Toby Keith - That Don't Make Me a Bad Guy

CD Cover: Toby Keith - That Don't Make Me a Bad Guy
 

Irgendwie süß, wie der bekennende Redneck Toby Keith auf dem Cover-Foto kuckt: so ernsthaft, so treuherzig, so dackelblickend. Der Wolf im Schafspelz vor einer idyllischen Provinzbar inklusive Abendrot? Na ja, mal hören...

Man kann über ihn ja sagen was man will. Aber seine Musik hat was. Das wird sofort mit dem Opener und Titeltrack klar. In würzige, hervorragend zum Mitsummen/Mitsingen geeignete Melodien packt der stämmige Kurzbartträger seine hemdsärmeligen Weisheiten: er sei "easy to love und hard to keep", er stehe auf "let it dance on the wild side" und "cheap whiskey in a paper cup". Er gibt den bodenständigen Macho, der einfach überhaupt nichts anbrennen lässt. Und: Man kauft ihm das sogar gerne ab. Doch egal, der Titel macht in seiner unverblümten und ungekünstelten Wucht einfach gute Laune.

Das gleiche gilt auch für den nachfolgenden Track "Creole Woman". Zu einem sehr beherzten Gitarren-Riff berichtet er von einer seiner Erfahrungen mit einer "Cajun Queen", die den guten Kerl vom Land einfach mit ihrem Sex verzaubert hat. Das glaubt man nun schon nicht mehr so ohne weiteres. Egal...

Im nächsten Song "God Love Her" - eine Gemeinschaftsproduktion von Toby Keith und Vicky McGehee - zieht er gleichermaßen traditionelle wie moderne Register: ein rockiger, an den Countrysound der frühen 90er Jahre erinnernder Titel, mit mehrheitsfähigen Melodien. Das amerikanische Country-Radio wird den Song lieben. Genau wie die erste Ballade -"Lost You anyway". Hier zeigt sich das Rauhbein beeindruckend glaubwürdig von einer verletzlichen, in seinem Selbstbewusstsein erschütterten Seite ("loved you just enough to make you stay, and I´d lost you anyway"). Richtig schön zum Dahinschmelzen.

Mit "Missing Me some You" wagt er noch ein paar weitere Umdrehungen an der Emotions-Schraube: ein exzellenter Blues. Vielleicht der beste Song im guten, alten Zwölftakt-Schema, seit "I Used To Know This Song By Heart" von Brooks & Dunn. Und mit einem ähnlich guten Gitarrensolo. Klarer Fall: ein absolutes Highlight auf "That Don't Make Me a Bad Guy".

Auch in der zweiten Hälfte der elf Titel umfassenden, vom Meister höchstselbst produzierten CD "That Don't Make Me a Bad Guy" überwiegen, die ruhigen, nachdenklichen, melancholischen Momente. Das gilt für die recht traditionelle Countryballade "Hurt a Lot Worse when You Go" genauso wie für die mehr mit bombastischem Melody-Rock verwandten Tracks wie das Klavier-Rührstück "She Never Cried in Front of Me" und den hymnischen Schlussakkord von "I Got it for You Girl". In diesen Songs zeigt Toby Keith, dass er mittlerweile zu einem vielseitigen Interpreten gereift ist. Er ist wirklich: ein verdammt starker Sänger. Am deutlichsten wird dies in dem vielleicht leisesten Song der CD, dem akustischen, ganz dem Folk- und Bluegrass geschuldeten "You Already Love Me".

Der rockige Twang-Gitarren-Feger "Time that it Would Take" und das gemütliche Tex-Mex-Gesöff "Cabo San Lucas" sorgen dazwischen für kurzweilige Abwechslung.

Fazit: Obwohl fast alle Titel im Songschreiber-Gespann Toby Keith und Bobby Pinson entstanden, legt der Bad Boy des Country auf "That Don't Make Me a Bad Guy" seine bislang facettenreichste und ausgereifteste Arbeit vor. Musiker wie Shannon Forest (Drums), Glen Worf (Bass), Kenny Greenberg und Brent Mason (Gitarre) besorgen den Rest.

vgw
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