginn seiner glorreichen Karriere der Schulterschluss von Pop und Country perfekt gelingt. Bereits mit seinem zweiten, 2002 erschienen Album "The Dreamer" landete er sowohl in den Pop-, als auch in den Country-Charts auf einem Spitzenplatz. Dieses Kunststück führte er mit nachfolgenden Alben immer wieder auf, mehrfach eroberte er in den beiden relevanten Bestenlisten Platz eins.
Man darf deshalb mit Fug und Recht behaupten, dass es Künstlern wie Blake Shelton zu verdanken ist, dass Country aus seiner Nische geholt und zu Pop wurde. Man nehme nur Titel wie "Came Here to Forget" (von Craig Wiseman und Deric Ruttan) und "She's Got A Way With Words" (Wyatt Earp, Andy Albert, Marc Beeson), die beide Sound-Pole zu einem extrem gefälligen Mix verschmelzen. Doch nicht jeder Song sucht den Konsens. Sein CMA-Abräumer und CD-Opener "God's Country", für das Michael Hardy, Jordan Schmidt und Devin Dawson verantwortlich zeichnen, liefert modernen, rockigen, düsteren, geheimnisvollen, mit einer unheilschwangeren Kirchenglocke untermalten Country-Rock. Und auch das nachfolgende "Hell Right" tritt in diese Cowboyboots-Fußstapfen - dafür sorgt schon der lässig brummende Trace Adkins, mit dem sich Blake Shelton hier das Mikrofon teilt. Wer immer noch meint, Country wäre nicht cool, sollte hier mal reinhören.
Obwohl sich Mr. Shelton längst seine Meriten als Songautor verdient hat, tritt er bei diesem Song-Dutzend nur zwei Mal als Co-Autor in Erscheinung: bei dem ruhigen, in Eagles-Manier angelegten "Turnin' Me On" und dem gut gelaunten Country-Rocker "Jesus Got A Tight Grip". Für den Ausklang von "Fully Loaded: God's Country" hat sich Blake Shelton schließlich noch eine alte Kamelle ausgesucht: "Tequila Sheila", mit dem Bobby Bare 1980 seinen Hit landete. Genau genommen ist das auch der einzige echte Drinkin' Song der CD. Keine Frage, der Mann wird solide.
Fazit: Sowohl Best-Of, als auch neue CD: Mit "Fully Loaded: God's Country" gelingt Blake Shelton erneut ein Coup.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 13. Dezember 2019 |
01 | God's Country |
02 | Hell Right (mit Trace Adkins) |
03 | Nobody But You (Duett mit Gwen Stefani) |
04 | Came Here to Forget |
05 | She's Got a Way with Words |
06 | A Guy with a Girl |
07 | Every Time I Hear That Song |
08 | I'll Name the Dogs |
09 | I Lived It |
10 | Turnin' Me On |
11 | Jesus Got a Tight Grip |
12 | Tequila Sheila |