Und es ging munter weiter: "Country Comes To Town" erreichte die Top 5, "You Shouldn't Kiss Me Like This" verbiss sich für fünf Wochen in die Pole Position der Countrycharts, mit "I Wanna Talk About Me" gelang es Toby Keith, diesen Erfolg nochmals zu wiederholen. "I'm Just Talkin' About Tonight" war eine weitere Nummer 1, "My List" ein satter Top-Five-Hit. Die dazugehörigen Alben "How Do You Like Me Now?!" und "Pull My Chain" übersprangen locker die Platin-, bzw die Doppelplatingrenze. Und dann kam 9/11, das Weltbeben, und der Krieg in Afghanistan, der Toby Keith zu dem Song "Courtesy of The Red, White and Blue (The Angry American)" inspirierte. "Mit freundlichen Grüßen in rot, weiß und blau (Der verärgerte Amerikaner): Ein Lied, das bei aller verständlichen Wut die in Keith rumorte, in seinem pathetischen Patriotismus zu den dümmsten Songs aller Zeiten zählen dürfte. Von dem scheußlichen Arrangement mit den Freiheitsglocken und der miesen Gesangsleistung mal abgesehen. Natürlich war es eine Nummer Eins, wie auch dessen stumpf komponierter Nachfolger, "Who's Your Daddy?"
Aber was den Charterfolg anging, da konnte Toby Keith auch 2003 nichts mehr falsch machen: Da mausert sich selbst eine überalberne "Rauchende-Colts"-Nummer wie "Beer For My Horses" zum Hit. Unverständlich, was Countrylegende Willie Nelson dazu bewegen konnte, diesem Machwerk seine Stimme zu leien. Wer weiß, vielleicht waren die Steuerbehörden wieder hinter ihm her...
Drei neue Songs auf Greatest Hits 2
Mit drei neuen Songs versucht Toby Keith, sein "Greatest Hits 2" auch für Fans, die eigentlich schon alle seine Platten im Schrank haben, interessant zu machen. "Stays in Mexico" ist Ehebrecher-Country mit schrecklichen Bläsersätzen sowie dem Charme und dem Witz einer ARD-Vorabendserie. Das Duett "Mockingbird," - eine rockige Version des 1974er Pophits für Carly Simon und James Taylor - sang Toby Keith mit seiner Tochter Krystal ein. Die klingt nach allem: Nur nicht nach einer 17-jährigen. Auch für "Go With Her" greift Keith tief in die Familienkiste: Ein Vater - vielleicht Keiths kürzlich verstorbener - geizt nicht mit Ehetipps: Wenn sie fortgeht, dann pack deine sieben Sachen und geh mit.
Was Fans an "Greatest Hits 2" erzürnen dürftes, ist das Fehlen der Songs von Toby Keiths jüngstem Album "Shockin' Y'All". Songs wie "Whiskey Girl", "American Soldier" und natürlich "I Love This Bar" hätten als allesamt mehrwöchige Nummer-Eins-Hits nicht nur ein Anrecht, auf einem Greatest-Hits-Album vertreten zu sein, sie hätten auch wohlgetan. Und bei etwas über 50 Minuten Spieldauer der 14 Tracks kann es nicht an der Spieldauer gelegen haben. Immerhin: Zwei Liveversionen beliebter Mitsingklopfer hängen noch hinten dran: "You Ain't Much Fun" und "Should've Been A Cowboy" - Toby Keiths erste Billboard Number One Hitsingle.
Fazit: Erfolgreicher, aber klischeebeladener Country von dem vielleicht missmutigst dreinblickenden Künstler, der jemals mit zehn Fotos auf seiner eigenen Greatest Hits 2-CD vertreten war. Dazu lückenhaft kompiliert. Ebenfalls enttäuschend: Das beiliegende Gewinnspiel um einen monströsen Ford Super Duty-Pickup-Truck steht leider nur US-Bürgern offen.