Das vierte Album von Midland, "Barely Blue", kommt perfekt passend zum Sommerausklang und nimmt uns mit auf eine nostalgische Reise
Leadsänger Mark Wystrach, Bassist und Sänger Carmeron Duddy sowie Gitarrist und Sänger Jess Carson haben die Gabe, mit ihrer Musik eine gewisse Einsamkeit und Traurigkeit hervorzubringen, die aus einer anderen Epoche zu stammen scheint. Der Inhalt der Midland Texte durchbricht die Fassade.
Ausgehend von ihrer Heimatstadt Austin, Texas aus veröffentlichte das Trio in den letzten Wochen die ersten Songs aus "Barely Blue" und überzeugte bereits erneut mit einem Sound, der einen gewissen Schimmer hervorruft. Bereits der Opening Track "Lucky Sometimes" lässt das Thema erahnen.
Midland und der Sound der Landstraße
Man wollte mit "Barely Blue" einen Schritt weiterkommen, diese Zeiten und Orte einfangen, als man "klassische Country Music in einem Road House mit schlechtem Kaffee nach vielen Meilen auf der Straße" hörte. Das Arrangement ist spärlich, gipfelt jedoch immer wieder in hohen Harmonien, über alles stülpt Produzent Dave Cobb eine Schallkuppel, die einhüllt.
Wie Mark Wystrach erwähnt, habe sich die Band Dave Cobb als Produzent gewünscht, seit sie zum ersten Mal Sturgill Simpsons Metamodern Sound gehört hatten. Der musikalische Background und wie er die Aufnahmen ansetzt, seien für sie die perfekte Weise gewesen, die auch zu ihnen passen würde. Bei "Barely Blue" habe Dave Cobb Midland zu dem Sound verholfen, den sie seit langer Zeit gesucht habe.
Tatsächlich, der Gesang des Trios scheint nie besser geklungen zu haben, die Harmonien nie weicher und bei mancher Zurückhaltung doch auch immer wieder einen Horizont erreichend, der einen erreicht. Für jeden, der mitgenommen werden möchte in alle Variationen des Glücks und der Schmerzen des Lebens. Und irgendwo dazwischen.
Die Singles als Vorgeschmack auf "Barely Blue"
Genau dieses Gefühl setzten Midland schon mit den ersten beiden Vorab-Veröffentlichungen von "Barely Blue" frei. Sowohl "Old Fashioned Feeling", welches vom Rolling Stone Magazin als einer der besten Songs der Woche ausgezeichnet wurde, als auch "Lucky Sometimes" über welches das Billboard Magazin sagte, der Track sei randvoll mit "Old School- und Soulful Country Sound, angeführt, von den Harmonien des Trios, welche warm und glatt seien, wie ein Bourbon ganz oben im Regal". Könnte man es besser ausdrücken?
Seit sich die drei Musiker damals zufällig auf einer Hochzeit begegnet seien und die Entscheidung gefallen sei, dass man den Versuch starten wolle, eine gemeinsame Band zu gründen, habe man den Sound immer weiterentwickelt. Der Beginn der Reise war "Drinkin' Problem" und es wurde immer interessanter, doch, so die drei, man habe, obgleich all der oftmals erlebten Unebenheiten auf dem Weg immer geliebt, was man tue. Nun ist "Barely Blue" der nächste Meilenstein.
Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit Dave Cobb
Das Ergebnis der eben erwähnten Kooperation mit Starproduzent Dave Cobb ist also nun ein Konzeptalbum mit acht in sich verbundenen Tracks. Das Arrangement erlaubt es dem Trio zu scheinen, wobei der Fokus auch auf den Texten liegt. Insgesamt bewegen sich Midland im gechillten Tempo, hüllen den Hörer mit ihrer Musik ein und lassen ein Wohlgefühl aufkommen. Als bewege man sich in einem alten George Strait Song, geht es um Liebesaffären, romantische Momente und deren traurige Enden. An ein ähnliches Thema lehnt sich Mark Wystrach auch im Titelsong "Barely Blue" an. Auch Songs wie "Lonestar State of Mind" oder "Baby It's You" versetzen einen in die guten alten Tage, als die Musik noch vom Plattenteller kam.
Hätte es den Auftrag gegeben, das perfekte Lied für "Barely Blue" oder Midland überhaupt zu schreiben, so wäre dieser mit "Lonestar State of Mind" erfüllt. Ein schillernder Abschluss des starken Albums in welchen die Band noch einmal alle Effekte ihrer Stimmen und akustisch getriebenen Variationen legen.
"Barely Blue" ist sowohl ein logischer Meilenstein in der Entwicklung der Band, gleichzeitig vielleicht auch ein Neustart für Midland. Die drei Musiker sind während der Jahre ihrer Karriere gereift, ihre Fans mit ihnen. Einmal Midlandero, immer Midlandero. Gut, acht Songs mögen manchen zu wenig sein. Doch irgendein Gedanke steckt sicher dahinter und besser weniger und dafür vollkommen, als massenhaft schlampig arrangierte Songs, die halt irgendwie noch irgendwo veröffentlicht werden mussten. Alles richtig gemacht.
Fazit: Mit "Barely Blue" haben Midland ihre eigene Entwicklung in Perfektion fortgeführt. Das Album zeigt die volle Reife ihrer Musik, in welcher die traditionellen Einflüsse immer wieder die neuen Schichten durchbrechen.