Der Titelsong ist gleichzeitig auch Opener des - fleißig, fleißig! - 17 Titel umfassenden neuen Werks des Georgia-Boys: ein moderat rockender Shuffle mit "Ye-Has", fast nach ZZ Top klingenden Gitarrenriffs und einem herrlichen, nach Southern-Rock schmeckenden Slide-Gitarrensolo. Keine Frage, der Aufgalopp ist allemal geglückt. Zumal er mit den nachfolgenden Titeln auf ähnlichem Qualitätslevel bleibt. Bei "Small Town Southern Man" bietet er - in gemütliche, unaufgeregte, aber durch und durch authentische Countryklänge verpackt - Autobiografisches, bei der nachfolgenden Ballade "I Wish I Could Back Up" beweist er erneut, dass er vor allem auch als Gefühlsmensch immer für einen Song-Volltreffer gut ist. Warum? Weil man ihm seine Inhalte einfach bedingungslos abkauft. Wo Alan Jackson drauf steht, ist nun mal ehrliches Countryhandwerk drin. Das galt schon 1989, als er mit seinem zweimal Platin-dekorierten Debüt "Here In The Real World" die Szene von Nashville gehörig aufmischte - das gilt heute, Millionen von verkauften Alben später, unverändert genau so. Es mag an der Music Row um ihn herum der eine Hype und die andere Mode kommen und gehen - Alan Jackson bleibt ein Fels in der Countrybrandung. Einer der letzten Aufrechten. Ein Traditionalist, im absolut positiven Sinne.
Was das musikalisch bedeutet, ist klar: Solide Songs um die klassischen Themen - Sixpacks und Pickups, ein bisschen Herz-Schmerz, ein bisschen wilder Mann. Dazwischen ein kleines Glaubensbekenntnis und ein guter Schuss von Melancholie und Nostalgie. Wer das Repertoire des blonden Traditionalisten kennt, wird mit diesem Album seine Erwartungen vollauf erfüllt sehen. Vielleicht sogar um einen Tick zu sehr. Denn da der Routinier im Gegensatz zu seinen früheren Großtaten bei "Good Time" gänzlich auf die Hilfe von renommierten Co-Autoren wie Jim McBride ("That's All I Need To Know", "Chasin' That Neon Rainbow"), Mark Irwin ("Here In The Real World") oder Keith Stegall ("Don't Rock The Jukebox") verzichtet, sind sich viele seiner neuen Titel schon recht ähnlich. Das soll nicht heißen, dass Alan Jackson in seiner langen Karriere als Songwriter nicht gereift wäre. Ganz im Gegenteil. Titel wie der lässige 6/8-Blues "When The Love Factor's High", der flotte, mit instrumentalen Glanzlichtern geschmückte Bluegrass-Feger "Long Long Way" und das rockig-poppige Duett mit Martina McBride bei "Never loved before" sind gültige Belege für seine Kreativität. Dennoch: Hier und da eine überraschende Harmoniewendung, da und dort ein hintergründiges Wortspiel - diese Dinge fehlen der CD. Andererseits ist kein einziger Song drauf, der nicht wirklich richtig gut wäre, der nicht alle Kriterien zum Soundtrack für das Motto "Good Time" erfüllen würde.
Fazit: Alan Jackson hat wieder den Fun entdeckt und widmet 17 selbst geschriebenen Titeln der "Good Time". Ein Werk, so zeitlos wie eine Levi's Jeans.
Label: Arista Nashville (Sony) | VÖ: 14. März 2008 |
Titelliste
Links
01 | Good time | 10 | I still like Bologna |
02 | Small town southern man | 11 | Never loved before (mit Martina McBride) |
03 | I wish I could back up | 12 | Nothing left to go |
04 | Country boy | 13 | Listen to your senses |
05 | Right where I want you | 14 | This time |
06 | 1976 | 15 | Laid back 'n low key |
07 | When the love factor's high | 16 | If you want to make me happy |
08 | Long long way | 17 | If Jesus walked the world today |
09 | Sissy's song |
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