"Old School New Rules" ist das titelgebende Motto der zwölf Songs. Und was sich bei den bereits erwähnten Bemerkungen angedeutet hat, findet sich schon im ersten Satz des Openers "Takin' Back The Country" wieder: "I'll go find a Network wants to treat me right..." (Ich finde eine Fernsehanstalt, die mich korrekt behandelt") Klar, der Mann, der schon 55 Millionen Platten verkauft hat, ist immer noch arg angefressen. Aber alles okay, wenn sich seine Aggressionen in einem so knarzigen Country-Song entladen. Der kraftvoll-bluesige Südstaatenrocker enthält auch Teile des Songs "Mind Your Own Business", den Papa Hank Williams 1949 veröffentlichte. Eine trotzige und unmissverständliche Ansage - auch an die US-Regierung.
Weiteres Material für eine ausgiebige Diskussionsrunde im Politikunterricht findet sich auf der Platte in Hülle und Fülle. Gesprächsstoff bieten so sicher auch "We Don't Apologize For America" oder "Keep The Change". Der erste dieser Songs ist eine Huldigung an US-Soldaten - verbunden mit einer Empfehlung für alle, die Amerika nicht lieben - sie sollen bitteschön nach Mexico verschwinden! Charlie Daniels wird’s gefallen. Bei "Keep The Change" steht Williams Jr. umgeben vom Sound einer kraftvollen Slide-Gitarre dafür ein, dass er sich seine persönlichen Freiheiten auch zukünftig nehmen wird. Das hätte man sich denken können, oder?
Einige prominente Gäste tragen zum (musikalischen) Gelingen der CD bei. So hat die traditionell klingende Trinker-Hymne "I'm Gonna Get Drunk And Play Hank Williams" zusammen mit Brad Paisley hinterm Mirko und mit den Fingern an der Gitarre schon bei seiner Premiere in Nashville für Furore gesorgt. Nicht weniger gelungen ist das Finale des Albums. Der Klassiker "I Think I'll Just Stay Here And Drink" erstrahlt mit seinem Erschaffer Merle Haggard als Gast in neuem Glanz - ein Country-Burner, den man auch in Jahrzehnten noch auflegen wird, wenn man dem Nachwuchs von den alten Haudegen der Szene berichtet.
Freunde einer extra Portion wunderbar gespielter Fiddle werden in "The Cow Turd Blues" einen Favoriten ausmachen. Mitten in dem Stück mit mehr oder weniger sinnvollen Lebensweisheiten "explodiert" plötzlich die von Larry Franklin gespielte Fiddle, worauf Tempo und Pedal Steel ebenfalls anziehen und das Stück zu einem furiosen Finale führen. Da stört es am Ende wenig, dass man den stimmlichen Beitrag von Trace Adkins kaum raushören kann. Sogar an den Erzähl-Gesang wagt sich der 63-Jährige noch ran. Schön am pfundig-direkten "Stock Market Blues" ist aber auch das Banjospiel, für das sich ebenfalls Hank Jr. verantwortlich zeichnet. Fast alle Kompositionen hat der Sohn des legendären Hank Williams allein beigesteuert. Die einzigen Cover-Versionen sind "I Think I’ll Just Stay Here And Drink" und der Oldie "You Win Again", das von Hank Williams Sr. stammt und in der Neuauflage zum Southern-Rocker mutiert.
Fazit: Trotzig und politisch sehr deutlich - wer sich an der dieser raueren Gangart nicht stört, bekommt mit "Old School New Rules" eins der besten Alben von Hank Williams Jr. zu hören. Stimmlich und musikalisch vielseitig und dazu mit vielen Erinnerungen von der guten alten Schule.
Label: Blaster (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 10. Juli 2012 |
Titelliste
01 | Takin Back The Country | 07 | The Cow Turd Blues (mit Trace Adkins) |
02 | I'm Gonna Get Drunk and Play Hank Williams (mit Brad Paisley) | 08 | Who's Taking Care of Number One |
03 | Three Day Trip | 09 | That Ain't Good |
04 | Old School | 10 | Keep The Change |
05 | We Don't Apologize for America | 11 | Stock Market Blues |
06 | You Win Again | 12 | I Think I'll Just Stay Here And Drink (mit Merle Haggard) |