Mit seiner in der Regel doch etwas unkonventionellen Vorhergehensweise kommt Eric Church mittlerweile mehr als gut an - 145.000 verkaufte Exemplare von "Chief" binnen der ersten Woche bescherten dem Mann aus North Carolina im Sommer 2011 seinen ersten Chartstürmer in der Billboard-Hitliste. Nach einem solchen Erfolg kann man sich das überschaubare Risiko und die verhältnismäßig geringen Produktionskosten eines Live-Albums durchaus mal erlauben.
"Caught In The Act: Live" - Aufgenommen an zwei Abenden im Oktober 2012 im alt-ehrwürdigen Tivoli Theatre in Chattanooga, Tennessee, bietet die CD viel Musik fürs Geld. 17 Songs in gut 75 Minuten - das ist ein überaus fairer Kurs.
Dass die traditionsreiche Spielstätte den Beinahmen "Jewel of the South" trägt, ist bei der Songauswahl des Outlaws mit der Sonnenbrille, mit der Church ein wenig an Puck, die Stubenfliege erinnert, nicht berücksichtigt worden. Statt dessen setzt der Songwriter mit seiner Band lieber auf eine kräftige Bedienung an energiegespicktem Country. Zum Auftakt gibt es den Radiohit "Before She Does" - viel lauter, krachiger und gitarrenlastiger als die bekannte Version - so stellt man sich das in einer Live-Version vor - wenn man keine Berührungsängste mit dem Thema Hardrock hat.
Mit antreibenden "How 'Bout You" und dem entfesselten "Drink In My Hand" folgen zwei weitere bekannte Singles - spätestens danach ist die Menge auf Betriebstemperatur. Mitklatschen und singen - alles ist vernehmbar und bringt die stimmungsvolle Laune auch ins Wohnzimmer - was längst nicht bei allen Live-Scheiben funktioniert.
Es erweist sich als Vorteil für Church, für die Aufnahmen bis zu seiner ersten Headlinertour unter dem Motto "Blood, Sweat & Beers" gewartet zu haben. Das Publikum scheint ihm quasi ergeben und erweist sich als überaus textsicher. Nach drei Uptempo-Songs zum Auftakt lässt sich das bei "Over When It's Over" wiederum akustisch vernehmen. Eine attraktive Midtempo-Nummer, bei der zudem Joanna Cotten als Co-Sängerin eine überzeugende Ergänzung darstellt.
Church, der 1996 als Support der Rascal Flatts aus dem Programm geschmissen wurde, weil er sich nicht an seine Spielzeiten hielt, liebt es, anzuecken, was die rauhen Versionen von "I'm Gettin' Stoned" oder "Country Music Jesus" zeigen. Solches Material würden Alan Jackson oder George Strait wohl kaum singen.
Klassische Balladen sind dagegen in der Minderheit oder besser gesagt gar nicht vorhanden. Ruhigere Momente gibt es trotzdem - beispielsweise dann, wenn Church ganz allein den Titeltrack seines ersten Albums in eine akustische Nummer verwandelt und so mit "Sinners Like Me" eine kurzfristige Gänsehaut-Atmoshäre schafft.
Großes Kino gibt es auch bei der letzten Zugabe - über neun Minuten lang ist die Live-Version der No.1 Single "Springsteen". Los geht der Song über eine Affäre zweier Teenager in einem Amphitheater mit einem von Church gespielten, wehmütigen Piano-Intro bevor er dann auf die Gitarre umsteigt und noch "Born to Run" vom Namensgeber des Songs einflechtet.
Fazit: Fans von handfestem Southern Country-Rock können beim Live-Debüt mit einer Best Of-Songauswahl bedenkenlos zugreifen. Wer es gern etwas filigraner mag, sollte vielleicht vorher probehören.
Label: Capitol Nashville (hier nicht veröffentlicht) | VÖ: 9. April 2013 |
01 | Before She Does |
02 | How Bout You |
03 | Drink In My Hand |
04 | Over When It's Over |
05 | Getting Stoned |
06 | Creepin' |
07 | Keep On |
08 | Hungover |
09 | Sinners Like Me |
10 | Country Music Jesus |
11 | Hag |
12 | Jack Daniels |
13 | Homeboy |
14 | Lotta Boot |
15 | Smoke A Little Smoke |
16 | These Boots |
17 | Springsteen |