Die musikalischen Roots von Carrie Underwood liegen eindeutig im Country. Seit sie ein Kind ist, singt sie angeblich wo immer man sie lässt. Am liebsten Songs von ihrem persönlichen Idol, Martina McBride.
Nachdem die studierte Journalistin und Kommunikationswirtin verschiedene kleine Nachwuchs- und Modelwettbewerbe für sich entscheiden konnte, triumphierte sie im letzten Jahr bei "American Idol", der amerikanischen Version von "Deutschland sucht den Superstar". Die Jury ließ sich nach verschiedenen Vorstellungen sogar zu Superlativen hinreißen. So sagte Simon Cowell beispielsweise, dass sie das Zeug zum Superstar hat und dass sie mehr CDs verkaufen wird, als alle anderen American-Idol-Gewinner. Und wie es aussieht, hat der Mann recht. Ihre erste Single "Inside Your Heaven" (Bonustrack auf der CD) landete schnurstracks auf Platz eins der Billboard-Charts, das Mitte November in den USA erschienene Album "Some Hearts" wurde mit über 300.000 verkauften Einheiten innerhalb einer Woche zum erfolgreichsten Debüt eines Country-Künstlers aller Zeiten. Nicht schlecht ...
Die Produzenten Dann Huff und Mark Bright leisten auf "Some Hearts" ganze Arbeit
Wobei der Begriff "Country" natürlich mit Vorsicht zu genießen ist. Traditionelle Klänge vermeidet die aus einem Kaff im Bundesstaat Oklahoma stammende Schönheit, wie Toby Keith alkoholfreies Bier. Ihre, oder besser gesagt, die Vorstellungen ihres Managements von "Country" ist der MTV-taugliche Hit-Mix von Shania Twain, Faith Hill und LeAnn Rimes. Musik fürs Autoradio, für die große Geste, für die Hitparade. Tiefschürfende Erkenntnisse oder gar so etwas wie Authentizität darf man auf "Some Hearts" von der 23jährigen Karriere-Musterschülerin natürlich nicht erwarten. Dafür aber eine wirklich erstklassige Stimme und geschliffene Songs. Mark Bright und wieder Mal Dann Huff stehen immerhin als Produzenten Pate für den enorm professionellen Sound und eine ganze Reihe von Songschreiber-Profis leisteten - unter kommerziellen Gesichtspunkten - ganze Arbeit.
Wer auf die Soundtrack-Beiträge von Faith Hill ("Pearl Harbour") oder auf die für den europäischen Markt arrangierten Songs von Shania Twain steht, wird auch Carrie Underwoods CD "Some Hearts" mögen. Denn ganz wie diese großen Damen des kommerziellen Nashville-Sounds wandelt auch diese talentierte Newcomerin mit einem strahlenden Lächeln durch nette, harmlose Country-Pop-Gefilde. Sie erlebt emotionale Höhenflüge ("We're Young and Beautiful"), überzeugt mit rockigen Beats und Riffs ("Before He Cheats"), zügelt ihr gemäßigte Wut ("Wasted") und bietet viel, viel Liebe und Liebesleid ("Don't Forget to Remember Me", "I Just Can't Live a Lie"). Da passt es gut, dass gleich drei Titel Songwriter-Legende Diane Warren (Aerosmith, Whitney Houston, Toni Braxton) beisteuerte: "Some Hearts", "Lessons Learned" und die schmucke Klavier-Ballade "Whenever You Remember". Für den amerikanischen Markt sind diese - sorry - oberflächlichen Gefühle und kunstvoll hervor gezauberten Plastik-Tränen zweifellos optimal. Ob der Funke aber auch in hiesigen Regionen überspringt, bleibt abzuwarten.
Fazit: Die "American-Idol-Gewinnerin" Carrie Underwood präsentiert mit "Some Hearts" ein ausgeklügeltes Debüt - eine perfekte Mixtur aus den Sounds von Shania Twain, Faith Hill und LeAnn Rimes-Sounds. Musik, so glatt wie das Gesicht der 23jährigen Beauty-Queen.