Sheryl Crow - Detours

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Redaktionswertung Bewertung: 3,5 Sterne = gut
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Drei Jahre nach ihrem letzten Studioalbum meldet sich die neunmalige Grammy-Gewinnerin Sheryl Crow musikalisch zurück: "Detours" lautet der Titel ihrer neuesten Platte, die in Europa am 22. Februar 2008 veröffentlicht wird. Umwege - so die deutsche Übersetzung des Titels - geht die attraktive Songwriterin aus Tennessee in ihren Texten allerdings nicht, um auf den Punkt zu kommen. Die engagierte Umwelt-Aktivistin liefert mit "Detours" vor allem ein politisches Album, in dem sie ihre Standpunkte genauso unmittelbar wiedergibt wie ihre persönlichen Erfahrungen, die ihr die Herausforderungen der letzten Jahre beschert haben: Die Trennung von dem ehemaligen Radrennfahrer Lance Armstrong, die Überwindung ihrer Brustkrebsoperation und die Adoption ihres Sohnes Wyatt Steven. Ein Wechselbad der Gefühle...

Nachdem sie ihre letzten vier Studioalben selbst produziert hatte, besann sich die 46-jährige Sängerin bei den Aufnahmen im Kellerstudio ihrer ökologischen Farm in der Nähe von Nashville wieder auf ihre Wurzeln: Auf Produzent Bill Bottrell, der 1993 bereits ihr erfolgreiches Debüt-Album "Tuesday Night Music Club" produzierte. Nach einem anschließenden Zerwürfnis kam es nun, 15 Jahre später, zu einer erneuten und durchaus kreativen Zusammenarbeit der beiden. In nur 40 Tagen nahmen sie 24 teils von Sheryl Crow im Alleingang, teils von Crow, Bottrell und Songwriter Jeff Trott gemeinsam geschriebene Songs auf, von denen es 14 auf das neue Album schafften.

Das Ergebnis ist ein musikalisch wie inhaltlich vielseitiges Album. Von Folk über eine gehörige Portion Pop bis rhythmischen Rock, von politischen zu persönlichen Statements ist hier alles dabei. Schon der erste Song, die raue Akustiknummer "God Bless This Mess", macht der vorwiegend politisch-sozialen Ausrichtung des Albums alle Ehre und befasst sich Bush-kritisch mit dem 11. September und seinen Folgen. In den nächsten beiden Songs kommt dagegen Crows ausgeprägtes Umweltbewusstsein zum Tragen: Die erste Single-Auskopplung "Shine Over Babylon" ist eine rockige Ermahnung, die Konsequenzen unverantwortlichen Handelns der Natur und Umwelt gegenüber zu bedenken, während die zweite Single "Love Is Free" mit groovendem Rhythmus und dominanter Gitarre den Flutopfern von Hurricane Katrina seine Referenz erweist. Dabei irritiert die scheinbar widersprüchliche Kombination der ernsten Thematik mit dem gutgelaunten Gitarrenpop des Songs.

Das östlich angehauchte "Peace Be Upon Us" trumpft mit arabischen Gesangseinlagen des Gastsängers Ahmed Al Hirmi auf und auch in dem von Sprechgesang durchsetzten "Gasoline" hat sich Crow mit Blues- und Indie-Star Ben Harper einen hochkarätigen Gesangskollegen ins Boot geholt. Das vom Reggae angehauchte "Out of Our Heads" dagegen klingt vor allem im Refrain wie der Gesang eines dilettantischen Schulchors. Mit dem schönen und ruhigeren Titelsong "Detours", unterlegt mit einem sanft stampfenden Country-Rhythmus, gelingt der blonden Sängerin in reduzierter und unaufgeregter Weise ein wirklich schöner Song, der auch als eine Art Wendepunkt des Albums fungiert. Die darauf folgenden Stücke befassen sich nicht mehr so sehr mit politischen als vielmehr mit persönlicheren Themen. Den Rückzug ins Private verdeutlicht auch die zunehmende Ruhe, die von den Liedern ausgeht - was besonders für das von Streichern unterlegte "Now That You're Gone" gilt. Das getragene Liebeslied "Drunk with The Thought of You" überzeugt durch Schlichtheit, wohingegen das Klagelied "Diamond Ring", in dem die stimmgewaltige Sängerin allem Anschein nach ihre geplatzte Verlobung mit Radprofi Lance Armstrong verarbeitet, mit seinem lamentierenden, fast schon jaulenden Refrain an den Nerven des Zuhörers zerrt. Hier geschieht, was Ms. Crow auf diesem Album nicht nur einmal passiert: Ein an sich gefühlvoller Song wird zerstört durch drögen Refrain oder Background-Gesang.

Der gutgelaunte Country-Pop-Song "Motivation" macht noch einmal Mut vor der trostlosen und fordernden Ballade "Make It Go Away" über Crows Krebserkrankung. Für einen bewegenden Abschluss des Albums sorgen das ruhige "Love Is All There Is" und das herzzerreißende und wehmütige "Lullaby For Wyatt", das - unschwer zu erkennen - ihrem Adoptivsohn Wyatt gewidmet ist. Gerade "Lullaby" ist einer der schönsten Songs des Albums und eine weise Ballade über das Loslassen und Heranwachsen der eigenen Kinder.

Fazit: Ein facettenreiches Album, das auf Grund seiner Vielseitigkeit nicht langweilig wird und viele Songs mit Hitpotential vorzuweisen hat. Gerade in den ruhigeren Stücken weiß Sheryl Crow mit ihrer klaren Stimme zu überzeugen. Einen richtigen Knaller sucht man auf "Detours" jedoch vergeblich.

Label: A&M (Universal) VÖ: 22. Februar 2008

  • Titelliste

  • Links

01 God Bless This Mess 08 Now That You're Gone
02 Shine Over Babylon 09 Drunk with The Thought of You
03 Love is Free 10 Diamond Ring
04 Peace Be Upon Us 11 Motivation
05 Gasoline 12 Make It Go Away Radiation Song
06 Out of Our Heads 13 Love Is All There Is
07 Detours 14 Lullaby for Wyatt

vgw
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