Diesen Status untermauert auch diese Veröffentlichung: eine acht CD-starke CD-Box, die sich ganz seinen frühen Tage widmet – "The Original Mono Recordings". Die höchst ästhetisch gefertigte Box ist für jeden Dylan-Freak natürlich absolute Pflicht. Nicht nur weil die Alben "The Freewheelin' Bob Dylan", "Bob Dylan", "Another Side of Bob Dylan", "Blonde On Blonde", "The Times They Are A-Changin'", "Bringing It All Back Home", "John Wesley Harding" und "Highway 61 Revisited" den legendären Rum des Songwriters begründeten – auch weil die Werke schön den Werdegang des Künstlers beschreiben.
Hört man sich die Alben chronologisch nach Veröffentlichungsdatum durch, kann man prima die verschiedenen Entwicklungsstufen Dylans erkennen: vom Poeten zum Rebell, vom bemühten Sänger zum betonten Krächzer, vom Folkie zum Rocker, und so weiter. Manches hat Dylan im Verlauf seiner langen Karriere immer wieder in Frage gestellt, verändert und noch einmal verändert. Als einzige, aber entscheidende Konstante blieb stets die extrem hohe Qualität seiner Songs. Textlich ist Bob, der (Song-)Baumeister einfach in einer anderen Liga als die allerallermeisten seiner Kollegen und Kolleginnen. Diese blumige, metaphernreiche Sprache dient nicht nur seit Generationen als Blaupause für alle ambitionierten Songschreiber. Sie wurde auch in unzähligen Diplom- und Doktorarbeiten analysiert und auf Herz und Buchstaben geprüft. Neue Erkenntnisse haben diese theoretischen Fingerübungen allerdings selten zu Tage gefördert. Wie auch? Musik ist – auch bei Dylan – zu allererst eine emotionale Angelegenheit.
Und deshalb wird bei jedem seiner Jünger das Herzchen um ein paar Beats schneller pochen, hält er diese Zusammenstellung in Händen. Natürlich werden sich bei dem einen oder anderen schnell auch nostalgische Gefühle einschleichen: "Ich weiß noch ganz genau, als ich das erste Mal `A Hard Rain's Gonna Fall' hörte, damals war ich ...", "Mit meiner Freundin hörte ich die ganze Zeit 'Mister Tambourine Man'...", "'All Along The Watchtower' habe ich am Lagerfeuer auf der Gitarre gespielt ..." Jeder, der seit mindestens 20 Jahren Twen ist, hat vermutlich seine eigene Dylan-Geschichte. Sehr persönlich ist auch das 58(!)-seitige Booklet. Viele rare Schwarz-Weiß- und Farbfotos illustrieren den Werdegang des Sängers und zeichnen das Bild eines mal mürrischen, mal sensiblen, mal auch humorvollen jungen Mannes. Kaum weniger spektakulär sind die von Star-Journalist Greil Marcus geschriebenen Liner-Notes. Sie geben Zeit und Stimmung zu den jeweiligen Aufnahmen kompetent wieder und versorgen den Dylan-Fan mit musikalischem Wissen, die einen die CDs mit anderen Ohren hören lassen. Dass die Aufnahmen zwischen 1962 bis 1968 alle in Mono gehalten sind, ist kein Nachteil. Vielleicht im Gegenteil: sie klingen so, wie es einst geplant war. Einkanalig – aber nie einspurig.
Fazit: Man mag ihn als nuschelnden Nicht-Sänger und Mundharmonika-Dilettant bezeichnen – fest steht aber: Dylan hat mit seiner Musik die Welt verändert. Diese acht Alben waren dafür verantwortlich.
Label: Columbia (Sony) | VÖ: 15. Oktober 2010 |
Liste der CDs
Links
01 | Bob Dylan (1962) | 06 | Highway 61 Revisited (1965) |
02 | The Freewheelin' Bob Dylan (1963) | 07 | Blonde on Blonde (1966) |
03 | The Times They Are A-Changin' (1964) | 08 | John Wesley Harding (1967) |
04 | Another Side Of Bob Dylan (1964) | ||
05 | Bringing It All Back Home (1965) |
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