Kane Brown kam durch Alan Jackson zur Country Music
In Tennessee aufgewachsen, kam Kane Brown vergleichsweise spät zur Musik. Zunächst war R&B sein bevorzugtes Genre. Als er aber dann in der High-School einen Talentwettbewerb mit einem Chris Young-Song gewann, waren die Weichen gestellt. Der Rest ist eine ziemlich typische Country-Karriere für die junge Generation: Social Media, YouTube-Videos, eigene Songs. Der Boden war jedenfalls bereitet, als er 2016 mit seinem gleichnamigen Debüt die Szene betrat: Platz eins in den Country-, Platz fünf in den Pop-Charts. Oha! Das muss man ihm erst mal nachmachen. Den Erstlingserfolg konnte er mit dem zwei Jahre späteren Album "Experiment" sogar noch toppen. Die CD eroberte beide relevanten Hitparaden. Die Country-Welt hatte einen neuen Superstar.
Wer sich das Cover von "Different Man" anschaut, wird nicht unbedingt auf Country-Klänge tippen. Aber schon gar nicht. Muskelshirt, Tattoos, dicke Muckis. Von der Optik eines, sagen wir mal Alan Jackson, ist er maximal weit entfernt. Doch das muss nicht so viel heißen. Vielleicht gar nichts, wie der Song "Like I Love Country Music" klar macht. Hier erzählt Brown mit warmer, durchaus country-typischer Stimme wie es ihn gepackt hat. Wie er von eben erwähnten Alan Jackson seinen Hit "Chattahoochee" gehört hat und wie ihn die Klänge nicht mehr losgelassen haben. Man darf es ihm jederzeit glauben. In dem Song berichtet er - das muss schon sein - von Johnny und June. Wie es scheint, hat sogar Ronnie Dunn einen kurzen Cameo-Auftritt. So zwischendrin ist der gute Ronnie jedenfalls mit der Titelzeile des 90er Brooks & Dunn-Hits "Brand New Man" zu hören. Witzig! Ohnehin ist der ganze Titel keck und groovig angelegt und sorgt binnen weniger Takte für gute Laune.
Auf "Different Man" bedient Kane Brown das Country- und R&B-Lager
Tja, hätte man solche Klänge von diesem Cover-Typen erwartet? Freilich nicht. Dazu ist der Track nicht mal die Ausnahme von "Different Man". Klar, er serviert auch standesgemäßen R&B. In Titel wie "Grand" macht Kane Brown zu pochenden Computer-Beats deutlich, dass er auch in diesem Genre zuhause ist. Klar, er könnte wohl auch als R&B-Act durchgehen. Aber es ist mittlerweile auch klar, dass sich Künstler gar nicht mehr entscheiden müssen, welchen musikalischen Weg sie einschlagen. Mal geht es in diese Richtung, mal in eine andere. Wer, wie Kane Brown, die musikalischen Pole gleichermaßen souverän und kompetent bedienen kann, muss sich über seine Karriereplanung keine großen Sorgen machen.
Erfreulicherweise scheint der heute 29-Jährige - unter'm Strich - doch um einen Tick mehr für das rustikale Country-Handwerk zu brennen. Jedenfalls serviert er auf "Different Man" gleich mehrere großartige Country-Tracks. Beispielsweise der mit einer feurigen Fiddle arrangierte Country-Rock "Go Around". Noch mehr offenbart der Top-Star seine Country-Begeisterung in den erstaunlich ruhigen Songs - in Titeln wie dem leisen, ganz im Country-Folk angesiedelten "Whiskey Sour" und in dem Folk-Rocker "One Mississippi". Beide Tracks setzen Highlights in der 17 Titel umfassenden Setlist von "Different Man".
Weitere steuern der Titelsong - bei dem sich Brown das Mikro mit Blake Shelton teilt - bei und der Track "Thank God", ein Duett mit seiner Frau Katelyn. Alles gute Argumente, um den nächsten Hit zu landen.
Fazit: Der Schein trügt - denn so wie sich Kane Brown auf dem Cover seines dritten Albums "Different Man" zeigt, würde man nicht Country-Klänge erwarten. Eine starke CD von einem exzellenten und stilistisch geschmeidigen Sänger.
Label: Capitol Nashville (Universal) | VÖ: 2. September 2022 |
01 | Mr. Saturday Night |
02 | Fill 'Er Up |
03 | Last Night Lonely |
04 | Neon Light Speed |
05 | New Place to Drink |
06 | Your Heart or Mine |
07 | Santa Cruz |
08 | Longneck Way to Go (mit Midland) |
09 | Raincheck |
10 | Workin' on a New One |
11 | Hung the Moon |
12 | The Day I Stop Dancin' |
13 | Smokin' a Doobie |
14 | Reverse Cowgirl |