So wäre es sicherlich das Einfachste gewesen, nach Singles wie "Guys Like Me", "Smoke a Little Smoke", "Love Your Love the Most" oder "Sinners Like Me" die bewährten Wege innerhalb des etwas rockigeren Mainstream-Countrys weiter zu beschreiten. Und auch wenn Eric Church mit Jay Joyce zum dritten Mal den gleichen Mann für die Produktion ins Studio holte, klingt das Ergebnis anders als die beiden vorherigen Alben.
Ungebrochen hoch ist der eigene Anteil, den der 34-Jährige Künstler zur Platte beigesteuert hat. Wo andere Acts sich Songs auf den Leib schreiben lassen, greift Eric Church lieber selbst zur Gitarre und entwickelt eigene Songs. So findet sich mit "Like Jesus Does" lediglich eins der elf neuen Stücke, bei dem ihm keine Songwriter-Credits zufallen.
Schon der Auftakt von "Chief" durch den Song "Creepin'" ist recht ungewöhnlich: Nach einem Gitarren-Intro, das direkt aus den Sümpfen Lousianas zu kommen scheint, steigert sich das Stück schnell zu einer groovenden honky-tonk-Rocknummer. Gewagt - aber letztlich doch gelungen. Leichter zugänglich ist dagegen das folgende "Drink In My Hand" - ein locker aufgelegter Country-Rocker zu einem bestens bekannten Thema - dem Feierabendbier.
Den Blick über den Tellerrand setzt Eric Church bei dann bei "Hungover & Hard Up" fort. Spätestens bei dieser Nummer werden einige Traditionalisten die Stirn runzeln - denn das Stück ist unüberhörbar vom R&B beeinflusst und passt dementsprechend schwer in die Gehörgänge - selbst nach mehreren Durchläufen.
Nicht gerade klassisch ist zudem die erste Single "Homeboy" ausgefallen. Hier gibt es neben Hip-Hop-Beats auch ein klimperndes Banjo und kraftvolle Gitarren zu hören - eine Nummer, die trotzdem im Kopf bleibt. Die Hip-Hop-Untermalung im Stück von Church und Casey Beathard ist übrigens kein Zufall, denn es geht es in dem Song um einen Jungen aus einer kleinen Stadt, der ein Hip-Hop-Gangster sein möchte und dafür das Verhältnis mit seinen Eltern aufs Spiel setzt.
Erinnerungen aus seiner eigenen Jugend verarbeitet Eric Church etwas später bei "Springsteen". "Funny how a Melody sounds like a Memory - Like a Soundtrack to a July Saturday night". ("Schon lustig, wie sich eine Melody wie eine Erinnerung anhört - wie ein Soundtrack zu einem Samstagabend im Juli") Fein in die Teenager-Romanze integriert hat Church alte Titel von Bruce Springsteen - von "Glory Days" bis zu "I'm On Fire" oder "Born In The USA" - eine kleine Hommage an den Boss und die eigene Jugend, die durch ein ausführliches "Woah-oh-oh-oh" gegen Ende sogar eine gewisse Live-Tauglichkeit dazu gewinnt.
Der aufregendste Song des Albums ist auch der mit dem ungewöhnlichsten Titel. "Country Music Jesus" bringt kräftigen Southern Rock, feinstes Banjo-Picking und sogar Gospel-Gesänge in knapp vier Minuten unter. Gestützt wird der härteste Song der CD mit Textzeilen wie "We need a second coming worse than bad. Some long-haired Hippie prophet preaching from the Book of Johnny Cash..." Church will beweisen, dass Country mehr sein kann, vor allem Dingen dann, wenn man es wagt, über die bisherigen Grenzen hinaus zu gehen - das dies durchaus möglich ist, zeigt er mit dieser ambitionierten Platte.
Fazit: 40 abwechslungsreiche Minuten - auch wenn nicht alles funktioniert, ein interessantes und recht mutiges Album von Eric Church.