Chuck Wicks - Starting Now

CD Cover Chuck Wicks - Starting Now

Ein fescher Kerl. Der könnte doch glatt Schauspieler sein, dieser dunkelhaarige, schokobraunäugige, leicht silberblickende Smartie, namens Cuck Wicks. Könnte? Ist er auch! Zumindest war er es. Charles Elliot Wicks, wie der Sänger und Songschreiber laut Geburtsurkunde heißt, spielte in der Fox Reality/Soap-Serie "Nashville" mit. Die miesen Einschaltquoten veranlassten die Programmmacher indes, die Serie Mitte letzten Jahres einzustellen. Für Chuck Wicks allerdings hieß es nach dem Fernsehen - "Starting Now", so der Titel seiner von Dann Huff und Monty Powell produzierten Debüt-CD.

So erfolgreich die Schützlinge von Dann Huff auch sein mögen - man denke nur an Rascal Flatts - irgendwie ruft der Name nicht ausschließlich positive Assoziationen auf den Plan. Denn: Im Grunde klingen seine Alben doch sehr, sehr ähnlich. Außerdem hat sich der Super-Gitarrist mit dem Hit-Riecher zuletzt einen derart dichten, hoch komprimierten Sound zugelegt, der fast keine Dynamik-Ausschläge mehr duldet: Alles ist stets bis zum Anschlag hochgefahren. Bestes Beispiel für den Wall-of-Sound Dann Huff'scher Prägung ist das letzte Rascal Flatts-Album. Klar, erfolgreich. Aber auch auf Dauer ermüdend.

Mit gewisser Skepsis nähert sich der Autor dieser Zeilen den sparsamen elf Titeln von  "Starting Now" - und wird gleich mit den ersten Songs positiv überrascht. Okay, "All I Ever Wanted", der Opener, sowie das nachfolgende "Good Time Comin' On" bieten nur wenig mehr, als grundsolides Country-Pop-Rock-Futter. Aber die Lieder haben Charme, der Sänger eine angenehme Stimme - mit beträchtlich Power und Phrasierungskunst - und die Produktion hält sich erfreulich zurück. Eine Qualitäts-Schippe legt der aus Delaware stammende Newcomer beim nächsten Song drauf: "Stealing Cinderella". Die erste Singleauskopplung kletterte in den amerikanischen Countrycharts immerhin bis auf Platz neun - mit balladesken, romantischen Harmonien und einem kuscheligen Sänger.

Im nächsten Track zieht er vorübergehend Tempo und Gangart etwas an: "If We Loved" aus der Feder von Jason Matthews und Jason Sellers erinnert mit geschliffenem Country-Pop-Rock nun tatsächlich an Rascal Flatts. Beim anschließenden, von Chuck Wicks gemeinsam mit Michael Mobley geschriebenen "When You're Single", zieht der Charmeur mit intensiv-akustischen Klängen seinen imaginären Hut vor James Taylor - ein Country-Folk-Song erster Güte.

Überhaupt gilt: Je länger die CD läuft, desto stärker werden Songs und Interpret. Das liegt vor allem daran, dass Chuck Wicks als trauriger Balladen-Erzähler ganz besonders gut zu überzeugen weiß. Man nehme nur den Titeltrack - eine echte Songperle, romantisch schimmernd und mit überraschenden Arrangement-Wendungen auf Hochglanz gewienert. Gleiches gilt für die Power-Ballade "What If You Stay" und - als krönenden Abschluss des gelungenen Erstlingswerkes - das womöglich autobiografisch eingefärbte "Man of The House".

Zwischen den verträumten Songs zieht Wicks immer wieder die Zügel an. Mal ganz gefällig in Richtung Pop-Kurs ("The Easy Part"), mal stramm rockend ("She's Gonna Hurt Somebody") und - vollauf gelungen! - bei "Mine All Mine", in dem der gut aussehende Neuling beweist, dass er seine Roots- und Soul-Hausaufgaben erledigt hat. Keine Frage, der Mann benötigt keine Fernsehkamera, der braucht ein Mikro!

Fazit: Chuck Wicks kann bei seinem Debüt-Album nicht nur als Interpret überzeugen, er punktet bei nahezu jedem Song auch als Co-Autor. Dass er überdies auch noch unverschämt gut aussieht, sollte kein Nachteil sein.

Label: RCA Nashville (Sony) VÖ: 8. Februar 2008
01 All I Ever Wanted
02 Good Time Comin' On
03 Stealing Cinderella
04 If We Loved
05 When You're Single
06 Starting Now
07 Easy Part
08 What If You Stay
09 She's Gonna Hurt Somebody
10 Mine All Mine
11 Man of the House
Anmelden
Weitere Musik von und mit Chuck Wicks
Lady A - What a Song Can Do
CD Besprechungen
"What a Song Can Do" von Lady A, inklusive "Friends Don't Let Friends" mit Carly Pearce, Thomas Rhett und Darius Rucker Nach dem sieben Songs starken Vorgeschmack...
Lady A - What A Song Can Do (Chapter One)
CD Besprechungen
Rückmeldung unter neuem Namen: Mit "What A Song Can Do (Chapter One)" firmieren die ehemaligen Lady Antebellum erstmals unter Lady A Mal ehrlich: Was sollte es...
Brett Young - Weekends Look a Little Different These Days
CD Besprechungen
Auf seinem dritten Studioalbum "Weekends Look A Little Different These Days" zeigt sich Brett Young von seiner bisher persönlichsten Seite Es heißt ja immer, dass...
Thomas Rhett - Country Again: Side A
CD Besprechungen
Thomas Rhett veröffentlicht sein zweiteiliges Album-Set "Country Again", den Auftakt übernehmen elf Songs von "Side A" Es tut sich was in Nashville. Weniger...
Russell Dickerson - Southern Symphony
CD Besprechungen
Russell Dickerson meldet sich mit seinem zweiten Studio-Album "Southern Symphony" zurück. Modern, stylisch, solide, aber auch in den Traditionen verankert: Mit...
Lindsay Ell - Heart Theory
CD Besprechungen
Es geht ums Herz und ins Herz: "Heart Theory", das zweite Album von Lindsay Ell. Kaum eine andere Künstlerin hat in den letzten Jahren für mehr Aufsehen in und um...
Lady Antebellum - Ocean
CD Besprechungen
Schon der Titel klingt vielversprechend: "Ocean". Schlicht, ergreifend, richtig groß und trotzdem, oder genau deshalb, der passende Name für das neue Album von...
Midland - Let It Roll
CD Besprechungen
Können Midland mit ihrem zweiten Album "Let It Roll" an ihren Sensations-Erfolg vor zwei Jahren anknüpfen? Als sich vor gut zwei Jahren Mark Wystrach, Jess Carson...
Brooks & Dunn - Reboot
CD Besprechungen
Brooks & Dunn treffen auf "Reboot" die neue Country-Generation. Als das erfolgreichste Duo in der Geschichte der Country Music im Sommer 2009 seine Trennung...
Brett Young - Ticket to L.A.
CD Besprechungen
Auf dem Weg nach oben: Brett Young legt seinen zweiten Longplayer "Ticket to L.A." vor. Brett Young ist zweifellos einer der Senkrechtstarter in der modernen...