Lucinda Williams - Runnin' Down a Dream: A Tribute to Tom Petty

CD Cover: Lucinda Williams - Runnin' Down a Dream: A Tribute to Tom Petty

"Runnin' Down a Dream - A Tribute to Tom Petty" ist der Auftakt einer Tribute-Reihe von Lucinda Williams.

Lucinda Williams unterstützt mit einer CD-Reihe die darbende Live-Szene. Den Auftakt macht "Runnin' Down a Dream - A Tribute to Tom Petty", auf dem sie ein Dutzend Petty-Songs eigenwillig covert.

Raue Schale, weicher Kern. Das könnte auch für die vielgerühmte, leidlich unangepasste und immer etwas rebellische gelten. Dass in der 68-jährigen Country-Rockerin ein sensibles Herz pocht, beweist sie jedenfalls erneut mit ihrer jetzt gestarteten "Lu's Jukebox"-Reihe.

Bis Ende des Jahres will Williams Alben und Streaming-Konzerte veröffentlichen, um die amerikanische Live-Musik-Szene in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Edel, edel. Die Alben sind thematisch in "Tributes" oder in monothematische Schwerpunkte unterteilt. Angekündigt sind: ein Dylan- und Stones-Tribute, eine CD mit 60ies-Country-Songs, eine Bestandsaufnahme des Memphis- und Muscle-Shoals-Sounds und - gegen Ende des Jahres - will sie ihren Fans ein Weihnachtsalbum bescheren. Den Auftakt aber macht eine Würdigung an einen 2017 verstorbenen Kollegen: "Runnin' Down a Dream - A Tribute to Tom Petty".

Lucinda Williams - die ewige Rebellin würdigt Tom Petty

Lucinda Williams und Tom Petty. Das passt natürlich irgendwie. Schließlich hatten beide einerseits eine Ader für melodischen Folk und Country und andererseits ein Faible für harte Riffs, Rock-Drive und, klarer Fall! für eine gewisse Punk-Attitüde. Letzteres lebt Lucinda Williams ohnehin ganz gerne aus. Ihr Gesang ist seit ihrem 1998 erschienenen Meilenstein "Car Wheels on a Gravel Road" jedenfalls mit jedem neuen Album um einen Tick schnoddriger geworden. Wer ihren Gesangsvortrag in den insgesamt 13 Songs von "Runnin' Down A Dream - A Tribute to Tom Petty" mit, sagen wir mal, "Still I Long For Your Kiss" aus dem "Der Pferdeflüsterer"-Soundtrack vergleicht, könnte meinen, man habe es mit zwei verschiedenen Sängerinnen zu tun. Tja, der Zahn der Zeit nagt auch an Stimmbändern.

Dabei ist das etwas rauer gewordene Organ von Lucinda Williams gar nicht mal das Entscheidende. Eher ist es da schon die Herangehensweise, die Art, wie sie die Töne setzt, phrasiert, intoniert. Dass ihr sauberer Ausdruck mittlerweile am - Pardon! - Allerwertesten vorbeigehen dürfte, zeigt sich gleich mal in dem passend gewählten Opener "Rebels". In dem Song verweist die Künstlerin vermutlich auf die Seelenverwandtschaft mit Petty, der im letzten Oktober 70 Jahre alt geworden wäre. Wie es sich für eine Rebellin gehört, raunzt und rockt sie, dass sie dafür auch Sex Pistols- und Ramones-Fans feiern dürften. Keine Frage, Lucinda Williams ist heute einer Patti Smith näher als einer Dolly Parton.

Das muss nicht schlimm sein. Andererseits leidet das ansonsten mit weitgehend perfekt intonierten Songs verwöhnte Ohr schon etwas unter so viel schludriger Schlampigkeit. Nehmen wir nur mal ihre Version von "A Face in the Crowd" aus Pettys erstem, 1989 erschienenen Solo-Album "Full Moon Fever". Fast wie Gevatter Miles Davis, der es einst zur Kunst erhob, mit seinen Trompetentönen neben der Partitur zu liegen, so trifft auch Lucinda Williams nur gelegentlich die richtigen Noten. Ja, ich weiß, das klingt jetzt böse - zumal die großartige Künstlerin mit ihrem Album einen hehren Zweck verfolgt. Dennoch: Ein Tick mehr Sorgfalt würde dem Ganzen schon guttun.

Dabei hat das Album selbstverständlich seine Reize. So wie sich Williams und ihre Mitstreiter beispielsweise an den großen, von Petty gemeinsam mit Jeff Lynne und Mike Campbell geschriebenen Hit "Runnin' Down a Dream" (ebenfalls aus "Full Moon Fever") machen, flößt einem schon Respekt ein: Die Gitarre sägt, die Drums schieben nach vorne und drücken was die Felle hergeben, und Lucinda Williams singt noch rotziger als Johnny Rotten zu seinen wüstesten Zeiten.

Ehre wem Ehre gebührt: "Runnin' Down a Dream - A Tribute to Tom Petty"

Zwölf Songs hat sich Lucinda Williams für "Runnin' Down a Dream - A Tribute to Tom Petty" ausgeguckt. Songs aus seinen drei Solo-Alben und natürlich Material aus dem umfangreicheren Tom Petty And The Heartbreakers-Katalog. Ältere Tracks wie die bereits erwähnten, sowie "Louisiana Rain", das zurückhaltende "I Won't Back Down", "Room at the Top" oder "You Wreck Me" und "You Don't Know How". Von Pettys letztem Solo-Album "Highway Companion" aus dem Jahr 2006 hat sich Williams den Song "Down South" vorgeknöpft. Sie und ihre Begleiter machen aus dem eher gemütlichen Folk-Rocker einen spröden, auf Vintage gebürsteten Country-Punker. Sehr gelungen!

Auffallend ist, dass sich Lucinda Williams bei ihrer persönlichen Petty-Retrospektive mehr auf seine sperrigeren Songs konzentrierte. So hält sie beispielsweise keinen einzigen Track von dessen kommerziell erfolgreichstem Album "Into The Great Wide Open" parat. Eigentlich schade. Denn der Kontrast aus eingängiger Melodie und knarziger Rebellen-Stimme hatte schon immer seinen Charme.

Für den Abschluss der CD wird es aber noch einmal emotional: Mit ihrem neuen Song "Stolen Moments" schickt Lucinda Williams ihrem geschätzten Kollegen einen musikalischen Gruß hinterher. Klar, ruppig, etwas punkig, aber aus vollem Herzen. Tom Petty dürfte im Musikerhimmel eine Träne darüber vergießen.

Fazit: Lucinda Williams würdigt den 2017 verstorbenen Tom Petty mit "Runnin' Down a Dream - A Tribute to Tom Petty" auf ihre ureigene lakonische Weise. Mehr Punk-Spirit war noch nie in Tom Petty's Musik.

Label: Highway 20 / Thirty Tigers (Membran) VÖ: 16. April 2021
01 Rebels
02 Runnin' Down a Dream
03 Gainesville
04 Louisiana Rain
05 I Won't Back Down
06 A Face in the Crowd
07 Wildflowers
08 You Wreck Me
09 Room at the Top
10 You Don't Know How It Feels
11 Down South
12 Southern Accents
13 Stolen Moments
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