Merle Haggard - The Bluegrass Sessions

CD Cover Merle Haggard - The Bluegrass Sessions
amazon
jpc
Leider nicht verfügbar
Leider nicht verfügbar
Redaktionswertung Bewertung: 4,5 Sterne = sehr gut
Userwertung

The Hag is Back! Und zwar dieses Jahr schon mit seiner zweiten Veröffentlichung. Nach "Last of The Breed", der überaus gelungenen Kollaboration mit seinen Kumpels Ray Price und Willie Nelson, untermauert Merle Haggard weiter seinen Legendenstatus - mit einem waschechten Bluegrass-Album.

So heißt der neue bei Hag Records und McCoury Music erscheinende Tonträger denn auch schlicht und einfach "The Bluegrass Sessions". Und tatsächlich ist das etwas ganz Neues für Haggard, der in seiner über 40 Jahre umfassenden Karriere schon so einige Konzept-Alben - von Western-Swing, Vorkriegs-Country über Dixieland bis hin zu Pop-Standards reicht die Palette - ablieferte. Bluegrass allerdings war noch nicht dabei.

Dass das Genre Anfang der 90er Jahre mit dem Überraschungserfolg des Soundtracks zum Film "O Brother Where Art Thou" eine Renaissance nicht nur in der Country-Szene erlebte, mag für Haggard eine Rolle gespielt haben. Vielleicht fiel ihm aber einfach bei der Durchsicht seines umfangreichen Oeuvres auf, dass ein Bluegrass-Album fehlte. Nun jedenfalls ist es da und kommt genau zur richtigen Zeit. Selten war die Rückbesinnung auf die musikalischen Wurzeln der Country-Musik nötiger und auch erfolgreicher, wie die ähnlich gearteten Produktionen von Dolly Parton, Patty Loveless oder Vince Gill zeigten.

Haggard, bekannt dafür, keine halben Sachen zu machen, rekrutierte für seine Bluegrass-Huldigung eine Auswahl der Besten, die das Genre zu bieten hat: Marty Stuart verdingt sich an der Mandoline, Carl Jackson sorgt für atemberaubendes Fingerpicking an der Gitarre, Rob Ickes sorgt für selbiges an Resonator-Gitarre, Charlie Cushman bedient das Banjo, Aubrey Haynie ist an der Fiddle zu hören und Ben Isaacs am Bass.

Bei derart versiertem Personal an seiner Seite gelingt Haggard die Übersetzung älterer Haggard-Songs ins Bluegrass-Vokabular leicht. Dass er sich dabei nicht nur auf große Hits verlässt, macht den Reiz der Scheibe aus: "Runaway Momma", "I Wonder Where To Find You", "Momma's Prayers" oder "Wouldn't That Be Something" sind Songs, die selbst Haggard-Fans nicht unbedingt sofort parat haben. Gerade deshalb passt der Bluegrass-Anzug ziemlich perfekt. Dieser steht jedoch auch bekannteren Titeln wie "Mama's Hungry Eyes", bei dem Alison Krauss Gesang beisteuert, "Holding Things Together" oder "Big City" nicht schlecht. Und auch zwei absolut neue Songs finden sich auf dem Album: In "Pray" und "What Happened?" rechnet Haggard in seiner unnachahmlich direkten Art mit seiner geliebten Heimat und ihren Bewohnern ab. Bei "Pray" bleibt er eher vage, fordert lediglich mehr Empathie und Hilfsbereitschaft in einer selbstgefälligen Gesellschaft, bei dem Song "What Happened?" hingegen lässt er seinem Ärger über das heutige Amerika freien Lauf: "I remember the morning the towers fell/I fell back asleep and dreamed of hell/Truth that stood for years is down the drain/What happened? Does anybody know?/What happened? Where did America go?" Dazu passt gut, dass sich Haggard, nicht gerade als liberaler Geist bekannt, neuerdings für Hillary Clinton einsetzt und den Irak-Krieg ablehnt.

Natürlich dürfen zwei Coverversionen nicht fehlen: Der "Jimmie Rodgers Blues" und der Delmore-Brothers-Klassiker "Blues Stay Away From Me" runden das Album gekonnt ab. Eine der Qualitäten des Albums ist, dass sich die handverlesenen Instrumentalisten immer Haggard und den jeweiligen Songs unterordnen. Hochgeschwindigkeits-Picking auf Teufel komm raus wird tunlichst vermieden und auf selbstverliebte Darstellung des Könnens verzichtet - die Musiker sind zu versiert, um in diese beim Bluegrass-Genre manchmal anzutreffende Ego-Falle zu tappen.

Fazit: The Hag goes Bluegrass und macht dabei alles richtig. Alte, neue, bekannte und unbekannte Songs des "Okie From Muskogee" in traditionellem Bluegrass-Gewand, die richtig Spaß machen.

Label: Hag/McCoury Music (in Deutschland nicht erschienen) VÖ: 2. Oktober 2007

Anmelden
Weitere Musik von und mit Merle Haggard
Merle Haggard - Working in Tennessee
CD Besprechungen
Der Opener und Titeltrack erinnert an die Aufnahmen von Mark Knopfler mit Chet Atkins. Anno...
Brad Paisley - This is Country Music
CD Besprechungen
Viele Musikfreunde, die normalerweise mit Country nichts am Hut haben, finden ihn trotzdem...
Johnny Cash - Johnny Cash at Folsom Prison (Legacy Edition)
CD Besprechungen
Die Nachlass-Verwalter sind auch fünf Jahre nach dem Tod von "The Man In Black" fündig geworden. Wobei natürlich "Johnny Cash at...
Die Bluegrass Sessions: Merle Haggards Interpretation der Tradition
Kolumnen & Reportagen
Seit über 10 Jahren dachte Merle Haggard, Mitglied der Country Music Hall of Fame, über die Aufnahme eines Bluegrass-Albums nach. Dann, am 2. Oktober 2007, veröffentlichte McCoury Music sein Album "...
Alecia Nugent - A Little Girl..A Big Four-Lane
CD Besprechungen
Mit ihrem zweiten Release bei Rounder Records bestätigt Alecia Nugent ihr Können. "A Little...
Various Artists - A Tribute to The Judds
CD Besprechungen
  Eine höchst illustre Gästeschar würdigt auf "A Tribute to The Judds" das Wirken des 80er-Jahre Familien-Acts The Judds. Ältere Semester werden...
Willie Nelson - Bluegrass
CD Besprechungen
Auf seinem neuen Album "Bluegrass" steckt Country-Urgestein Willie Nelson zwölf Song-Eigengewächse in ein Bluegrass-Outfit Bluegrass. Diese Roots-Musikform ist...
Marty Stuart & His Fabulous Superlatives - Altitude
CD Besprechungen
"Altitude" ist wieder ein Meisterwerk von Marty Stuart And His Fabulous Superlatives Manchmal ist der Job des CD-Rezensenten harte Kost. Die Musik ist mal banal,...
Marty Stuart Live-Konzert in Deutschland
Aktuelle Nachrichten
Marty Stuart and his Fabulous Superlatives kommen für ein Konzert nach Berlin Nach dem Tod von Musikgrößen wie George Jones, Johnny Cash und Merle Haggard stellen sich Fans oft die Frage, wer in...
Connie Smith - The Cry of the Heart
CD Besprechungen
Mit "The Cry of the Heart"meldet sich Connie Smith zurück Neues aus der Abteilung "Urgestein": Mit "The Cry of the Heart" präsentiert Connie Smith ihr erstes...