Like a Complete Unknown

Like a Complete Unknown

"Like a Complete Unknown" (ehemaliger Arbeitstitel: "Going Electric") ist ein amerikanisches biografisches Musikdrama aus dem Jahr 2024 über den amerikanischen Sänger und Songschreiber Bob Dylan, bei dem James Mangold Regie führte und das Drehbuch gemeinsam mit Jay Cocks schrieb. Basierend auf dem Buch "Dylan Goes Electric!" von Elijah Wald aus dem Jahr 2015 porträtiert der Film Dylan von seinen ersten Erfolgen in der Folkmusik bis hin zu der folgenschweren Kontroverse über seine Verwendung elektrischer Instrumente. Timothée Chalamet (der auch produziert) spielt die Hauptrolle als Bob Dylan, in Nebenrollen sind Edward Norton, Elle Fanning, Monica Barbaro, Boyd Holbrook, Dan Fogler, Norbert Leo Butz, Eriko Hatsune, Big Bill Morganfield, Will Harrison und Scoot McNairy zu sehen. Der Titel des Films ist vom Refrain von Dylans Single "Like a Rolling Stone" aus dem Jahr 1965 abgeleitet.

Der Film erhielt acht Nominierungen bei den 97. Academy Awards, darunter für den besten Film, die beste Regie, den besten Hauptdarsteller (Chalamet), den besten Nebendarsteller (Norton) und die beste Nebendarstellerin (Barbaro).Außerdem erhielt er drei Nominierungen bei den 82. Golden Globe Awards (unter anderem Bester Film - Drama), drei bei den Critics Choice Awards (unter anderem Bester Film), vier bei den 31. Screen Actors Guild Awards (unter anderem Herausragende Leistung eines Darstellers in einem Kinofilm) und sechs bei den British Academy Film Awards (unter anderem Bester Film).

 

"Like a Complete Unknown" - Die Erfolgsgeschichte von Bob Dylan im Kino

Bereits 2005 lieferte James Mangold mit "Walk the Line" eine gefeierte Filmbiografie über die Country-Legende Johnny Cash (1932 - 2003) ab. Nun hat sich der Regisseur einer weiteren Größe der amerikanischen Musik gewidmet: Bob Dylan!

"Like a Complete Unknown" zeichnet die Anfänge des heute 83-jährigen Sängers und Songschreibers in den Sechzigern nach, gespielt von Timothée Chalamet ("Dune"), der sich zur Deutschland-Premiere auf der Berlinale blicken ließ. Nun kann auch er hoffen, wenn am 2. März 2025 in Los Angeles die Oscars verliehen werden. Insgesamt ist "Like a Complete Unknown" für acht Oscars nominiert, unter anderem für den Besten Film, für die Beste männliche Hauptrolle und für die Beste Regie. James Mangold war 2006 für "Walk the Line" nicht nominiert, verhalf aber Reese Witherspoon ("Sweet Home Alabama") für ihre Rolle als Cashs Ehefrau June Carter (1929 - 2003) zu einem Oscar.

Johnny Cash taucht auch in "Like a Complete Unknown" auf. 1964 freundete er sich auf dem Newport Folk Festival mit Bob Dylan an. Beide bewunderten und beeinflussten sich gegenseitig. Ihre Verbundenheit endete erst mit dem Tod von Johnny Cash vor 22 Jahren.

Ein völlig Unbekannter erobert die Musikwelt

Der aus Minnesota stammende Bob Dylan (Timothée Chalamet) reist 1961 nach New York, um sein Idol Woody Guthrie (Scoot McNairy) im Krankenhaus zu besuchen. Dort ist auch der Sänger Pete Seeger (Edward Norton) zugegen, der sofort das musikalische Talent des 19-Jährigen erkennt. Seeger organisiert erste Auftritte für Dylan.

Eines Abends begegnet er der Musikerin Joan Baez (Monica Barbaro) und deren Manager Albert Grossman (Dan Fogler). Sein erster Plattenvertrag kommt zustande, doch Dylan darf nur gängige Folk-Klassiker covern. Er verliebt sich in Sylvie Russo (Elle Fanning), eine politische Aktivistin, die ihn ermutigt, für seine eigenen Songs zu kämpfen. Dann tritt wieder erneut Joan Baez in sein Leben. Die beiden beginnen eine Affäre und sie bringt einige seiner Songs auf die Bühne, die sofort begeistern. Für Dylan ist das der Durchbruch, denn er drückt mit seiner Musik das Protestgefühl seiner Generation aus, die nach Frieden und Gleichberechtigung schreit.

