No Direction Home (Deluxe 10th Anniversary Edition)

Filmplakat: No Direction Home (Deluxe 10th Anniversary Edition)

Der Meister Bob Dylan ganz intim - auf "No Direction Home" in Szene gesetzt von Hollywood-Star Martin Scorsese.

Da hätten die Nobelpreisträger wohl lieber Regisseur Martin Scorsese bei Bob Dylan anrufen lassen sollen. Vermutlich wäre His Bobness glatt ans Telefon gegangen, hätte ihn die Hollywood-Legende angerufen. Schließlich hat Dylan mit Scorsese bereits ein kleines Doku-Meisterwerk geschaffen: "No Direction Home". Vor genau zehn Jahren kam dieser vielfach preisgekrönte Dokumentarfilm über Bob Dylans Aufstieg zur Folk-Legende in den Handel - zum runden Jubiläum jetzt erneut: als Deluxe-Edition und erstmals als Blu-ray und Download.

Filmplakat: No Direction Home (Deluxe 10th Anniversary Edition)
 

Man hätte gerne Mäuschen gespielt, als sich der kauzige, verschrobene aber vor allem geniale Bob Dylan und der ebenfalls etwas kauzig-verschrobene Hollywood-Intellektuelle Martin Scorsese trafen, um das gemeinsame Projekt zu besprechen. Es war garantiert ein Austausch auf höchstem Niveau. So viel Kreativität, so hohe IQ-Werte. Oft genug aber kommt, treffen zwei Überflieger aufeinander, gar nichts dabei heraus. Sie neutralisieren sich, sind aufeinander eifersüchtig und neidisch, jeder will das Heft in die Hand nehmen, das Sagen haben. Offenbar verlief der Austausch von Dylan und Scorsese anders, denn die Dokumentation wurde nicht nur realisiert - sie besticht auch durch grandiose Intimität und Vertrautheit und durch ein wahres Feuerwerk an Hintergrundinformationen, raren Fotos und Filmbeiträgen.

Ging gut: Bob Dylan und der Meisterregisseur Martin Scorsese

Der Hollywood-Regisseur mit dem Musik-Faible (er drehte auch eine Rolling Stones-Doku) beleuchtet in "No Direction Home" die Dylan-Jahre von 1961 bis 1966. Rückblickend gelten diese Jahre als entscheidende Umbruchphase der Folk-Ikone, als er seine Heimatstadt Hibbing, Minnesota verlässt um im New Yorker-Künstlerviertel Greenwich Village Fuß zu fassen. Dass sich das Landei Bob Dylan sehr schnell in der Millionenmetropole etablieren konnte, ist keine Neuheit. Doch wie es ihm gelang, wie er Schritt für Schritt mehr in den Fokus der Künstlergemeinde trat und wie er sich mit jedem weiteren Song tiefer in die Herzen der Musikerszene sang, zeigt eindringlich und dabei höchst unterhaltsam "No Direction Home".

Scorsese hatte offenbar auch freien Zugang zu Dylans umfangreichen Archiven. Er durfte darin stöbern und rares Material zu Tage bringen: Fotos, Film- und Tonaufzeichnungen, Festival- und Konzertauftritte. Hunderte Stunden von Archivmaterial wurde gesichtet, darunter auch eine Vielzahl von Interviews mit Dylan-Weggefährten. Darunter finden sich fantastische Sequenzen wie mit Blues-Legende Muddy Waters, der Folk-Ikone Pete Seeger, den Blues- und Rock 'n' Roll-Größen Al Kooper und Gene Vincent und natürlich auch Joan Baez, Dylans frühe Freundin und Kollegin. Für eines der bewegendsten Momente sorgte Johnny Cash, mit dem sich Dylan im Februar 1969 für zwei Tage das Studio für seine Aufnahmen zu "Nashville Skyline" teilte. Auch hier wäre man liebend gern Mäuschen gewesen: der bullige Johnny und das schmächtige, lockenköpfige Wunderkind...

"No Direction Home" ist nicht nur was für Dylan-Fans

Die DVD ist nicht nur für Dylan-Fans ein Muss. Und sie ist nicht mal nur für Musikfans ein sicherer Tipp. So sah das auch der Kritiker des Lexikons des internationalen Films, den "eine Fülle von klug eingesetztem Archivmaterial" überzeugte und der Dylan in ein "politisches wie kulturelles Umfeld" gestellt sah. Noch mehr brachte es der Hollywood-Reporter auf den Punkt: "Besser geht’s nicht in Sachen Musik-Dokus", jubelte der Kritiker. Dem kann man sich nur anschließen.

Fazit: Wer wissen möchte, wie Bob Dylan tickte und tickt, wie es ihm gelang, zur Ikone zu werden und wie seine Weggefährten über ihn urteilen, sollte sich diese 205-minütige Doku auf keinen Fall entgehen lassen. Kurz: ein filmisches Denkmal für His Bobness!

Regie     Darsteller   Rolle  
Martin Scorese     Bob Dylan ... Bob Dylan  
      B.J. Rolfzen ... B.J. Rolfzen  
      Pete Seeger ... Pete Seeger  
      Joan Baez ... Joan Baez  
      Mavis Staples ... Mavis Staples  
vgw