Luke Combs löst sein Versprechen ein...
Mehr an Erwartungshaltung an sein neues Album "What You See Is What You Get" aber auch kaum. Wie schon bei seinem Debüt, bediente Luke Combs im Juni dieses Jahrs - als eine Art Vorbote - mit einer fünf Songs starken EP die Fan-Gemeinde. Diese fünf Tracks - "Beer Never Broke my Heart", "Refrigerator Door", "Even Though I'm Leaving", "Lovin' On You" und "Moon Over Mexico" - sorgen in dieser Reihenfolge für den Auftakt der insgesamt 17 Tracks umfassenden CD. Fans des Newcomers aus North Carolina werden die Songs längst kennen, deshalb muss man darauf auch nicht weiter eingehen. Nur soviel vielleicht: Es ist starker, beherzter und auch mal herziger Country-Rock. Modern und traditionsbewusst gleichzeitig. Vor allem aber zeichnet sich der schwergewichtige Künstler als großartiger Sänger aus.
Nun ja, das gilt alles natürlich auch für die weiteren zwölf nagelneuen Tracks von "What You See Is What You Get". Sein Versprechen, dass man bei ihm ganz genau weiß, was man bekommt, erfüllt der bärtige Pfundskerl mit Holzfällerhemd mit jedem einzelnen Song. Neben solider Wertarbeit im Country-Rock-Fach liefert Luke Combs im Verlauf der von Scott Moffatt produzierten CD aber noch mehr ab. Ein paar Highlights. Und ein paar Überraschungen. Eine heißt "1, 2 Many" und ist ein richtig gut geölter, gut gelaunter, Durst machender Drinkin' Song mit zwei Stargästen erster Güte - Brooks & Dunn. Die beiden geben sich hier die Ehre, mit dem - erst - 29-Jährigen - 1, 2 oder auch viele Bierchen zu kippen. In der Schwemme an Saufliedern sticht dieser, von Luke Combs mitgeschriebener Track allemal positiv heraus.
..."What You See Is What You Get" - keine Frage!
Das macht Luke Combs ohnehin ständig. Warum? Weil man ihm jedes gesungene Wort abkauft, weil man spürt, dass hier einer genau das macht, was ihm am Herzen liegt und weil der uneitle Kerl dazu auf jedes Kalkül, auf jede Attitüde erfreulicherweise völlig verzichtet. Musik - sonst nichts. "What You See Is What You Get" eben.
Dass sich Combs Brooks & Dunn, die beiden New-Country-Legenden aus den 90ern, ins Studio lud, ist sicher kein Zufall. Die musikalische Seelenverwandtschaft zwischen den beiden Acts unterschiedlicher Generationen ist bei so gut wie jedem Song unüberhörbar. Sogar stimmlich erinnert der neue Country-Star an die beiden Veteranen: In Punkto Tonhöhe und Modulation liegt irgendwo zwischen dem souligen Helden-Tenor von Ronnie Dunn und dem knarzigen Country-Bariton von Kix Brooks. Sein weiterer Stargast passt natürlich auch wie der berühmte Deckel auf den Topf: Eric Church teilt sich bei dem ziemlich gefühlvollen Klavierstück "Does To Me" mit seinem jungen Kollegen das Mikro und die beiden Vollblut-Country-Rocker geben kein schlechtes Pärchen ab.
So schön ein Star-Stelldichein auch sein mag, so viel Publicity das bringt. Letztendlich hat Luke Combs keinerlei VIP-Support nötig. Das beweist der Überflieger in jedem weiteren Song von "What You See Is What You Get": in der melodischen Proletarier-Hymne "Blue Collar Boys", in dem traditionellen Unplugged-Track "Dear Today", in dem patriotisch eingefärbten Liebeslied "Nothing Like You" und auch in dem flotten, mit Bläsersatz aufgeladenen Southern-Rock 'n' Roller "Angels Workin' Overtime". Selbst wenn die Komposition mal weniger aufregend ist (wie zum Beispiel "All Over Again"), bleibt man gerne dran: wegen seiner Stimme und seiner ungezügelten, ehrlichen Begeisterung für soliden Country-Rock.
Fazit: Luke Combs eroberte mit seinem Debüt Nashville im Sturm - jetzt legt er mit "What You See Is What You Get" adäquat nach: ein Volltreffer mit Platin-Potential.