Pat Green - Home

CD Cover: Pat Green - Home

Eigentlich müsste dieser Mann in der Liga der Country-Superstars mitspielen. Das Potential dazu hat Pat Green schon etliche Male in der Vergangenheit auf seinen Alben bewiesen. Doch der erhofft große Wurf mit dem Wechsel vom Indie zum Major-Label ist die Hose gegangen. So hat sich der Teaxaner für sein neues Album "Home" wieder auf seine Wurzeln besonnen. Musikalisch und bei der Auswahl seiner Plattenfirma.

Klein, aber fein lautet folglich wieder das Motto in der Karriere des . Nachdem seine von Universal Music und Sony Music Entertainment veröffentlichten Alben nicht die von der Industrie gewünschten Erfolge mit sich brachten, ist der 43-Jährige, der schon vor 20 Jahren sein erstes Album veröffentlichte, jetzt wieder bei einem neuen und kleineren Label, Greenhorse Music, zu Hause. "Home" stellt das erste Album mit eigenen Songs seit mehr als sechs Jahren dar.

Für Green dürfte das neue Projekt einem künstlerischen Befreiungsschlag nahekommen. So war vom Songwriter im Vorfeld der Veröffentlichung zu hören, dass er froh sei, bei den Songs nicht mehr auf radiotauglichkeit achten zu müssen. Und das hört man der Produktion an, die authentisch oder teilweile gar organisch klingt - Musik von einem Songwriter eben. Green spielte die Platte übrigens überwiegend nicht mit den bekannten Miet-Musikern, sondern mit seiner Live-Band ein.

Bei den 13 Titeln, die innerhalb der vergangenen fünf Jahre entstanden sind, überwiegen die Tracks, bei denen Green musikalisch an seine Anfangszeit anschließen kann, ohne dabei die Erfahrungen von 20 Jahren zu vergessen. Dabei geht es selten so fröhlich zur Sache wie beim nach vorne galoppierenden Honkytonk-Track "May the Good Times Never End”. Hier stehen Green neben Blues-Ikone Delbert McClinton an Mirkro und Mundharmonika auch Lee Roy Parnell an der Slide-Gitarre zur Seite. Das fetzt! Typisches Bayou-Feeling garantiert dazu "Good Night in New Orleans”, das Duett mit Marc Broussard. Das kommt zwar erst langsam in Fahrt, aber macht dann aber so viel Spaß wie eine Tour mit dem Natchez Steamboat.

Schon vor einem Jahr kam das Ergebnis einer gemeinsamen Studio-Session mit Lyle Lovett als Single heraus. Bei "Girls From Texas" sinnieren die beiden Musiker wie bei einer gepflegten Konversation über die Vorzüge der Ladies aus dem Lonestar-State. "Minnesota gals sure fill out a sweater, but the girls from Texas are just a little bit better” (Mädchen aus Minnesota können sicherlich einen Pullover ausfüllen, aber Mädchen aus Texas können das eben noch etwas besser). Was bei anderen sexistisch oder provokant herüberkommen würde, ist bei diesen beiden Ur-Texanern schlicht eine clevere Liebeserklärung. Ein Wunder, dass diese beiden Routiniers erst jetzt erstmals zusammen im Studio waren.

Der Großteil der Songs ist im Midtempo-Bereich beheimatet. Wer Kost von Tom Petty nicht abgeneigt ist, sollte den Titeltrack und "Break It Back Down" schnell ins Herz schließen. Unaufdringliche Light Rock-Songs, denen allerdings die Formel X für einen wirklichen Smasher fehlt, aber auch das ist in der Karriere von Green ja nichts Neues.

Definitiv erwähnenswert ist zudem die intensive Ballade "While I Was Away". Dem Song, den Texas-Songwriter Zane Williams bereits 2013 veröffentlichte, gelingt es ganz wunderbar, eine lebensnahe Geschichte zu erzählen. Hier geht es um Truckfahrer, Geschäftsreisende, Flugbegleiter oder Musiker - allesamt Berufsgruppen, die selten zu Hause sind und so vom Aufwachsen ihrer eigenen Kinder meist nicht viel mitbekommen. Definitiv eins dieser berührenden Lieder, die es eben (fast) nur im Country gibt.

Fazit: Pat Green liefert nach langer Auszeit ein Album ab, das zwar nicht in den nationalen Charts für Furore sorgen wird, dafür aber seinen Fans der ersten Stunde gut gefallen dürfte.

Label: Greenhorse (hier nicht veröffentlicht) VÖ: 14. August 2015

  • Titelliste

01 Home 08 Life Good as It Can Be
02 Break It Back Down 09 No One Here but Us
03 Girls In Texas (mit Lyle Lovett) 10 I'll Take This House
04 Bet Yo Mama 11 I Go Back to You
05 Right Now (mit Sheryl Crow) 12 Day One
06 While I Was Away 13 Good Night in New Orleans (mit Marc Broussard)
07 May the Good Times Never End (mit Delbert McClinton und Lee Roy Parnell)    

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