Triplicate ist ein Akt der Wertschätzung
Denn Dylan liebt diese Songs, die ihn und seine Art zu musizieren, ebenso formten und prägten wie der rebellische Folk und Blues aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Und so ist "Triplicate" erneut ein Akt der tiefen Wertschätzung. Und zwar ein ausführlicher: Satte 30 Songs befinden sich auf dem Album, je zehn pro Disc.
Es sind Stücke, die man auch von Dean Martin, Big Joe Turner, den Stanley Brothers, Cole Porter, George und Ira Gershwin, Richard Rodgers, Johnny Mercer, Jimmy Van Heusen oder Sammy Cahn kennt. Die meisten aber sind eng verbunden mit dem jungen Frank Sinatra.
Und obwohl "Triplicate" vor allem Songs aus den 1950er und 1960er-Jahren versammelt, nimmt das Album in seiner Form deutlich Bezug auf Sinatras spätes Opus magnum "Trilogy", einem Dreifach-Album von 1980. Bei Frankie Boy hießen die Alben "The Past", "The Present" und "The Future"; bei Dylan "'Til the Sun Goes Down", "Devil Dolls" und "Comin' Home Late".
Alle drei Alben von "Triplicate" dieser Veröffentlichung vereinen jeweils berühmte Klassiker wie "As Time Goes By", "September of My Years", "Stormy Weather" oder "Sentimental Journey" sowie unbekanntere Tracks aus der zweiten Reihe, darunter zum Beispiel "Where Is the One" von das von Alec Wilder und Edwin Finckel oder Jack Lawrence’s "It’s Funny to Everyone But Me".
Maximale Würde
Dylan und seine Band widmen sich allen Songs mit maximaler Würde. Immer nah am Original und dennoch mit eigener Note, greifen sie die Atmosphäre der Erst-Aufnahmen auf und öffnen so eine Tür zu vergangenen Zeiten. Mitunter ist es atemberaubend, was passiert, wenn gerade die Big Band-Stücke in reduzierter Bandbesetzung gespielt werden. Sie gewinnen dadurch an Wärme und Intensität und legen eine Verletzlichkeit offen, die im Original nicht zu hören war.
Besonders beeindruckend ist auch diesmal wieder Dylans Gesang, der sich in Anbetracht der hier zu singenden Lyrics samten zeigt wie nie in seiner Karriere. Dylan als Crooner, das passt erstaunlich gut. Gleichzeitig trifft er immer wieder emotional ins Schwarze. Wenn er etwa die Zeile "I could have told you, she'd hurt you" im gleichnamigen Stück von Jimmy Van Heusen und Carl Sigman singt, hört man die Lebenserfahrung des fast 75-Jährigen deutlich heraus.
Die intime Produktion, von Dylan erneut unter dem Pseudonym Jack Frost vorgenommen, leistet ebenfalls ihren Beitrag zu dieser gelungenen Zeitreise. "Triplicate" ist der beste der drei Teile dieser Trilogie - vielseitiger, intimer und atmosphärischer noch als die beiden anderen.
Fazit: Auch, wenn viele Fans sich neue eigene Stücke des Literaturnobelpreis-trägers gewünscht haben: "Triplicate" ist jede Investition wert. Es ist der würdige Abschluss einer Album-Trilogie, die wesentlich ist für das Verständnis der Person und des Musikers Bob Dylan. Sie ist zwar etwas zu ausführlich ausgefallen, zeigt jedoch eindrücklich, dass Dylan den Brückenbau zwischen verschiedenen amerikanischen Songwritertraditionen spielerisch meistert.
Label: Columbia (Sony) | VÖ: 31. März 2017 |
'Til the Sun Goes Down | |
01 | I Guess I'll Have to Change My Plans |
02 | September of My Years |
03 | I Could Have Told You |
04 | Once Upon a Time |
05 | Stormy Weather |
06 | This Nearly Was Mine |
07 | That Old Feeling |
08 | It Gets Lonely Early |
09 | My One and Only Love |
10 | Trade Winds |
Devil Dolls | |
01 | Braggin' |
02 | As Time Goes By |
03 | Imagination |
04 | How Deep Is the Ocean |
05 | P.S. I Love You |
06 | The Best Is Yet to Come |
07 | But Beautiful |
08 | Here's That Rainy Day |
09 | Where Is the One |
10 | There's a Flaw in My Flue |
Comin' Home Late | |
01 | Day In, Day Out |
02 | I Couldn't Sleep a Wink Last Night |
03 | Sentimental Journey |
04 | Somewhere Along the Way |
05 | When the World Was Young |
06 | These Foolish Things |
07 | You Go to My Head |
08 | Stardust |
09 | It's Funny to Everyone but Me |
10 | Why Was I Born |