Various Artists - The Original Country Album: 20 Hits From The Legends of Country

Den Anfang der "Legends"-Sause macht der unverwüstliche Glen Campbell - mit sicher nicht seiner bekanntesten, vermutlich aber einer seiner schönsten Songs: "By The Time I Get To Phoenix". Softer, wehmütiger, nostalgischer Countrysound mit einem wirklich eleganten und dazu höchst gefühlvollen Sänger. Das Provinz-Kaff wird im inneren Auge des Hörers lebendig, der Saloon füllt sich mit nuschelnden, schwergewichtigen, Bud trinkenden Männern mit John Dere-Kappen auf ihren Köfen. Ein dreiminütiger Trip in die Vergangenheit. Sehr, sehr schön ...

Mit dem nächsten Titel hat sich der Mann der für diese Compilation verantwortlich ist, aber gleich mal vertippt, denn: Was hat der - zugegeben putzige - Heuler von Dr. Hook "When You're In Love With A Beautiful Woman" auf einer Country-Zusammenstellung verloren? Nichts, oder?

Der nächste Gentleman dagegen darf hier nicht fehlen: Kenny Rogers mit seiner unverzichtbaren "Lucille". Und auch die nächsten Interpreten haben selbstverständlich Countryblut in ihren Adern: Christal Gayle ("Talking In Your Sleep"), Billie Joe Spears (Blanket On The Ground"), Wanda Jackson ("Cold, Cold Heart"), Suzy Boguss ("Somewhere Between") und die in den 80er Jahren hochgradig angesagte Tanya Tucker ("If It Don't Come Easy").

Muss man über diese Genre-Klassiker viele Worte verlieren? Wohl kaum. Diese Songs haben längst den berühmten Test-of-Time erfolgreich überstanden, dürfen sich getrost Evergreens nennen. Die nette Tonlage schlagen auch Slim Whitman mit seiner immer noch zu Herzen gehenden Ballade "The Most Beautiful Girl", Eddie Rabbit mit "I Love A Rainy Night" und der weniger bekannte Tennessee Ernie Ford mit dem umso besser vertrauten "King of the Road" an. Bei soviel Harmonie freut man sich zwischendrin über etwas ruppiger Töne. Dargeboten von Country-Rebel Merle Haggard ("Workin' Man Blues") und seinem Bruder im Geiste, George Jones ("She Thinks I Still Care").

Dazwischen haben sich noch ein paar Merkwürdigkeiten gemogelt. Etwa der Nazareth-Schmuser "Love Hurt", dargeboten von Lacy J. Dalton und "It's A Heartache" in der Interpretation von Juice Newton. Mit der originellen Version von Asleep At The Wheel des Clapton-Klassikers "Lay Down Sally" findet der Ritt durch das Country-Repertoire sein Ende. Und: Nochmal die Play-Taste gedrückt, noch ein Bud bitte! Macht einfach Spaß ...

Fazit: Nicht alle der 20 Songs zählen zu den Klassikern des Genres - aber die meisten. Ein unterhaltsamer, nostalgischer Trip in die Tiefen des Country-Repertoires.

Label: Capitol Nashville (EMI)

VÖ: 17. März 2006