Rust: Legende des Westens

Rust: Legende des Westens

"Rust: Legende des Westens" ist ein amerikanischer Western aus dem Jahr 2024, geschrieben und inszeniert von Joel Souza. In den Hauptrollen spielen Alec Baldwin (der die Geschichte auch produziert und zusammen mit Souza geschrieben hat), Patrick Scott McDermott, Josh Hopkins, Frances Fisher und Travis Fimmel. Bekanntheit erlangte der Film durch eine Schießerei im Jahr 2021, bei der die Kamerafrau Halyna Hutchins versehentlich getötet wurde, als eine scharfe Kugel aus einem Revolver abgefeuert wurde, den Baldwin benutzte. Er wurde am 20. November 2024 auf dem polnischen Filmfestival Camerimage uraufgeführt.

 

"Rust: Legende des Westens" - Ein schicksalhafter Western für Alec Baldwin

Fast vier Jahre ist es her, dass Alec Baldwin in die Schlagzeilen geriet. Am 21. Oktober 2021 gab der Hollywoodstar ("Rock of Ages") bei Dreharbeiten zu dem Western "Rust: Legende des Westens" mit einem Revolver einen Schuss ab, verletzte dabei Regisseur Joel Souza ("Im Netz der Gewalt") und traf Kamerafrau Halyna Hutchins ("Darlin'") tödlich. Ein tragischer Unfall und ein schicksalhafter Western für Alec Baldwin, der sich als Produzent und Hauptdarsteller vor Gericht verantworten musste.

Während des Verfahrens wurden die Dreharbeiten im April 2023 wieder aufgenommen, diesmal in Kooperation mit Matthew Hutchins, dem Ehemann der Verstorbenen. Er kam als ausführender Produzent dazu, um das Projekt zu Ehren seiner Frau abzuschließen. Auf ihren Wunsch feierte "Rust: Legende des Westens" am 20. November 2024 beim Filmfestival Camerimage in Toruń, Polen seine Uraufführung. Am 1. Mai 2024 startet der Spätwestern nun auch in den deutschen Kinos.

Mit 13 Jahren an den Galgen

Der 13-jährige Lucas (Patrick Scott McDermott) kümmert sich fürsorglich um seinen kleinen Bruder. Die beiden Waisenjungen sind völlig auf sich allein gestellt und ständigen Gefahren ausgesetzt. Als Lucas einen Wolf verjagen will, erschießt er versehentlich einen fremden Reiter. Er landet vorm Richter und wird zum Tode verurteilt. Nun wartet der Galgen auf ihn, doch der gesetzlose

Harland Rust (Alec Baldwin) befreit ihn aus dem Gefängnis und will mit dem Jungen nach New Mexico fliehen. Unterwegs erfährt Lucas, dass Rust sein Großvater ist, über den seine Mutter zu Lebzeiten nie ein Wort verloren hat.

Nicht nur US-Marshall Wood Helm (Josh Hopkins) nimmt mit seinen Männern die Verfolgung auf, sondern auch etliche Kopfgeldjäger. Der gefährlichste unter ihnen ist Fenton Lang (Travis Fimmel), wegen seiner Bibelfestigkeit auch "The Preacher" genannt. In einem Duell mit zwei Häschern wird Rust angeschossen und muss mit Lucas zu Fuß das Weite suchen. In der Wildnis überraschen Indianer Lucas und umzingeln ihn. Doch dem Jungen gelingt es, sein Gewehr gegen ein Pferd einzutauschen, um mit Rust schnellstmöglich den nächsten Ort aufzusuchen. Doch statt auf einen Arzt treffen sie auf Männer, die hinter dem Kopfgeld für die beiden her sind.

"Rust: Legende des Westens" - Stringent, überzeugend und erbarmungslos

Die Ausgangsidee für "Rust: Legende des Westens" war die Tatsache, dass der jüngste Mensch, der im Wilden Westen je erhängt wurde, erst 13 Jahre alt war. Daraus entwickelte Alec Baldwin zusammen mit Regisseur und Drehbuchautor Joel Souza " Rust: Legende des Westens". Allerdings zugeschnitten auf den Star des Films: Alec Baldwin, der zuletzt nur noch mit Nebenparts wie etwa in "Mission: Impossible - Fall Out" oder "A Star is Born" im Kino glänzen konnte.

