Alan Jackson - Precious Memories

Eine derart ruhige und spirituelle CD verströmt für hiesige Ohren einen Hauch von Weihnacht. Und tatsächlich. Wie Alan Jackson auf seiner Website bekennt, war das Album ursprünglich als Weihnachtsgeschenk an seine Mutter Ruth geplant. Letztes Jahr überreichte er Frau Mama an Heilig Abend schließlich das Werk - mit emotional durchschlagendem Erfolg. "Ich saß da und habe nur noch geweint", sagte Mutter Jackson dem Radiosender X Radio, "damit hat mir Alan Jackson meinen größten Wunsch erfüllt."

Ob der Routinier des traditionellen Country-Sounds mit "Precious Moments" auch seinen europäischen Fans eine Freude macht, bleibt abzuwarten. Gewisse Skepsis ist jedenfalls angebracht. Denn die CD richtet sich in ihrer radikal kleralen Grundstimmung einfach ausschließlich an fromme amerikanische Gemüter. Eine - oder noch besser - mehrere Chancen hat sich die wie immer von Wegbegleiter Keith Stegall produzierte CD trotzdem im Player verdient. Nicht nur weil Alan Jackson dieses beschauliche Material mit viel Gefühl und Inbrunst zu interpretieren versteht - auch weil derart entspannend und harmonische und vor allem friedfertige Klänge einen echten Kontrapunkt gegenüber üblicher (Country-)Kost darstellen. Mit einem überraschenden Effekt: Man schaltet, hört man feierliche Lieder wie "Blessed Assurance", "Softley And Tenderly", "When We All Get To Heaven" oder "'Tis So Sweet To Trust In Jesus" unwillkürlich ein, zwei Gänge zurück. Auch wenn man nicht spontan die Hände zum Gebet faltet und auch nicht wie Mama-Jackson in Tränen ausbricht, beruhigt und berührt die 15teilige Gospel-CD außerordentlich.

Wobei "Gospel" nur bedingt gültig ist. Zumindest, was man hierzulande unter der Musikrichtung versteht. Denn wummernde Orgeln und hymnisch tosende Stimmen kommen keinen Takt vor. Doch Gospel lebt von Dynamik, von seinem Groove. Auf beides verzichtet der brave Cowboy hier gänzlich. Das Tempo bleibt auf dem Level einer Rosenkranz-Litanei, die Gefühlslage kurz vor der Seligsprechung. Das mag sarkastisch klingen, ist aber nicht so gemeint. Man soll nur nicht auf die Idee kommen, und diese CD mit Jackson-Klassiker wie "Here In The Real World", "Don't Rock The Jukebox" oder "A Lot About Livin' (And A Little 'Bout Love)" vergleichen. Diese genannten Meilensteine der modernen Countrymusic fanden global viele Fans, "Precious Memories" ist dagegen eine Art Hausmusik: Alan Jackson spielt mit ein paar Freunden Kirchensongs und eine Bandmaschine lief zufällig mit. Bei "It's So Sweet To Trust in Jesus" kommen dann noch Denise, Mattie und Ali Jackson vorbei um im Chor mitzusingen.

Fazit: Alan Jackson singt mit ein paar Freunden 15 amerikanische Kirchenlieder ein. Eine ruhige Andacht mit Weihnachts-Flair Mitten im Frühling.