Der Newcomer wird zum Star der Folk Music, er selbst jedoch fühlt sich zunehmend in seiner Kreativität eingeschränkt. Sein Interesse für andere Musikrichtungen wie Country und Blues bringen ihn mit Größen wie Johnny Cash (Boyd Holbrook) und Brownie McGhee (Joshua Henry) zusammen. Dylan experimentiert, und als er 1965 auf dem Newport Folk Festival schließlich mit einer Elektrik-Gitarre auf die Bühne tritt, sorgt das in der Folk Music Szene für einen Eklat.

"Like a Complete Unknown" - Das Mysterium eines Mannes

"Like a Complete Unknown" ist nicht der erste Kinofilm, der sich mit dem Wirken und der Persönlichkeit von Bob Dylan auseinandersetzt. Bereits Todd Haynes ("Velvet Goldmine") versuchte, den Musiker und Poeten in seinem experimentellen Film "I'm Not There" von 2007 zu erfassen. Damals schlüpften unter anderem Christian Bale ("Todeszug nach Yuma"), Heath Ledger ("Brokeback Mountain") und Cate Blanchett ("Banditen!") in die Rolle des Bob Dylan, um in verschiedenen Episoden Facetten des Künstlers darzustellen. Reine Interpretationen, die den Mann nur noch mehr wie ein Mysterium erscheinen ließen.

James Mangold geht einen ganz anderen Weg. Er will uns vor allem die menschliche Seite von Bob Dylan vermitteln, ohne die musikalische Seite außer Acht zu lassen - und das gelingt ganz wunderbar. Timothée Chalamet nimmt man Bob Dylan nicht nur vom Typ er ab, er überzeugt auch als ein mit sich selbst ständig ringender und zweifelnder Mensch, der seinen Platz in der Welt sucht.

Der echte Bob Dylan, 1941 als Robert Allen Zimmerman geboren, gilt als eigenbrötlerischer, in sich zurückgezogener und manchmal auch schwieriger Charakter - auch das bringt Chalamet hervorragend herüber, ohne dass es ausgesprochen werden muss. Der Schauspieler wird oft eins mit seiner Figur und trägt diesen Film fast allein.

Ausgangsmaterial für das Biopic war das Sachbuch "Dylan Goes Electric!" des Musikwissenschaftlers Elijah Wald und es genügt tatsächlich, nur die eine entscheidende Phase im Leben von Bob Dylan filmisch zu beleuchten. In dieser Zeit als Emporkömmling in der Folk Music bis zum Finden seines eigenen Stils bildete sich Dylan auch charakterlich in einer Welt, die gerade selbst im Umbruch war. Mit seiner Musik und seinen Texten gab der Sänger und Songschreiber der Jugend neue Hoffnung.

Bob Dylan selbst, der sich in "Pat Garrett jagt Billy the Kid" in einer größeren Rolle auch mal als Schauspieler versuchte und 2017 sogar mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, mag das Gewese um seine Person nicht sonderlich. "Like a Complete Unknown" soll er bis heute nicht gesehen haben, aber er gab seinen Segen dazu und soll mit Regisseur James Mangold sogar das Drehbuch durchgearbeitet haben. Das verleiht dem Film eine Authentizität, ohne Bob Dylan den Zauber um sich zu nehmen.

Timothée Chalamet spielt und singt Bob Dylan

Timothée Chalamet arbeitete zur Vorbereitung auf seine Rolle mit den gleichen Stimmtrainern zusammen, die schon Austin Butler auf seine Rolle als "Elvis" von Buz Luhrmann vorbereiteten. Tatsächlich interpretiert er alle Dylan-Songs selbst von "Blowin' in the Wind" bis "Like a Rolling Stone". Chalamet absolviert hier auch eine musikalische Meisterleistung, wenn er so klingt, als wäre der Meister selbst am Mikro zu hören. Erstaunlicherweise vermisst man Dylans Originalstimme daher kaum.

Auch die anderen Schauspieler ließen es sich nicht nehmen, ihre musikalischen Parts selbst zu übernehmen: Monica Barbaro ("Top Gun: Maverick") als Joan Baez ist im Film mal als Solo-Sängerin ("House of the Rising Sun") zu hören, mal im Duett mit Chalamet ("Girl from the North Country"). Edward Norton überzeugt mit dem selbst gesungenen Song "Wimoweh (Mbube)", und auch Boyd Holbrook ("Jane Got a Gun") ist mit Johnny Cashs "Big River" auf dem Soundtrack vertreten.

Fazit: Nach dem Johnny Cash-Biopic "Walk the Line" gelingt es Regisseur James Mangold erneut, einer amerikanischen Musik-Ikone ein filmisches Denkmal zu setzen. Bob Dylan wird uns in "Like a Complete Unknown" sowohl menschlich als auch musikalisch unglaublich nahegebracht und offenbart mit Timothée Chalamet einen perfekten Hauptdarsteller.

vgw
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