Deshalb tauchen im Kielwasser des schwergewichtigen, großmäuligen Colt Ford immer wieder neue Acts auf. Jüngste Entdeckung: The Lacs. Ein Duo, bestehend aus dem Hip-Hopper Clay "Uncle Snap" Sharpe und Sänger/Gitarrist Brian "Rooster" King, ansässig irgendwo im Farmland Georgias. In ihrer knappen Biografie verweist der in coolen Posen – Hip-Hop-Gefuchtel, Muscel-Shirts, Baseball-Caps - präsentierende Zweier auf ihren "blue collar background": Zimmerer, Maurer, maskuline Tätigkeiten, toughe Typen. Alles klar?
Leider sind es immer wieder diese Stereotypen, die das Anderssein-Wollen etwas unglaubwürdig erscheinen lassen. Egal, wir kümmern uns ohnehin um ihre Musik. Und die ist: teilweise richtig klasse, teilweise richtig nervig. Fest steht aber: sie haben Talent.
Und einige Freunde mit beträchtlichem Einfluss. Zum Beispiel Danny Boone von Rehab und der stämmige Colt Ford, natürlich. Mit beiden Acts haben The Lacs bereits auf einer vorherigen Produktion zusammen gearbeitet. Das bringt Aufmerksamkeit.
Auch auf "190 Proof" präsentiert das HipHop-Country-Tandem ein paar Stargäste: Bei "Just Another Thing" ist es ein Act namens Crucifix, bei "Wylin" Bubba Sparxxx und bei "Shake It" - man höre und staune - sind es Big & Rich. Wohl auch deshalb gehört der zünftige Country-Pop-Rock-Song mit seinen ins Ohr gehenden Melodien zu den Glanzlichtern der CD.
Es ist beileibe nicht das einzige: "Old River Road" bleibt, der Name deutet es an, recht traditionell und gemächlich Country - natürlich nicht ohne die obligatorischen Rap-Einlagen. Doch so eingebettet und mehr als rhythmisches Element verwendet, stört der coole Sprechgesang nicht. Man möchte fast sagen: im Gegenteil.
Oft genug aber wird die Rap-HipHop-Attitüde überbetont. Das ist umso nerviger, wenn die Grundmelodie des Songs zu überzeugen weiß - wie beim Opener und Titelsong, bei "Drinks Up" oder "Country Boy Fresh". Häufig vertrauen die zwei Georgianer auf die Formel: Country- und Folk-Melodie trifft auf HipHop- und R&B-Arrangement. "Island Time" ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Manchmal ergänzen die Newcomer ihren Soundfundus noch um Southern-Rock- und Folk-Elemente - diese Kombi funktioniert. Weniger prickelnd wird es, wenn sich die zwei ganz auf Rap, HipHop und R&B konzentrieren: Bei "Wylin" und "4 Wheel Drive" hilft auch das Landbuben-Outfit nicht mehr - das ist Eminem für Arme.
Fazit: HipHop, Rap und R&B treffen auf Country und Folk. Muss man mögen - doch schlecht gemixt ist dieser "190 Proof" betitelte Drink keinesfalls.
Label: Average Joe's (in Deutschland nicht veröffentlicht) | VÖ: 3. April 2012 |
Titelliste
01 | 190 Proof | 08 | Country Boy Fresh |
02 | Drinks Up | 09 | Island Time |
03 | Po Dunk University (Skit) | 10 | Just Another Thing (mit Crucifix) |
04 | DShake It (mit Big & Rich) | 11 | 4 Wheel Drive |
05 | Old River Road | 12 | Drink Too Much |
06 | Wylin (mit Bubba Sparxxx) | 13 | Ease Along |
07 | Great Moments In Redneck History #2 (skit) | 14 | What I Need |