Lucinda Williams sagte, sie wollte den Liedern, welche ihr viel bedeuten, an die Zeit anpassen und einfach mehr aus ihnen herausholen. Dies ist ihr mit "This Sweet Old World" nicht nur gelungen, sie hat sogar fünf weitere Songs mit auf das Album gepackt. Dafür wurde "He Never Got Enough Love" von der Playlist gestrichen. Insgesamt warten also 16 Tracks darauf, (neu) erkundet zu werden.
Weniger frech, mehr Melancholie
Auffällig ist der fast durchweg melancholische Unterton der neu aufgelegten Lieder. Lucinda Williams war noch nie eine wirkliche Rock-Röhre und bestach auch in der Vergangenheit hauptsächlich durch ruhige Klänge. Dafür mischte sie schon immer Country Music mit Soul, Folk und Gospel, wie CountryMusicNews.de auch bei ihrem vorletzten Album auffiel. Jetzt geht sie allerdings noch einen Schritt weiter.
Exemplarisch dafür ist der Opener "Six Blocks Away". Der Song steht in Sachen Geschwindigkeit und Beat dem Original von 1992 in nichts nach. Es ist Williams Stimme, die der Neuauflage die Melancholie einflößt. Und ihr damit den frechen Ton des Originals nimmt. Die neue Stimmung verdirbt dem Track allerdings nicht die Qualität. Noch immer handelt es sich dabei um ein wunderschönes Lied. Und noch dazu ist es fast anderthalb Minuten länger. Übrigens: Fast alle Titel sind um einiges Länger, als die Originale.
"This Sweet Old World" profitiert von den neuen Titeln
Die fünf neuen Songs "Drivin' Down A Dead End Street", "Factory Blues", "What You Don’t Know", "Wild and Blue" und "Dark Side of Life" fügen sich gut in das restliche Album ein und geben ihm einfach etwas mehr "Fleisch" als es das Original von 1992 hatte. Wobei nicht alle Stücke völlig neu sind. "Factory Blues" beispielsweise ist eine Neuauflage des 1989 in Eindhoven gespielten Songs von Williams. "Wild and Blue" ist ein Cover des gleichnamigen Liedes von John Anderson und "Dark Side of Life" erschien von Williams erstmals 1988 auf der Liedersammlung "A Town South Of Bakersfield, Volume 2."
Die neuaufgelegte Melancholie - Schwermut möchte man in diesem Zusammenhang gar nicht sagen, da das Wort so negativ besetzt ist - tut "This Sweet Old World" erstaunlich gut, wodurch sich das ganze Album wunderbar zu ruhigen Abenden mit Wein und tiefgründigen Gesprächen eignet. Zu den Texten muss nicht mehr viel gesagt werden. Williams wurde 2015 vom Rolling Stone Magazine unter die besten 100 Songwriter aller Zeiten gewählt. Eine Ehrung die es trifft.
Fazit: Lucinda Williams ist mit "This Sweet Old World" eine wunderbar melancholische Neuauflage gelungen.
Label: Highway 20 / 30 Tigers (Alive) | VÖ: 20. Oktober 2017 |
01 | Six Blocks Away |
02 | Prove My Love |
03 | Something About What Happens When We Talk |
04 | Memphis Pearl |
05 | Sidewalks of the City |
06 | Sweet Old World |
07 | Little Angel, Little Brother |
08 | Pineola |
09 | Lines Around Your Eyes |
10 | Drivin' Down a Dead End Street |
11 | Hot Blood |
12 | Which Will |
13 | Factory Blues (Bonustrack) |
14 | What You Don't Know (Bonustrack) |
15 | Wild and Blue (Bonustrack) |
16 | Dark Side of Life (Bonustrack) |