Die Musik erzählt über weite Strecken aber eine andere Story. Das belegt schon der Opener "Born Again". Big & Rich haben sich für diesen Track mit Richie Sambora und Jon Bon Jovi zusammengetan, den beiden Köpfen von Bon Jovi. Was kann dabei musikalisch schon anderes herauskommen, als ein Mainstream-Rocker mit Country-Zutaten (Steel Guitar, Fiddle)? Kein schlechter Song, aber kein überragender. Grundsolide Kost - doch ohne den typischen Big & Rich-Mutterwitz.
Der macht sich ohnehin bei dem von Dann Huff produzierten Album rar. In der bluesigen Revue-Nummer "'Cause I Play Guitar" blitzt er auf. Und natürlich in dem finalen, rund sechsminütigen "M-E-D-L-E-Y of The Hillbilly Jedi" - ein furioses Spektakel, das schon fast kabarettistische Spike-Lee-Züge annimmt. In diesem Track, so scheint es, haben die beiden Country-Sonderlinge ihren Humor, ihre lebhafte Phantasie verdichtet und hier hemmungslos ausgelebt.
Für frühe Fans der beiden Nashville-Rebellen dürfte das aber dann doch zu wenig sein. Zumal sie in anderen Titeln eine doch sehr brave, biedere, schon fast auf Mainstream-Radio zugeschnittene Kost anbieten: Balladen wie "Never Far Away" oder "Lay It All On Me" und Rocker wie "Get Your Game On" oder "Can't Be Satisfied" (erneut mit Samborra und Jovi als Co-Autoren) stechen in ihrer gediegenen Machart kaum aus dem aktuellen Nashville-Gros heraus.
Wie in früheren Zeiten präsentiert das knallige Duo auch bei "Hillbilly Jedi" ihre zum Markenzeichen gewordene Mixtur aus Country, Rock und Rap. "Party Like Cowboyz", "Get Your Game On" oder das mit der Unterstützung von Cowboy Troy, Sarah Buxton und Megan Mullins entstandene "Rock The Boat" verweisen auf die DNS der Band. Songs, die allemal Hörspaß garantieren. Die mit ihrer wuchtigen, nicht selten überladenen Produktion aber auf Dauer am Nervenkostüm des Hörers zerren. Wie sehr es Produzent Dann Huff liebt, klanglich in die Vollen zu greifen, wird vor allem in der Großleinwand-Ballade "That's Why I Pray" deutlich: nach gemächlichem Beginn steigert sich das rührselige Werk in opulentes Pathos, Geigenteppich inklusive. Dass sich die politisch mit dem rechten Republikaner-Rand flirtenden Musiker (vor allem gilt das für Big Kenny) mit knalligen Parolen hier allerdings zurückhalten, muss man ihnen anrechnen.
Fazit: Nach fünf Jahren melden sich die beiden Country-Rabauken Big & Rich zurück. Deutlich ernster und gediegener, als es das schrille Cover vermuten lässt. Sie werden doch nicht vernünftig werden?
Label: Warner Bros. Nashville (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 18. September 2012 |
Titelliste
01 | Born Again | 07 | Can't Be Satisfied |
02 | Party Like Cowboyz (Galactic Version) | 08 | Get Your Game On (Unleash the Beast Version) |
03 | That's Why I Pray | 09 | 'Cause I Play Guitar |
04 | Lay It All On Me | 10 | Cheat On You |
05 | Last Words | 11 | Never Far Away |
06 | Rock the Boat | 12 | M-E-D-L-E-Y of the Hillbilly Jedi |