"All die schönen Pferde" ist ein amerikanischer Western aus dem Jahr 2000, produziert und inszeniert von Billy Bob Thornton, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Cormac McCarthy, mit Matt Damon und Penélope Cruz in den Hauptrollen. Der Film wurde am 25. Dezember 2000 uraufgeführt und erhielt überwiegend negative Kritiken. Mit einem Budget von 57 Millionen Dollar spielte er weltweit 18 Millionen Dollar ein.
"All die schönen Pferde" war die erste Verfilmung eines Romans von Cormac McCarthy
Mit dem Drama "Sling Blade - Auf Messers Schneide" wurde Billy Bob Thornton 1996 über Nacht zum Star. Er spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern führte auch Regie und gewann den Oscar in der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch".
So richtig in die Schlagzeilen geriet der US-Amerikaner aber erst als er Angelina Jolie heiratete. Ihre Ehe hielt von 2000 bis 2003 und in jener Zeit verwirklichte Thorntons mit "All die schönen Pferde" nach dem Roman von Cormac McCarthy sein zweites Regiewerk für die große Leinwand.
Für den Spätwestern über zwei Freunde, die ihr Glück in Mexiko suchen, blieb er jedoch ausschließlich hinter der Kamera und überließ Matt Damon ("True Grit") und Henry Thomas ("The Last Ride - A Story of Hank Williams") das Reiten auf "All die schönen Pferde". Aber diesmal waren die Kritiken deutlich distanzierter und die Herstellungskosten von mehr als 50 Millionen Dollar konnten an der Kasse auch nicht eingespielt werden.
Mit dem Tod seines Großvaters endet im Jahr 1949 auch der Lebenstraum von John Grady Cole (Matt Damon). Denn die lieben Verwandten wollen die Ranch des Verstorbenen verkaufen. Also macht sich Cole mit seinem Kumpel Lacey Rawlins (Henry Thomas) auf den Weg von Texas nach Mexiko, um dort auf einer Ranch mit Pferden arbeiten zu können.
Unterwegs gabeln sie den blutjungen Jimmy (Lucas Black) auf, der ihnen noch viel Ärger einbringen wird. Cole und Rawlins finden eine Anstellung bei dem Patron Hector de la Rocha (Rubén Blades). Als Cole eine Affäre mit dessen Tochter Alejandra (Penélope Cruz) beginnt, landen er und Rawlins im Knast wegen ihrer Verbindung zu Jimmy, der drei Männer erschossen haben soll. Jimmy wird exekutiert, die anderen beiden werden nach einer langen Zeit des Leidens durch Alejandras Tante freigekauft. Rawlins kehrt nach Texas zurück. Cole will ich einmal zu Alejandra, doch ihre Liebe hat keine Zukunft.
"All die schönen Pferde" hätte das Zeug zu einem Epos gehabt, aber was dem Zuschauer vorgesetzt wird, wirkt doch ziemlich verunglückt. Trotz brillanter Besetzung bis in die kleinsten Rollen, unter anderem mit Sam Shepard ("Bandidas") und Bruce Dern ("Badland"), bleiben die Figuren blass und wachsen einem kaum ans Herz. Sie sind einem schlichtweg egal, was aber auch am lahmen Erzähltempo liegt. Der an sich abwechslungsreiche Plot schleppt sich wie ein alter Gaul über fast zwei Stunden dahin, ohne dass man eine emotionale Dringlichkeit spürt.
Ist Billy Bob Thornton womöglich die Puste ausgegangen? Tatsächlich verfolgte er eine viel längere Version. Lange hielt sich das Gerücht von drei bis vier Stunden, 2014 erklärte Thornton in einem Interview, das seine Schnittfassung zwei Stunden und 42 Minuten aufweist, die sich immer noch in seinem Besitz befände. Fakt ist, dass der Regisseur damals mit Produzent Harvey Weinstein aneinandergeraten ist. Weinstein, inzwischen durch die #MeToo-Bewegung abgestraft, verlangte einen gekürzten Cut und nahm den Film schließlich unter seine Fittiche.
Ungeklärt bleibt bis heute, ob "All die schönen Pferde" mit einer längeren Spieldauer auch der bessere Film geworden wäre. So viel gibt die Story dann doch nicht her, andererseits kann es schon sein, dass die Love Story Cruz & Damon mehr Leidenschaft ausstrahlen würde. Man kann nur spekulieren und hat trotzdem nur den Film, wie er bis heute zu sehen ist. Man schaut ihn sich an, wird aber kaum gefesselt und vermisst vor allem "All die schönen Pferde".
Ein Pferdefilm bekommt man nicht, nicht mal eine Pferdeoper, wie man Western mit wilden Verfolgungsjagden hoch zu Ross spöttisch bezeichnet. Hier geht es um menschliche Schicksale, doch Billy Bob Thornton will es nicht gelingen, sein Publikum dafür zu erwärmen. Seiner Karriere hat der Flop einen gehörigen Dämpfer gegeben. Als Regisseur ist er danach nicht mehr aufgefallen, als Schauspieler fuhr er mit "Monster's Ball", "Bad Santa" noch weitere Erfolge ein.
Zum Glück hat Thornton noch ein zweites Standbein als Country-Sänger. 2001 widmete er den Song "Angelina" seiner damaligen Ehefrau. Er veröffentlichte mehrere Alben wie "The Edge of the World", "Hobo" und "Beautiful Door", gründete die Band The Boxmasters, aber an den Soundtrack zu "All die schönen Pferde" beteiligte er sich nicht, sondern engagierte den Musikproduzenten Daniel Lanois, mit dem er schon bei "Sling Blade" zusammenarbeitete.
Als "All die schönen Pferde" Thornton quasi weggenommen wurde, musste auch ein neuer Komponist her. Country-Musiker Marty Stuart bekam den Job, der das Ganze mit mexikanisch angehauchter Gitarrenmusik untermalte, die ziemlich klischeehaft und einfallslos klingt. Immerhin steuerte er auch den Endsong "Far Away" bei - und der ist absolut hörenswert, weil er die melancholische Grundstimmung des Films gut trifft.
Fazit: "All die schönen Pferde" stand unter keinem guten Stern. Regisseur Billy Bob Thornton schwebte ein anderer Film vor, aber das Studio sorgte für eine eigene, kürzere Fassung, die bis heute im Umlauf ist. Keine Katastrophe, aber auch kein Meisterwerk.