Dustin Lynch: eine Karriere wie aus dem Bilderbuch
Diesen Status konnte der smarte Sänger und Songschreiber in den folgenden Jahren weiter untermauern. Seine weiteren Alben "Where It's At" (2014) und "Current Mood" (2017) landeten jeweils auf Platz zwei der Country-Bestenliste (auf Platz acht und sieben der Pop-Charts) und warfen eine ganze Reihe von Platin- oder Gold-geschmückten Single-Hits ab. Wenn Dustin Lynch jetzt also mit einem neuen Album um die Ecke kommt, dann horcht die gesamte Country-Gemeinde auf - und erwartet kollektiv den nächsten großen Wurf des Mannes aus Tennessee.
Vermutlich völlig zu Recht. Denn mit "Tullahoma" hat sich der Neo-Cowboy ein Thema ausgeguckt, das auf maximale Authentizität schließen lässt. Schließlich ist jenes Tullahoma nichts anderes, als sein Geburtsort. Ein kleines, knapp 20.000 Seelen zählendes Städtchen zwischen Nashville und Chattanooga. Southern Middle Tennessee, wie es leibt und lebt. Wie geschaffen für erdige, heimelige und heimatverbundene Kleinstadt-Stories. Wie man weiß: Der perfekte Stoff für Country-Songs.
Mit "Tullahoma" setzt Dustin Lynch seiner Heimatstadt ein Denkmal
Beim Besuch seines Heimatstädtchens schaut der studierte Biologe erstmal, wie es sich für einen braven Kerl gehört, bei seiner Mutter vorbei: "Momma's House" ist der Opener des Albums. Ein gefühlvoller, leise sich herantastender, später im Refrain zupackender Track, vollgepackt mit wehmütigen Erinnerungen. So traditionell der Inhalt des Titels ist, so modern die Umsetzung: sehr rockig und mit angesagten Sound-Spielereien garniert.
Vom Haus seiner Mutter geht es dann über die - ein beliebtes Country-Klischee - "Dirt Road" weiter. Der von Rhett Akins , Ben Hayslip und David Garcia geschriebene Song ist emotional in einem ähnlichen Gemütszustand wie der Opener verortet und setzt ebenfalls musikalisch auf die Kombination aus Tradition und Moderne. Während unser Country-Held so durch die Straßen seiner Heimatstadt schlendert, tauchen die Bilder der Vergangenheit nacheinander auf: Die erste große Liebe ("Thinkin' Bout You" mit Lauren Alaina als Duett-Partnerin), die Straßen, die er mit seinen Kumpel einst unsicher machte ("Ridin' Roads"), die ersten musikalischen Schlüsselerlebnisse ("Old Country Song"), die Träume und Wünsche ("Country Star"), die Liebschaften und Freundschaften ("Red Dirt, Blue Eyes", "Good Girl") und überhaupt und vor allem: das Lebensgefühl seiner Jugend ("Little Town Livin'").
Obwohl jeden Titel der CD ein anderes Songwriter-Team verantwortet - Dustin Lynch war bei sechs Tracks als Co-Autor tätig - klingt das neue, elf Songs umfassende "Tullahoma"-Ensemble wie aus einem Guss. Mehr noch: Aufbau, Refrain-Melodie und das gemäßigte Tempo der Titel ähneln einander so sehr, dass man, hört man mal nicht so genau zu, kaum mitbekommt, wann der eine Song endet und der nächste beginnt. Das kompositorische Level der Songs ist aber natürlich hoch. Dafür stehen schließlich Songschreiber-Granden wie Rhett Akins, Ashley Gorley und Dallas Davidson, die meist bei mehreren Titeln mitwirkten.
Fazit: Solider, nicht selten etwas melancholisch angehauchter Country-Pop/Rock vom Überflieger. Mit "Tullahoma" setzt Dustin Lynch seiner Heimatstadt nicht nur ein Denkmal, er wird damit wohl auch einen weiteren Top-Hit landen.
Label: Broken Bow / BMG (Warner) | VÖ: 17. Januar 2020 |
01 | Momma's House |
02 | Dirt Road |
03 | Thinking 'Bout You (mit Lauren Alaina) |
04 | Ridin' Roads |
05 | Old Country Song |
06 | The World Ain't Yours and Mine |
07 | Country Star |
08 | Workin' On You |
09 | Little Town Livin' |
10 | Red Dirt, Blue Eyes |
11 | Good Girl |