Zugegeben: Er ist ja wirklich ein guter Sänger. Er hat was. Vielleicht ist es Star-Appeal, vielleicht Charisma. In jedem Fall hat er ein überbordendes Selbstbewusstsein. Selbstzweifel scheinen ihm so fremd zu sein, wie den meisten Menschen Quantenphysik. So wirft er auch in diversen Booklet-Fotos wieder sein irgendwie fieses Blendax-Lächeln der Marke: 'Ich bin der Größte' an. Sei’s drum ... Genau deshalb lieben ihn auch viele Countryfans.
Auch musikalisch hält sich Toby Keith nach dem Motto: "Give the people what they want.". Also: keine Experimente, keine neuen Töne. Wie von ihm gewohnt, präsentiert er eine recht modern und zupackend ausgefallene Mixtur aus Country-Rockern, Country-Blues, Folk und Balladen. Die allermeisten der zehn neuen Tracks – zuzüglich vier Live-Versionen von Cover-Songs – schrieb Keith zusammen mit Bobby Pinson. Meist erzählen die zwei Stories aus dem amerikanischen Way-of-Life: Wie gemütlich und freundschaftlich es sich in einem "Trailerhood" leben lässt (was man bezweifeln darf), wie hochdramatisch "Kissin’ In The Rain" sind (da denkt er bei jedem Gewitter dran) oder der obligatorische Trucker-Song "Drive It On Home" (rockig, düster, hart).
Die besten Momente hat Toby Keith – wieder einmal – wenn er seine lockige Mähne gegen den Strich bürstet. Wenn er sein Testosteron in leisen, folkigen Songs zügeln und dosieren muss. Dann zeigt er seine unbestreitbaren Qualitäten als gefühlvoller Interpret und warmkehliger Sänger. Die besten Beispiele hierfür bilden das akustische "In a Couple of Days" und die ruhigen, mit prächtig positiven Melodien aufgeladenen Songs "Ain't Breakin' Nothin‘" und "Is That All You Got".
Den Abschluss der neuen Titel bildet "Get Out of My Car" – nicht zu verwechseln mit dem alten Billy Ocean-Hit – bei dem Toby Keith zwar Banjo-Legende Ricky Skaggs präsentiert. Aber auch ein bisschen was über sein Frauenbild verrät: "Get outta your clothes or get out of my car." Vielleicht ist es ja witzig gemeint...
In den vier Bonus-Tracks präsentiert das Album vier Live-Tracks von Cover-Versionen, darunter das bluesige "11 Months and 29 Days", den Klassiker "Chug-A-Lug" und – gelungene Überraschung! – den legendären Gordon Lightfoot-Hit "Sundown". Mit letzterem tut er sich eigentlich keinen Gefallen. Denn die tiefgehende, bildreiche Poesie von Lightfoot steht im krassen Gegensatz zum eigenen simplen Texterhandwerk.
Fazit: Typisch Toby Keith! Rabiater Country-Rock, manchmal noch rabiatere Texte. In den ruhigen Momenten zeigt er aber, was er kann.
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