Kenny Chesney - Greatest Hits, Volume 2

Er selbst sieht sich bestimmt nicht so. Davon zeugen einige Songs, in denen er mit Selbstkritik nicht spart und mutig manchen Selbstzweifel äußert. Er ist trotz Millionen auf dem Konto und privilegiertem Leben in einer Südsee-Oase die ehrliche Haut geblieben: Der Kumpel von nebenan, die ideale Begleitung für ein paar Bierchen in der Bar. Dieses bodenständige Image dürfte einer der Hauptgründe für seinen nunmehr knapp 15 Jahre andauernden Höhenflug sein. Der wichtigere Grund aber liegt zweifellos in seiner Musik.

Kenny Chesney versteht es wie kaum ein anderer der Countrygemeinde, moderne Strömungen mit den Roots der Musik zu verweben. Als Bindemittel dient dem durchtrainierten Superstar eine gehörige Portion Südsee-Lässigkeit – inklusive Calypso-Touch – und eine manchmal schon fast unverschämt wirkende Lässigkeit. Davon berichtet auch seine zweite Hit-Bilanz: die 15 Titel von Greatest Hits II".

Den Auftakt für den munteren Hitreigen übernimmt das bislang unveröffentlichte "Out Last Night", geschrieben von Chesney und Brett James. Ein typischer Kenny-Chesney-Song mit einer altmodischen Beat-Gitarrenlinie, erdigem Groove, einer knurrenden Orgel und einem Refrain, der sich binnen weniger Takte in die Gehörgänge einnistet. Die restlichen 14 Titel stammen fast ausschließlich aus den letzten 10 Jahren seiner Schaffenszeit und konzentrieren sich auf seine  Erfolgsalben "No Shoes, No Shirt, No Problems", "When the Sun Goes Down" oder "The Road and the Radio". Lieder wie "Living in Fast Forward", "Young" oder  "Summertime" stehen für Chesney, sein Leben, seine Philosophie. Die lässt, wie schon erwähnt, durchaus auch grüblerische Zwischentöne zu (bestes Beispiel: "There Goes My Life"). Doch meist scheint dem Sunnyboy die Sonne. Das spürt man, das hört man. Deshalb ist eine Kenny Chesney-CD immer auch so etwas wie ein akustischer Urlaub. Oder wie ein rezeptfreier Stimmungsaufheller.

So manchmal holt sich der sonnenhungrige Sänger auch Verstärkung vor das Mikro: Bei dem ruhigen "Down The Road" ist es Mac McAnally, bei "When the Sun Goes Down" sein Spezi Uncle Kracker und bei dem wunderbar tiefschürfenden "I’m Alive" gibt ihm sein raukehliger Songwriterkollege Dave Matthews die Ehre.

Relativ kurz kommen bei dieser neuen Hit-Bilanz die Alben "Just Who I Am: Poets & Pirates" und "Be as You Are": Jeweils ein Song ist daraus entnommen. Vermutlich ist "Greatest Hits Teil 3" bereits in Arbeit.

Fazit: So ist er, der Kenny Chesney: Immer braun gebrannt, meistens sonnig gelaunt, manchmal aber auch zögernd und zweifelnd. Eine Mischung, die ihn zum Top-Star der Szene werden ließ. Zu Recht, wie diese Hit-Zusammenstellung belegt.