Natürlich ist sein Name auch untrennbar mit beherztem Country-Rock verbunden. Und - ja, das muss sein - auch stets mit einer XXL-Portion Patriotismus. "Clancy's Tavern", sein 15. Album macht da keine Ausnahme. Gerade so, als ob er gleich mal diesen stets diskutierten Punkt verdeutlichen möchte, steigt er mit "Made In America" in dieses Album ein. Der von ihm gemeinsam mit Bobby Pinson und Gregory Scott Reeves geschriebene Track läuft in Amerika rauf und runter. Im Radio und in den einschlägigen TV-Kanälen. Im Booklet ist der Titel mit einem Live-Foto illustriert, das den größten Macker der Countrygemeinde auf der Bühne zeigt, das (junge) Publikum eifrig mit Sternenbanner-Schwenken beschäftigt. So also muss man sich ein Toby Keith-Konzert vorstellen. Musikalisch geht allerdings stets die Post ab - wie vier drauf gepackte Live-Bonus-Tracks beweisen.
In den elf neuen Studiosongs steht neben dem Sänger auch der Songschreiber Toby Keith im Mittelpunkt. Bei jedem Track hat er seine Finger im Spiel. Songschmiede der Extraklasse - wie Brad und Brett Warren, Eddy Raven und vor allem bereits erwähnter Bobby Pinson - stehen dem Okie mit Rat, Tat und Harmonien zur Seite. Ergebnis: ein Song-Reigen, der allemal deutlich über dem Durchschnitt aktueller Nashville-Kost anzusiedeln ist. Aus mehreren Gründen. Zum einen beweist Toby Keith als Produzent ein glückliches Händchen für robuste, keinesfalls überladene Arrangements. Zum anderen findet er als Co-Autor natürlich stets die für ihn richtigen Melodien und Inhalte. Ein wichtiger Aspekt. Denn nur so lässt sich beim Hörer das gewünschte Maß an Glaubwürdigkeit erzielen.
Dennoch kommt die CD - nach dem fulminanten Auftakt - nur zögerlich in die Gänge. "I Need to Hear a Country Song", der Titeltrack und "Tryin' to Fall in Love" sind ok, aber auch nicht viel mehr. Stärker fallen die anschließenden Tracks aus: der wohl temperierte und mit feinen Melodien ausgestattete Rock 'n' Roll von "Beers Ago" (nettes Wortspiel), der naturbelassene Country-Rock von "South of You" oder das in Song und Stimmung auf "Ghostriders in the Sky" abzielende "Club Zydeco Moon" überzeugen vollauf. Aber auch - das wird bei dem bärtigen Holzklotz gerne übersehen - seine Balladen. "Just Another Sundown" kommt ohne großes Soundkostüm aus, "I Won't Let You Down" ist breiter und rockiger angelegt, aber nicht weniger überzeugend. "Red Solo Cup" ist eine echte Party-Jux-Nummer, mit Banjo und Herren-Chor. Beim letzten Studio-Song "Chill-Axin'" haben sich Keith und Mannen wieder beruhigt und geben sich, der Titel verrät es, gaaaanz entspannt.
Was Toby Keith-Besucher live erwartet, deuten die vier Live-Bonus-Tracks an. Aufgenommen in New York mit seiner "Incognito Bandito"-Band gibt das achtköpfige Ensemble ordentlich Zunder - und Klassiker wie "Truck Drivin‘ Man" und "Memphis" zum Besten. Macht Laune!
Fazit: Wie immer gibt Toby Keith den patriotischen Grobian mit Herz. Seine Musterrolle, die er erneut perfekt spielt. Wie sehr sich bei Toby Keith alles um Toby Keith dreht, wird erneut deutlich: er singt, schreibt die Songs und produziert für sein eigenes Label.