Nicht dass alle hiesigen Acts gleich mit einem Hurra aufspringen würden. Truck Stop geben heute weder eine etwas angejahrte Version von Rascal Flatts, Tom Astor versucht nicht so hip wie Keith Urban zu sein – und Linda Feller macht auch nicht auf Taylor Swift. Dennoch: ein bisschen haben Rascal Flatts, Keith Urban und Taylor Swift auch in der heimischen Szene ihre Spuren hinterlassen. Zarte Keime, in manchen Songs und Sounds gehen sie gerade auf. Auch bei Linda Fellers neuem Album "Stark".
Man muss sich nur mal den Opener "Ich schlaf in deinem T-Shirt" anhören: Sonnige Melodien, smarte Gitarrenriffs, eine grandiose Fiddle (gespielt von keinem Geringerem als Larry Franklin), ein entspannter, dennoch packender Groove und eine Hookline die – keine Übertreibung – auch den besagten Rascal Flatts zur Ehre gereichen würde. Das hat internationale Klasse, keine Frage. Und das gilt auch für die Sängerin Linda Feller. Dass sie deutsch singt – kein Problem. Eher sogar ein Vorteil, denn der Text hält angenehm unverkrampfte Zeilen mit manch netter Metapher bereit.
Diese hoch aufgelegte Messlatte nimmt natürlich nicht jeder der 14 (inkl. ein Bonustrack) Titel. "Er ist kein Engel" – ist kein Glanzlicht, zu brav, zu bieder; "Ich wär so gerne die Gitarre" – ein flotter Zweivierteltakter, trotz hübscher Melodie etwas zu blechern und hölzern; "Ein männerfreies Wochenende" – Calypso-Sound auf Ostsee-Art, zu hüftsteif, zu germanisch. Dennoch: auch diese weniger gelungenen Songs sind alles andere als richtig schwach.
Doch gegen so manch andere Songperlen von "Stark" glänzen sie einfach etwas weniger schillernd. Eine davon ist "Für uns zwei". Auch wenn hier der Schwerpunkt ganz klar im Pop liegt, erinnert Linda Feller bei dieser glamourösen, samtigen Komposition glatt an eine Celine Dion. Das gilt auch für "Mein kleines großes Leben" – eine mit überbordenden Emotionen aufgeladene Ballade, wie sie auch Faith Hill oder LeAnn Rimes gut zu Gesicht stehen würde. Klar ist das purer Kitsch – aber in Premium-Qualität!
Dieses hohe Qualitätslevel können Linda Feller und ihr Produktionsteam um Christoph Leis-Bendorff und Rudolf Müssig auch in den meisten weiteren Songs halten. Wie eine Marathonläuferin, die gegen Ende der Distanz noch zum Spurt ansetzt, bietet auch die aus Ohrdruf stammende Sängerin zum Finale der CD einige bemerkenswerte Höchstleistungen: "Der beste Fehler meines Lebens" bietet prima Pop, an "Die Frau die ich sein will" hätte auch Alice Schwarzer ihre Freude und bei "Bis ich eines Tages selber Mama war" spricht sie wohl Millionen Mütter aus der Seele – verpackt in gelungene Country-Pop-Klänge.
Fazit: "Stark" heißt die CD – und Linda Feller löst das Versprechen ein. Eine tatsächlich starke Leistung, gekrönt von manchen, jederzeit internationalen Maßstäben gerecht werdenden Highlights.
Label: Koch Universal (Universal) | VÖ: 03. Juli 2009 |
Titelliste
Links
01 | Ich schlaf in deinem T-Shirt | 08 | Das bin doch gar nicht ich |
02 | Er ist kein Engel | 09 | Ein männerfreies Wochenende |
03 | Für uns zwei | 10 | Das solltest du wissen |
04 | Mein kleines großes Leben | 11 | Der beste Fehler meines Lebens |
05 | 38 Grad und fallend | 12 | Bis ich eines Tages selber Mama war |
06 | Ich wär so gerne die Gitarre | 13 | Die Frau die ich sein will |
07 | So stark wollt ich niemals sein | 14 | Ein kleines Kerzenlicht |