Als alternder Revolverheld Harland Rust versprüht der heute 67-Jährige seinem Alter entsprechend eine Raubeinigkeit und Würde wie es vor ihm etwa John Wayne in "Der Marshal" und Clint Eastwood in "Erbarmungslos" gelungen ist. Es gibt nichts mehr, was diesen Mann noch erschüttern kann, der Tod ist ihm derweil näher als das Leben. Ein letzter Tanz mit dem Teufel, um noch etwas Gutes bezüglich seines in die Misere geratenen Enkels zu bewirken, ist das, was Rust noch reiten lässt.

Alec Baldwin zeigt nochmals eine unglaubliche Leinwandpräsenz. Der Film bleibt aber nicht allein bei den beiden Gejagten, sondern interessiert sich auch für die Verfolger. Travis Fimmel ("Warcraft: The Beginning") entpuppt sich in seiner Rolle als Kopfgeldjäger schnell als Psychopath und gibt damit einen unberechenbaren Schurken ab. Josh Hopkins ("No Way Out - Gegen die Flammen") hingegen verkörpert den sensiblen US-Marshall, der zudem auch noch mit seinem privaten Schicksal hadern muss. Zum Showdown kommen alle drei zusammen: "The Good, the Bad and the Ugly".

Ja, in "Rust: Legende des Westens" wird geschossen, viel, laut und effektvoll - so wie man es von einem gelungenen Western erwarten darf, der nun mal zur einer Zeit spielt, als sich Gesetz und Ordnung noch durchsetzen mussten. Die Szene allerdings, in der Baldwin ungewollt mit echter Munition feuerte, was zu einem tödlichen Unfall führte, wurde herausgenommen und wurde somit auch komplett aus dem Drehbuch gestrichen.

Zustände wie im Wilden Westen

Bei den Dreharbeiten scheint schon im Vorfeld einiges schief gelaufen zu sein, womit Baldwin als einer der verantwortlichen Produzenten auf jeden Fall eine gewisse Mitschuld trägt. Etliche Mitglieder des Filmstabs beschwerten sich schon kurz nach Drehbeginn über unzureichende Sicherheits- und Arbeitsbedingungen.

Am 21. Oktober 2021 legten sieben von ihnen schließlich die Arbeit nieder und wurden quasi in Windeseile durch andere ersetzt. Darunter auch ein neuer Regieassistent, der Baldwin die verhängnisvolle Waffe aushändigte mit dem Hinweis, dass sie ungeladen wäre. Eine fatale Fehlinformation, die der Kamerafrau Halyna Hutchins das Leben kostete.

Hauptverantwortlich war jedoch die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed, die schon kurz vorher bei Dreharbeiten zu dem Western "The Old Way" für Ärger sorgte, als sie ohne Vorwarnung aus einer Waffe einen Schuss abgab. Hauptdarsteller Nicolas Cage ("Con Air") war darüber dermaßen erbost, dass er protestierend den Drehort verließ.

Die Frage bei "Rust: Legende des Westens" bleibt, wie scharfe Munition überhaupt ans Filmset gelangen konnte. Mitglieder der Filmcrew hätten in ihrer Freizeit mit echten Patronen auf Büchsen geschossen. Womöglich sei dabei eine Waffe übersehen worden, um diese wieder mit Platzpatronen zu füllen.

Wie dem auch sei, macht dieser Unfall noch einmal deutlich, wie verheerend sich die Waffen-Vernarrtheit vieler US-Amerikaner auswirken kann. Dass der Film doch noch fertiggestellt werden konnte, ist zum großen Teil Witwer Matthew Hutchins zu verdanken, der sich außergerichtlich mit Alec Baldwin einigte. Als Executive Producer stieg er mit ins Projekt ein. Er sorgte dafür, dass Bianca Cline ("Mord unter Mormonen") als neue Kamerafrau engagiert wurde und als Andenken eine zusätzliche Dokumentation über Halyna Hutchins entsteht. Regisseur Joel Souza versuchte, so viele Aufnahmen wie möglich von Halyna Hutchins für den fertigen Film zu verwenden. "Rust: Legende des Westens" beeindruckt in jedem Fall durch seine Bilder von rauen Landschaften und kargen Wild-West-Städten, die einen atmosphärischen Spätwestern garantieren.

Fazit: Western sind im Kino rar geworden, weshalb es Genre-Fans stets aufs Neue erfreuen wird, wenn es doch mal wieder einer auf die Leinwand schafft. Weder Viggo Mortensens "The Dead Don't Hurt" noch Kevin Costners "Horizon" konnten im letzten Jahr wirklich überzeugen. "Rust: Legende des Westens" hingegen funktioniert mit seiner Mischung aus Melancholie und Märtyrertum. Bedauerlich bleibt der traurige Tod von Halyna Hutchins.

 
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