In ihrer langen Karriere hat die Sängerin schon so einige Stilrichtungen - meistens mit Erfolg - ausgetestet. Sicherlich hat die aus Jackson, Mississippi, stammende Sängerin ihr Country-Stammpublikum dabei auch das ein oder andere Mal vor den Kopf gestoßen. Mehrfach agierte sie im Pop-Bereich, um danach wieder ein Country-Album zu veröffentlichen. Diese Crossover-Taktik setzt die mittlerweile 34-Jährige nun mit "Remnants" fort. Das Album den Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen Albums "Spitfire" dar, welches der Künstlerin die bislang schlechteste Chart-Position in den USA einbrachte.
"Remnants" ist die erste Studio-Arbeit von LeAnn Rimes für RCA in Großbritannien
Ganz so überraschend kommt der erneute Umschwung nicht, stehen doch auch die anderen Künstler, die wie LeAnn Rimes bei RCA-UK unter Vertrag sind, nicht für Country Music. Statt wie bisher mit Rodney Atkins und Wynonna teilt die Sängerin nun das Label mit Acts wie Usher, Alicia Keys, Meghan Trainor, Beyoncé, Pitbull oder Britney Spears. Doch keine Angst, die 13 neuen Songs auf "Remnants" klingen nicht annähernd so stark nach R&B und Hip-Hop, wie es diese Aufzählung vielleicht vermuten lässt.
Die bereits im Sommer erschienene Vorab-Single sollte sowohl neue wie alte Fans begeistern. Bei der Neuauflage von Brandi Carlisles "The Story" glänzt LeAnn Rimes mit ihrer wunderbaren Stimme, die der Ballade jede Menge Kraft und Gefühl einbringt. Kaum zu glauben, dass der Song, der nach Meinung der Sängerin nicht nur ein Liebeslied, sondern ein Song der Selbstakzeptanz und Wertschätzung für das Leben darstellt, in England total floppte. Dennoch - wer bislang ein Herz für die großen Balladen der Sängerin hatte, wird diese Interpretation, bei der schrammelige Indie-Gitarren auf weiche Streicher treffen, lieben.
Ähnlich viel Enthusiasmus hat die Sängerin bei den Aufnahmen zu "How to Kiss a Boy" investiert. Die Piano-Ballade von Lori McKenna und Barry Dean ist leider nicht so einprägsam wie "The Story", trotzdem gibt es bei dem Song, der fast so kitschig klingt, als stamme das Stück direkt aus einem Disney-Film, die beste Gesangsleistung des Albums zu hören. Piano und Streicher stellen zudem bei "Mother", einer weiteren, intensiven Ballade das geschmackvolle Klang-Gerüst. Auf "Remnants" gibt es noch eine ganze Reihe weiterer ruhiger Songs zu hören. Vielleicht ein paar zu viel, leidet doch die Vielfalt, die man von früheren Produktionen gewohnt ist, ein wenig an dem Balladen-Überschuss.
Überraschende Klänge von LeAnn Rimes
Die Liebe spielt ebenso bei "Love Is Love Is Love" die Hauptrolle. Musikalisch zeigt LeAnn Rimes hier eine gänzlich neue Seite, indem sie Motown-Sounds und Gospel-Spirit miteinander kombiniert. In eine ähnliche Richtung geht zudem "Do It Wrong With Me". Bei "Long Live Love" lässt LeAnn Rimes stattdessen die Soul-Diva raus. Kraftvoll und selbstbewusst treibt die Sängerin den Song mit ihrer starken Stimme voran, so dass es einen fast umfegt. Eine Energie der anderen Art bringt "Dang Dang" in das mittlerweile 13. Studio-Album. Als hätte sich LeAnn Rimes ein paar Soul-Sisters ins Studio bestellt, dabei aber vergessen, dass die Rockabilly-Herren der Cherry Poppin' Daddies bereits dort sind. Langweilig ist anders, kommerziell chancenreich allerdings auch. Egal, denn die Hauptakteurin scheint besonders bei dieser überraschenden Nummer eine Menge Spaß gehabt zu haben.
Fazit: Wow - was für eine Stimme! LeAnn Rimes klingt auf "Remnants" teils völlig losgelöst. Ihr Ziel sucht die Sängerin dabei vor allen Dingen in Balladen und Songs, bei denen sie ihrer souligen Ader bestmöglich Ausdruck verleihen kann. Mit Country hat das Ergebnis leider nichts mehr zu tun, dazu werden es die teils wenig eingängigen Songs im Radio nicht leicht haben. Wer sich aber etwas Zeit für das Album nimmt, wird seinen Spaß daran haben.
Label: RCA UK (Sony) | VÖ: 28. Oktober 2016 |
01 | The Story |
02 | Love Line |
03 | Outrageous Love |
04 | Mother |
05 | Remnants |
06 | Long Live Love |
07 | How to Kiss a Boy |
08 | Love is Love is Love |
09 | Learning Your Language |
10 | I Couldn't Do That to Me |
11 | Humbled |
12 | Do It Wrong With Me |
13 | Dang Dang |