Neues vom Country-Superstar: "Body Language"
"Body Language" ist sein zwölftes Album in seiner nunmehr gut zwanzigjährigen Karriere. Eine Karriere, wie gemalt. Dargestellt als Graph ergäbe sein Werdegang eine kerzengerade Linie, die weit oben beginnt und dann nur noch weiter nach oben zeigt. Schließlich konnte er mit seinem 2001 erschienenen, gleichnamigen Debüt-Album gleich mal auf Platz drei der Country-Charts einsteigen. Seine letzten sechs Alben eroberten nicht nur fünf Mal den ersten Rang der Genre-Bestenliste (sein Weihnachtsalbum "Cheers It's Christmas" belegte 2012 Platz zwei), sie waren auch in den allgemeinen US-Top 200-Charts immens erfolgreich ("Red River Blue" und "Bringing Back The Sunshine" landeten jeweils auf Platz eins!). Blake Shelton als Superstar zu bezeichnen, ist schon alleine deshalb keine Übertreibung.
Neben seinem TV-Engagement als Jury-Mitglied verschiedener Casting-Shows darf sich der wuchtige Sänger auch noch über die 2017 vom People-Magazin verliehene Auszeichnung "Sexiest Man Alive" freuen. Dass sein bewegtes Privatleben, wie Heirat und Scheidung mit Kollegin Miranda Lambert und Verlobung mit Pop-Sängerin Gwen Stefani, in den Medien genüsslich ausgebreitet wird, versteht sich da von selbst. Stört es ihn? Vermutlich kaum. Er ist Profi. Er weiß, wie das Business läuft. Es gehört einfach dazu.
Man darf ihm aber unterstellen, dass er lieber mit seiner Musik für Schlagzeilen sorgt und das dürfte ihm mit "Body Language" erneut gelingen. Zwölf Tracks hat sich der smarte Sänger und begnadete Showman dafür auf den Leib schreiben lassen. Natürlich von der Crème de la Crème der Nashville-Songwriter. Dazu gehören u.a. Shane McAnally, Dallas Davidson, Craig Wiseman und Josh Osborne. Für den Titeltrack sorgten indes seine "Voice"-Schützlinge Colton und Zach Swon von den "Swon Brothers" (gemeinsam mit Matt McGinn und Ryan Beaver). Die beiden Casting-Stars sind auch im Hintergrund des etwas düsteren, dazu sehr kraftvollen Country-Rockers zu hören.
Für den Auftakt des Song-Dutzends von "Body Language" sorgt "Minimum Wage", auf deutsch: Mindestlohn. Aber keine Angst, liebe Leserinnen und Leser, Blake Shelton mischt sich in dem ziemlich perfekt ausbalancierten Country-Pop-Song nicht in gewerkschaftliche Diskussionen ein. Weit gefehlt! In dem Track geht es um die Macht der Liebe: "Girl, your love is money" lässt er verlauten und dass das "girl" ihn nur ansehen müsse, schon fühle er sich reich und das auf Mindestlohn-Basis. Nun gut, selbst den Textdichtern in Nashville fallen nicht immer Geniestreiche ein. Schlimm? Keineswegs. Der Song macht mit seiner gelungenen Melodieführung und einer großartigen Dobro-Linie allemal Laune.
"Body Language": gelungenes CD-Comeback von Blake Shelton
Wie bei dem zertifizierten Schwerenöter fast schon üblich, bietet er auch auf "Body Language" ein Duett mit seiner aktuellen Liebsten, also mit Pop-Star Gwen Stefani von den No Doubts. Mit ihr teilt er sich das Mikrofon aber nicht in einem, wie zu erwarten wäre, Pop-Song, sondern: in dem ersten, sagen wir mal, "richtigen" Country-Track: in "Happy Anywhere". Ross Copperman, Josh Osborne und Matt Jenkins haben diesen unaufgeregten, eher langsamen, mit größtenteils akustischen Instrumenten eingespielten Titel geschrieben. Ein rührender Lovesong mit romantischen Textzeilen wie "my home's where your heart is". Der Song wurde als Vorbote für das Album auf den Social-Media-Kanälen veröffentlicht und schlug natürlich Blake-Shelton-mäßig ein: über 43 Millionen Streams zählt der Track alleine auf Spotify.
Wenn ein Album ein Spiegel der Seele eines Künstlers ist, dann muss man sich um Blake Sheltons Gemütslage keine Sorgen machen. Im Gegenteil. Dem Mann - so scheint es, so klingt seine Musik - geht es hörbar richtig gut. Und er lässt uns an seiner ansteckend guten Laune teilhaben: In Titel wie der Country-Pop-Perle "Corn" (Co-Writer u.a. Craig Wiseman), dem nach karibischen Sommertagen und Kenny Chesney klingenden "Makin' It Up As You Go", dem tiefenentspannten, für eine Positiv-Denken-Einheit tauglichen "The Flow" und in netten, nicht unbedingt spektakulären Titeln wie "Watcha Doin' Tomorrow". Mittendrin zieht Shelton die Zügel auch mal rockig an ("Now I Don't").
Gegen Ende der CD besinnt sich der Sänger aber seiner Roots, in dem nostalgischen Party-Song "Neon Time" und dem so braven wie schönen Akustik-Track "Bible Verses". Kurzum: Er liefert wieder ab, was auch zu erwarten war. Erstaunlich an "Body Language" ist eigentlich nur ein Umstand: dass er erneut keine Lust auf Songwriting hatte. Laut Gwen Stefani war das ab und zu Grund für häuslichen Zoff. Er wird damit leben können...
Fazit: Blake Shelton war und ist ein Garant für Country-Kost der Premium-Klasse. Das beweist er auch mit "Body Language" nach dreieinhalbjähriger Studio-Album-Pause.
Label: Warner Bros. Nashville (Warner) | VÖ: 21. Mai 2021 |
01 | Minimum Wage |
02 | Body Language (mit The Swon Brothers) |
03 | Happy Anywhere (mit Gwen Stefani) |
04 | Now I Don't |
05 | Monday Mornin' Missin' You |
06 | Corn |
07 | Makin' It Up As You Go |
08 | Whatcha Doin' Tomorrow |
09 | The Girl Can't Help It |
10 | The Flow |
11 | Neon Time |
12 | Bible Verses |