Mit der Abreise aus Music City USA hat Plant auch den größten Teil seines gerade so herrlich erworbenen Country- und Americana-Erfahrungsschatzes zurückgelassen. Leider. Denn seine rauhkehlige Rocklegenden-Interpretation des Genres sorgte für echte Überraschungsmomente und so manches musikalische Glanzlicht. Doch Reisende, das weiß man, soll man nicht aufhalten. Und die neue Destination des kürzlich 66 Jahre alt gewordenen Sängers hat ja auch seinen Reiz: Sie ist irgendwo zwischen Rock, Blues, Ambient, Electro und keltischem Folk angesiedelt. Der Musik-Allmanach hat dafür die Genre-Bezeichung "World Music" bereit - und in diesem Fach kann man die Tracks auch getrost ablegen.
Die elf Titel sind allesamt neu für das Album geschrieben, von Plant mit seinen derzeitigen Mitstreitern. Darunter finden sich keine auf Anhieb großen Namen. Musiker wie Drummer Dave Smith, Bassist Billy Fuller und Gitarrist Justin Adams werden wohl nur ausgewiesenen Experten etwas sagen. Der hohen handwerklichen Qualität tut dies freilich keinen Abbruch.
Meist geht es recht beschaulich zu Werke: Pulsierende, hypnotisch-monotone Rhythmen, perlende Keyboards, eine dezent sägende Blues-Gitarre; Loops und Tablas sorgen für exotischen Charme. Nach diesem Rezept ist nicht nur der Opener "Little Maggie" angelegt, sondern gleich etliche Tracks der von Plant selbst produzierten und von Master-Guru Bob Ludwig abgemischten CD.
Zu diesen im Mid-Tempo angesiedelten World-Music-/Ambient-Tracks gesellen sich einige Ausreißer - mit unterschiedlichem Temperament: Während "Turn It Up" verhältnismäßig rockig und aggressiv - und damit schon fast an Led Zeppelin erinnernd - daherkommt, schalten Plant und Co. beim nachfolgenden "A Stolen Kiss" gleich um mehrere Gänge zurück: eine langsame, todtraurige Klavier-Schönheit, veredelt mit sphärischen Moog- und Gitarren-Melodien. Dennoch dürften die meisten Plant-Fans froh über den nächsten Energieschub sein. Der erwartet den Hörer bereits mit dem anschließenden "Somebody There". Doch auch hier mag niemand der Beteiligten die Handbremse so richtig lösen. Weder der Drummer, noch der für schöne Riffs sorgende Gitarrist. Und auch nicht Meister Plant selbst. Es scheint, dass er sich in der Rolle des Elder-Statesman des Rocks gefällt. Gegen Ende der CD präsentiert Plant einen fast schon gefälligen Titel: Das gut fünfminütige "House Of Love" hält eine eingängige Melodie und einen ungenannten Gastsänger bereit, der fast wie David Bowie klingt.
Fazit: Robert Plant hat seine Zelte in Nashville wieder abgebrochen, um in Good Ole England ein neues Album aufzunehmen - ein intensiver Flirt mit World-Music- und Ambient-Klängen. Sound-Fetischisten werden jubeln.
Label: Nonesuch (Warner) | VÖ: 5. September 2014 |
Titelliste
01 | Little Maggie | 07 | Somebody There |
02 | Rainbow | 08 | Poor Howard |
03 | Pocketful of Golden | 09 | House of Love |
04 | Embrace Another Fall | 10 | Up on the Hollow Hill (Understanding Arthur) |
05 | Turn It Up | 11 | Arbaden (Maggie's Babby) |
06 | A Stolen Kiss |