Wieder sorgt kein Geringerer als Keith Stegall für die Produktion. Das Überraschende daran ist, dass – trotz Mainstream- und Hit-Nase Stegall – das Album sperrig, wild, ungezügelt und kreativ ausfällt. Letzteres vielleicht sogar um einen Tick zu viel. Ähnlich wie Brad Paisley, von dem man auch immer wieder das Gefühl hat, dass er gar nicht weiß, was er alles mit seinem Talent noch anfangen soll, überheben sich auch ab und an Zac & Band. Die Folge sind dann Tracks, in denen einfach zu viel drin ist: Slide-Solo, Drum-Solo, Rap-Einlage, Geigen-Gewitter; dann noch ein paar Slapstick-Späßchen ... "Settle Me Down" ist nach diesem etwas wirren Strickmuster gefertigt. Oder das exakt zehn Minuten dauernde "Who Knows". Das brillante, an Duane Allman erinnernde Slide-Solo bildet zwar ein echtes Highlight – kann den etwas zu verspielten Gesamteindruck dieses Mini-Kunstwerkes aber nicht korrigieren.
"Whiskey's Gone" ist ebenfalls alles andere als ein straighter Strophe-Refrain-Strophe-Song. Auch hier geht es munter zur Sache. Mit wummernder Orgel, sägenden Gitarren-Riffs und Rap-Einlagen – aber auch mit Fiddle und Akustik-Gitarre. Trotz der vielen Zutaten hat man bei diesem Titel nicht das Gefühl, dass sich hier jemand kreativ austoben möchte. Der Track hat bei aller Vielfalt einen roten Faden. Die überraschenden Momente mögen zwar verwirren, doch sie sind kunstvoll eingebettet. Der Schlüssel liegt vermutlich in der überzeugenden Harmonieführung des Songs. Der Rest ist dem guten, alten Rezept geschuldet: Country und Folk – aber mit Rock- und Punk-Attitüde präsentiert.
Dennoch sind es wieder einmal die weniger spektakulären Songs, die einfache Melodien, die vollauf überzeugen. Tracks, wie das wundervoll harmonische "Knee Deep", bei dem Sunnyboy Jimmy Buffett ein wie immer seelenvolles Gastspiel gibt. Als kleine Referenz an den überzeugten Skipper streut die Zac Brown Band ein paar dezente Calypso- und Reggae-Nuancen ein.
Kaum weniger hübsch fällt das nachfolgende "No Hurry" aus, bei dem James Otto als Co-Autor mitwirkte. Ein klassischer Country-Folk, irgendwo zwischen James Taylor und George Strait – ein Song, der das Zeug zum Klassiker hat.
Wenn man schon Keith Stegall als Produzenten hat, dann sollte auch die Tür zu Alan Jackson aufgehen. Tut sie. Bei "As She's Walking Away" gibt der samtkehlige Country-Star eine Duett-Einlage, und siehe da: der smarte blonde Barde gibt stimmlich ein perfektes Paar mit dem bärtigen Zac Brown ab. Ein herrlicher Track.
Mit dem southern-rockigen "Make This Day" klingt die CD mit viel Schwung, Drums, Soli und Gegröle aus. Zwei Bonus Tracks (eine Live-Version von Ryan Adams "Oh My Sweet Carolina" und das ruhige akustische "Nothing") gibt's als Zugabe. Übrigens: die beiden Bonus-Tracks sind die einzigen Coverversionen der CD.
Fazit: Zum Image der Band gehörten eigentlich originelle Coverversionen. Bis auf zwei Tracks präsentieren sie hier aber ausschließlich Eigengewächse – schöne, mitunter zu verspielte Songs zwischen Folk, Country und Rock. Kurz: ein starkes Album.
Label: Southern Ground / Atlantic (Warner) | VÖ: 7. Januar 2011 |
Titelliste
Links
01 | Let it go | 10 | As she's walking away (feat. Alan Jackson) |
02 | Knee deep (feat. Jimmy Buffet) | 11 | Keep me in mind |
03 | No hurry | 12 | Who knows |
04 | I play the road | 13 | Martin |
05 | Cold hearted | 14 | Make this day |
06 | Whiskey's gone | 15 | Oh my sweet Carolina (Live) (Bonustrack Deluxe Edition) |
07 | Quiet your mind | 16 | Nothing (Bonustrack Deluxe Edition) |
08 | Colder weather | 17 | Every Little Bit (Live) (Bonustrack iTunes Deluxe Edition) |
09 | Settle me down | 18 | Smoke Rise (Bonustrack iTunes Deluxe Edition) |