Ein Heimkommen. Mehr noch: Ein Mit-der-Tür-ins-Haus-Fallen. Dafür sorgt der Opener "Our Love Is Fading". Ein super-rasanter, leidenschaftlicher souliger Rhythm And Blues, mit allem drum und dran: 2/4-Motown-Beat, Bläser, hymnische Melodie, klasse Gesang und ein von Blues-Genie Doyle Bramhall II wundervoll eingespieltes Gitarrensolo. Ein Titel, der sofort in die Beine geht und für eine deutlich verbesserte Gemütsverfassung sorgt. Mit über sechs Minuten ist der Track deshalb immer noch zu kurz. Ja, man kann sich kaum satt hören. So lässt man sich einen Auftakt gerne gefallen ...
... doch so ein Intro schafft auch eine gewisse Erwartungshaltung. Klar: so oder zumindest so ähnlich oder so gut soll es bitteschön weitergehen. Natürlich ist das ein frommer Wunsch. Denn genauso wenig wie es Özil immer gelingt, sich elegant durch die gegnerische Abwehr zu schlängeln, genauso selten gelingen diese in Noten gegossenen Super-Songs. Schon Track Nummer zwei muss dafür büssen: "Eye to Eye". Obwohl von den gleichen Autoren geschrieben- Crow, Bramhall II und Justin Stanley- hinkt der Reggae im 60ies-Soul-Kleid nicht nur tempomäßig hinter dem Aufgalopp hinterher. Der Song ist beileibe nicht schlecht. Aber er setzt auch nicht die vorher beflügelten Endorphine frei. Dafür ist er einfach um einen Zacken zu lahm.
Eine erste echte Ernüchterung stellt sich allerdings erst mit dem nächsten Track ein: "Sign Your Name". Klingelt es da bei wem? Richtig, das war der (einzig wirkliche) Hit von Terence Trent D’Arby. In den 90ern war deraus Amerika stammende Sänger für ein paar Monate mal so etwas wie eine Dreadlocks tragende Soul-Hoffnung. Nun, Sheryl Crow hat diesen Song also reanimiert und natürlich- bei ihrer Klasse- prima interpretiert. Eine richtig neue Note kann sich dem Fast-Evergreen allerdings nicht abringen. Schade eigentlich.
In den nachfolgenden Tracks passiert relativ wenig Aufregendes. Die zweifache Mutter begnügt sich meist damit, angenehmen, unaufgeregten und betont auf Retro und Motown getrimmten Soul-Pop zu servieren. Mal stoßen Bläser ins Horn, mal schmettert ein Chor ("Say What You Want"), mal zeigt der Tempomat um die 140 Beats per Minute ("Peaceful Feeling")- doch so richtig vom Hocker wird man nicht gerissen.
Das gelingt schon eher der schmucken Ballade "Sideways", bei dem Citizen Cope als warmkehliger Duett-Partner brilliert. Zum Finale der CD lässt es die Ex von Rad-Star Lance Armstrong noch mal tüchtig krachen: der Titeltrack "100 Miles from Memphis" und "Roses and Moonlight" erinnern an die Stones während ihrer Soul-Phase und mit dem finalen Jackson-5-Hit "I Want You Back" erweist sie Michael Jackson eine Referenz. Übrigens aus guten Gründen: denn ihre Karriere kam als Backing-Sängerin bei einer Jacko-Tour in die Gänge. Lang, lang ist's her ...
Fazit: Ein sehr souliges, mit wenig Country-Elementen, sehr im Retro-Style gehaltenes Album der charismatischen Sängerin. Im Bemühen um eine entspannte Atmosphäre dümpeln die Songs leider oft etwas sehr gemächlich daher. Trotzdem: ein Album das gute Vibrations verströmt.
Label: A&M (Universal) | VÖ: 23. Juli 2010 |
Titelliste CD
Links
01 | Our Love is Fading | 07 | Peaceful Feeling |
02 | Eye to Eye | 08 | Stop |
03 | Sign Your Name | 09 | Sideways |
04 | Sumer Day | 10 | 100 Miles from Memphis |
05 | Long Road Home | 11 | Roses and Moonlight |
06 | Say What You Want | 12 | i Want You back |