Vom musikalischen ist Toby Keith weit von seinen ersten Alben entfernt, was viele bedauern. Dennoch ist "White Trash with Money" anders als seine letzten Alben, und dies dürfte viele freuen. Der starke Patriotismus der letzten Alben ist einem freundlicherem Songwriting gewichen und die 12 Tracks des Albums sind entweder von Toby selbst oder in Zusammenarbeit mit Scotty Emerick und/oder Dean Dillon entstanden. Ähnlich wie bei den The Chicks haben die Ereignisse des 11. Septembers 2001 und der daraus resultierende Angriff auf den Irak im Jahre 2003 auch die Anhänger von Toby Keith in zwei Lager gespalten. Pro und Contra Irakkrieg, Pro und Contra The Chicks, die den Krieg verurteilen und sich für ihren Präsidenten schämen, und Toby Keith, der sich als konservativen Demokrat sieht und den Präsidenten der Vereinigten Staaten George W. Bush unterstützt. Mister Bush hat den Krieg nicht nur in den Irak getragen, er hat auch einen unter den Countrykünstlern und deren Fans entfacht.
Doch nun zum Album: "White Trash with Money" eröffnet mit der Up-Tempo-Nummer "Get Drunk and Be Somebody" ("Besauf Dich und sei Jemand"). Toby Keith hat sie zusammen mit Scotty Emerick geschrieben. Honky Tonk mit Bläsersätzen. Der Inhalt ist schnell erzählt. Eine Woche lang schuften als "Niemand" ohne Rechte und sich am Wochenende vom Gehaltsscheck das Leben schön trinken. Scotty und Toby sollen auch schon eine Fortsetzung planen mit dem Titel: "getting drunk, waking up with a hangover and deciding tonight I'm gonna go get drunk and be somebody else". In Deutsch: "Sich betrinken, mit einem Kater aufwachen und sich dafür entscheiden am Abend weiter zu trinken und jemand Anderes zu sein." Ein typischer Arbeiter-Song, wie er für Toby Keith normal ist, schließlich gehörte er dieser Fraktion selbst einmal an. Sein Albumtitel "White Trash with Money" ist auch nicht ohne Bezug auf dieses Thema. Als "White Trash" bezeichnet man die arme weiße (!) Bevölkerung Amerikas und mit dem Zusatz "with money" wird "Weißes Gesindel mit viel Geld" daraus. Diese gering schätzende Bemerkung wurde Tobys Familie zu teil. Klar, dass Mrs. Keith dabei an die Decke ging. Aber Toby nahm es gelassen und hatte somit einen Titel für das vorliegende Album. Stories, die das Leben schreibt.
Klassisch geht es weiter mit der von orchestralen Klängen unterlegten vier Minuten Love-Breaking-Nummer "A Little Too late". Auch dieser Titel ist im Mid-Tempo gehalten, wie fast das ganze Album. Einzig "Crash Here Tonight" (Tobys langsamster Titel mit Steelguitar, Streichern und Piano), Ain't No Right Way" (über die verschiedenen Sichtweisen von Richtig und Falsch), "I Ain't Already Tonight" (Anziehung und Abstoßung: Physikunterricht in der Liebe) und "Too Far This Time" (das Gegenstück von "It's A Little Too Late" und Toby, der seine Gesangsweite um eine Oktave erweitert) liegen noch unter der 100 Beat-Marke.
Drei Songs sind wieder während einer Jamsession im Tourbus entstanden und haben Einzug auf das Album gehalten. Alle Titel sind etwas mit einem Augenzwinkern zu betrachten und gehören zur Kategorie: Achtung! Jetzt wird es lustig. "Brand New Bow" bringt einen Kamm als Musikinstrument mit und handelt von der Vergesslichkeit der Herren, sich bestimmte Ereignisse zu merken. "Hell No" geht noch einen Schritt weiter. Eine schöne Nummer mit rockigen Gitarren und einem aussagekräftigen "Keineswegs". "Runnin' Block" ist ein Ohrwurm. Eingängige Melodie und einen wirklich "netten" Text, der hier nicht verraten wird.
Fazit: Endlich ein Toby-Keith-Album, das man ruhigen Gewissens weiterempfehlen kann mit drei bis vier Hitverdächtigen Singleauskopplungen. Obwohl "White Trash with Money" im Mid-Tempo-Bereich bleibt fällt dies beim Hören kaum auf. Die Songs sind ausgewogen sowohl vom musikalischen (vielfältige Instrumente und Orchesterbegleitung) als auch von den verschiedenen Themen der Songs.